Absa Cape Epic 2014: Staubig-heiße Schönheit mit vielen Unbekannten

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Heiß und staubig: Am Sonntag beginnt die 10. Cape Epic. ©Sportzpics

Die 10. Auflage sieht sportlich nach der bislang hochwertigsten Absa Cape Epic aus. Vermutlich haben sich noch nie so viele Paarungen zu Ambitionen im Gesamtklassement bekannt wie dieses Jahr. Allen voran Titelverteidiger Christoph Sauser mit seinem neuen Partner Frantisek Rabon und das Bulls-Duo Karl Platt/Urs Huber. Bei den Damen deutet vor dem Start in Durbanville am Sonntag alles auf ein Duell zweier Teams hin.

Es kann sein, dass sich die Zahl der Podiums-Ambitionen von Sonntag bis Mittwoch schon um die Hälfte reduziert, dass dann doch wieder nur zwei, drei Teams im Rennen um den Gesamtsieg sind. Aber erst mal lassen sich acht Paarungen ausmachen, vom halben Titelverteidiger über die Lernkurven-Theoretiker bis zur Schwaben-Power, die für einen Podiumsplatz in der Endabrechnung in Frage kommen.

Das Cape Epic ist eine staubig- heiße Schönheit unter den Mountainbike-Rennen, aber diese Schönheit ist bisweilen geradezu bizarr gnadenlos. Sie wirft ihre Kombattanten einfach aus dem Sattel des Gesamtklassements, durch Stürze, Defekte, Zeitstrafen, Dehydration, Antilopen oder auch mal durch irritierende Wegweiser. 718 Kilometer und 14850 Höhenmeter sind in acht Tagen zu bewältigen. Am Sonntag geht es langsam los mit einem 28-Kilometer-Prolog in Durbanville.

Es gibt dieses Jahr ein paar, im voraus kaum berechenbare, neue Kombinationen. Sie machen die Jagd nach dem Ehrenplatz auf dem Podest zusätzlich spannend. Zumindest im Vorfeld, ehe möglicherweise Träume und Hoffnungen an einem banalen Stein zerschellen.

Unternehmen wir mal einen Streifzug durch das Feld der Podest-Kandidaten. Die Reihenfolge ist aber nicht als Hierarchie gedacht.

DIE HALBEN TITELVERTEIDIGER
Christoph Sauser/Frantisek Rabon (Meerendal Songo Specialized)
Ein Schweizer und ein Tscheche waren 2013 die Nummer eins bei der Cape Epic. Allerdings hat der 30-fache Etappensieger Christoph Sauser dieses Jahr nicht Olympiasieger Jaroslav Kulhavy, sondern dessen Landsmann Frantisek Rabon an seiner Seite. Und der ist eine große Unbekannte.

„Ich kenne Franti seit Anfang Januar. Wir haben viel zusammen trainiert, Intervalle gemacht und sind zusammen Attakwas, Argus MTB, Argus Road und die Tour de Boland gefahren“, erklärt Sauser.
Sie seien „super Freunde“ geworden und bezieht da auch Erik Kleinhans und Nico Bell vom Team RE:CM mit ein. Die beiden fungieren als „Back-Up-Team“ für Sauser/Rabon. Sprich: bei Defekt sollen sie aushelfen.
Wichtig, so Sauser, sei aber, dass „wir alle super schnelle Beine haben und im Kopf parat sind.“ Das sei noch hundert Mal wichtiger als Harmonie.

Der bisherige Straßen-Profi Frantisek Rabon bleibt erst mal eine Unbekannte. Aber nicht was seine körperliche Leistungsfähigkeit angeht. Davon konnte man sich bereits überzeugen.
Karl Platt meint: „Rabon hat einen brutalen Motor, gar keinen Zweifel wird er die acht Tage überstehen, ohne schwächer zu werden. Davon konnte ich mich beim Attakwas schon überzeugen. Doch ihm fehlt es noch ganz schön an Fahrtechnik und Erfahrung beim Cape Epic. Und wie wird er mit dem Druck umgehen mit dem Marathon-Weltmeister zu fahren?“

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Da wollen sie alle hin: Das Gesamtpodium. 2013 mit (von links) Karl Platt/Urs Huber, Jaroslav Kulhavy/Christoph Sauser, Tim Böhme/Thomas Dietsch ©Team Bulls

DIE TEAMSPEZIALISTEN
Karl Platt/Urs Huber (Team Bulls)
Letztes Jahr Zweiter in dieser Konstellation. Karl Platt mit 14 Etappensiegen und vier Gesamtsiegen, wie Christoph Sauser, eine Koryphäe was das Cape Epic angeht. Er war bei allen bisherigen neun Auflagen dabei. Wer wüsste besser, wie man das Cape Epic fahren muss?
Schon bei den Rennen in den vergangenen Wochen wirkte Platt sehr gut aufgestellt, motiviert bis in die Haarspitzen und der Sieg in Tulbagh, auf Cape-Epic-Terrain, am vergangenen Wochenende hat ihm Gewissheit gegeben. Urs Huber fuhr die ganze Zeit auf dem gleichen Niveau.

Platts Statement: „Ja, ich habe mich intensiver auf das Cape Epic vorbereitet. Ich muss ehrlich sagen das ich letztes Jahr nach der Transalp völlig ausgebrannt war und eine längere Pause machen musste um wieder neue Motivation und Kraft zu tanken.Seit November habe ich wahrscheinlich so gut trainiert wie noch nie. Ich hab nur noch ein paar wenige Jahre und werde diese voll ausnutzen. Das Cape Epic ist einer meiner Lieblingsrennen und ich will es unbedingt nochmal gewinnen, mit Urs zusammen ist es auch möglich. Die letzten Ergebnisse haben auch gezeigt das wir voll auf Kurs sind und es verspricht ein sehr spannendes Rennen zu werden.“

Von Urs Huber ist Folgendes zu hören: „Nachdem wir bei unserem ersten gemeinsamen Cape Epic bereits sehr gut zusammen funktioniert haben und auf den zweiten Rang gefahren sind, ist dieses Jahr der Gesamtsieg unser ganz klares Ziel! Darauf haben wir uns in den letzten Monaten intensiv gemeinsam vorbereitet.
Aber natürlich wird es ein spannendes Rennen, dass in diesem Jahr mit vielen neuen Paarungen vielleicht so offen ist wie noch nie.“
Fragezeichen hinterlassen der Deutsche und der Schweizer eigentlich: keine.

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Gelb am letzten Tag wäre ihnen am liebsten: Karl Platt und Urs Huber. ©Michal Cerveny

WELTMEISTER UND AFRIKAMEISTER
Nino Schurter/Philipp Buys (Scott-Odlo)
Eine neue Paarung, die schwer einzuschätzen ist, weil man kaum ermessen kann, wie gut Afrika-Meister und Weltranglisten-25. Philipp Buys mit Cross-Country-Weltmeister Nino Schurter mithalten kann.
Der Schweizer war vor der Abreise nach Südafrika optimistisch. „Ich habe für das Cape Epic mein Training ein wenig angepasst. Bis jetzt hat sich alles positiv ausgewirkt. Wir werden alles probieren und im Prolog gleich angreifen. Dann sehen wir was möglich ist. Ich will um den Gesamtsieg mitfahren“, stellt Schurter klar, dass er nicht nur auf Etappenjagd gehen will.

Konkurrent Sauser sieht das im Blick auf Buys skeptisch: „Es wird sicher nicht einfach für Philipp. Er hat noch nie ein größeres Marathon-Rennen gewonnen. Jetzt über acht Tage plötzlich auf Weltklasse-Niveau mitzuhalten wird schwer. Aber wir werden es bald wissen.“

Karl Platt argumentiert ähnlich: „Die Paarung Schurter und Buys klingt sehr interessant und ich denke dass Nino endlich seinen ersten Etappensieg holen wird. Für den Gesamtsieg werden sie sich wohl ziemlich anstrengen müssen. Beide mussten noch nie acht Tage am Stück Anschlag fahren. Zudem bin ich gespannt wie Buys mit dem Druck umgehen wird, im Heimatland mit dem Weltmeister zu fahren.“

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José Hermida und Rudi van Houts: Aus Spaß kann auch Ernst werden. ©Michal Cerveny

DIE SPASS-FRAKTION
José Antonio Hermida/Rudi van Houts (Multivan-Merida)
Möglicherweise geht’s beim Spanier und beim Holländer am lustigsten zu. Kann sein sind die beiden sind das Duo, das bei entsprechendem Verlauf am ehesten die Ambitionen in der Gesamtwertung aufgibt. Aber sie haben zum ersten Mal ganz deutlich auch Ansprüche im Gesamt-Klassement formuliert.

„Die Cape-Epic-Form ist da“, hat Hermida auf Zypern festgestellt. Auch bei Rudi. Und man hat dort auch die Bike-Abstimmung für die Südafrika-Etappenfahrt getestet. Die Vorbereitung scheint optimiert.
Erfahrung haben sie ja inzwischen. Bei der Cape Epic und miteinander auch. Sie fahren bereits das dritte Mal miteinander. Ihr Niveau ist hoch und das nicht zuletzt fahrtechnisch.

Letztes Jahr waren sie nach dem Sieg auf der ersten Etappe schon in Gelb, verloren die Führung aber wieder durch einen Defekt am Tag darauf. Das Duo ist – Spaßvögel hin oder her – ernst zu nehmen, auch wenn Hermida immer sagt, Langstrecke, das sei nix für ihn.

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