Afxentia Nachgedreht: Zwei deutsche DNFs, ein kurzfristiger System-Tausch und ein Bike begeisterter Bischof

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Manuel Fumic DNF: Der linke Daumen war’s! ©Andreas Dobslaff/EGO-Promotion

Der linke Daumen des Deutschen Meisters, der Schleimbeutel der Deutschen Meisterin, ein zweimal betroffenes Körperteil, vom Eingehen bis zum Race-Modus, von leeren Akkus und Luft und in den Bremsen, von Prüfungen in der Vorbereitung und einem Kirchenvertreter, der den Mountainbike-Sport fördert. Nachgedreht, was hier vom Afxentia Etappenrennen noch nicht geschrieben stand.

Manuel Fumic (Cannondale Factory Racing) tauchte am letzten Tag des Etappenrennens nicht mehr in der Ergebnisliste auf, bzw. erst bei den DNFs. Der Deutsche Meister gab in der zweiten Runde des Cross-Country-Rennens auf. Gesundheitlich angeschlagen hatte er versucht die vier Tage dennoch als Training zu nutzen. Er fuhr dosiert um seinen Zustand nicht zu verschlimmern. Es sei auch „von Tag zu Tag besser“ gegangen, so Fumic.

Allerdings hatte er sich noch ein zweites Handicap geholt. Als er auf der zweiten Etappe in einem Singletrail Defekt hatte, versuchte er den nachfolgenden Fahrern aus der Linie zu gehen, rutschte dabei aber am Hang weg. Eigentlich lächerlich, aber beim Abstützen positionierte er den Daumen so unglücklich, dass er der hinterher anschwoll. „Ich wollte heute nichts riskieren. Nicht, dass ich mich hier noch unnötig ablege. Reißen kann ich sowieso nichts mehr“, meinte Fumic, während er seinen Teamkollegen Marco Fontana bei seiner Sieg-Fahrt beobachtete.

„Es kam jetzt viel zusammen, aber es war dennoch eine gute Belastung. Natürlich nicht mit dem Ergebnis, das ich mir erhofft habe. Aber im Endeffekt war Zypern als Training gedacht. Jetzt geht es darum mich zu erholen und dann gesund in das Cape Epic zu gehen“, erklärte Fumic weiter.

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Helen Grobert (Ghost Factory Racing) macht sich vorzeitig auf den Heimweg von Zypern. Nach dem verletzungsbedingten Ausstieg am Sonntag, musste sie auch am Montag im Training Tribut zollen. Die Schmerzen am linken Arm vom Sturz auf Etappe 3 waren zu groß. Grobert sprach von „zwei tiefen Schnitten“ und dem Schleimbeutel im Ellbogen, der betroffen wäre. „Ich kann da nichts riskieren. Es ist schade, aber jetzt versuche ich halt zuhause auf der Rolle und im Kraftraum weiter zu trainieren“, erklärte die Deutsche Meisterin ihre Entscheidung. „Ich war schon ziemlich enttäuscht, das Rennen aufgeben zu müssen. Aber so ist das halt“, meinte sie. Grobert war ausgestiegen weil sie wegen der Verletzung den Lenker nicht mehr halten konnte.

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Helen Grobert musste aufgeben, Linda Indergand (in Rot) wurde Siebte. ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

 

Yana Belomoina (CST-Superior Brentjens) beendete das Afxentia auf Rang 14. Das war sicher nicht das, was sich die WM-Dritte erhofft hatte. Auch wenn sie für sich in Anspruch nahm, die vier Tage „als Training“ nutzen zu wollen und mit Intensität in ihrer Vorbereitung noch nicht zu tun gehabt zu haben.

Maßgeblicher für ihre Platzierung war jedoch ein Sturz, bei dem Belomoina mit demselben Körperteil auf den Boden prallte, wie schon bei einem Sturz im Trainingslager in Spanien. Jetzt soll noch mal untersucht werden, ob es bei Prellungen geblieben ist.

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Julie Bresset (BH-Sr Suntour-KMC) trat schon zur dritten Etappe nicht mehr an. Die Olympiasiegerin von 2012 war gesundheitlich angeschlagen ins Rennen gegangen und nachdem es nicht besser wurde, verzichtete sie auf eine Fortsetzung. Am zweiten Tag hatte sie zudem durch einen Defekt sehr viel Zeit verloren.

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Linda Indergand (Focus XC) beendete das SHC-Rennen in auf Position sieben und zeigte sich insgesamt „ganz zufrieden“ mit den vier Tagen im Macheras-Gebirge. „Berghoch ging es ganz gut in jeder Etappe. Nur bin ich auf der ersten langen Etappe die letzten drei Kilometer völlig eingegangen. Ich war fix und fertig. Am dritten Tag konnte ich dann ganz gut beißen. Und jetzt, nach dem Cross-Country-Rennen bin ich wieder in Race-Modus“, erklärte Indergand. „Manche fahren bald das Cape Epic und müssten schon Form haben. Ich habe noch Zeit“, meinte sie mit Blick auf die Konkurrenz.

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Max Holz (CEP Racing Team) belegte Rang 37. Am letzten Tag verlor er allerdings noch sechs Plätze. „Der Akku war völlig leer, es ging nichts mehr“, bekannte der Münchner. „Ich habe einfach noch nicht genug Training in den Beinen“, schüttelte Holz den Kopf. Seine beste Leistung zeigte er am Samstag, als er 28. wurde.

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Der Deutsche U23-Meister Georg Egger (Lexware Mountainbike Team) wagte sich erstmals ans Afxentia. Als 44. landete er dann neben den erhofften Punkterängen (bis 40). Der 38. Platz bem abschließenden Cross-Country-Rennen stimmte Egger aber positiv. „Ich bin glücklich mit dem Tag heute, das hat sich zum ersten Mal race-mäßig angefühlt. Und das, obwohl ich nach den 50 Kilometern gestern im Ziel klinisch tot war“, wird er in einer Pressemitteilung seines Teams zitiert.

Sicher hätte er sich insgesamt ein besseres Resultat gewünscht, aber die Vorbereitung wäre auch „nicht stressfrei“ gewesen. Nach dem Trainingslager auf Gran Canaria hatte er sich mit Prüfungen an der Hochschule beschäftigen müssen.

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Nach Prüfungen nicht in den Punkten: Georg Egger ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

 

So war das auch bei Martin Frey. Der Bulls-Fahrer hat aktuell allerdings ein weiteres Handicap. Seit einem Infekt im Januar wird er die Verstopfung in den Nebenhöhlen nicht mehr los. Entzündungswerte werden zwar nicht mehr gemessen, aber die Atmung ist beeinträchtigt.

„Das ist schon frustrierend, wenn man immer so eingeschränkt ist. Da muss jetzt was passieren, das geht so nicht weiter“, meinte er.

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In den Junioren-Rennen gab es zwei Podestplätze für deutsche Biker. Bei den Herren siegte der Niederländer Max Bouwmeester, indem er alle vier Etappen für sich entschied. Am letzten Tag bot ihm der Schweizer Jorin Gabriel bis kurz vor dem Ziel Paroli, doch dann waren dem Fahrer vom jb-Brunex-Felt zwei kategoriefremde Fahrer im Weg.

Gabriel wurde Gesamt-Vierter, während sein Rheinfeldener Teamkollege Tim Meier den zweiten Platz belegte. Unzufrieden war der Südbadener lediglich mit dem Cross-Country-Rennen, wo er sich viel mehr

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Die Bayreuther Juniorin Lia Schrievers beim Auftakt-Zeitfahren. Am letzten Tag wurde es etwas aufregend für sie. ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

vorgenommen hatte als Rang fünf. Nach einem Sturz von Bouwmeester in der ersten Runde, direkt vor ihm, kam er völlig aus dem Konzept. Er habe er „keinen Druck mehr aufs Pedal“ gebracht, so Meier.

Lia Schrievers (CEP Racing) hatte am Sonntag erst mal große Aufregung zu überstehen. Luft in der Bremse und niemand mit einem Tool zur Hand, um das Problem zu lösen. Organisator Mike Hadjioannou hatte die Lösung. „Wir tauschen das ganze System“, wies er den Mechaniker seines Bike-Verleihs an. Fünf Minuten vor dem Start war Schrievers Bike parat. Aufwärmen war da nicht mehr drin. „Sie war nicht richtig eingebremst“, meinte die Juniorin zu ihrer Bremse. Aber immerhin besser als gar keine zu haben.

„Die Runde habe ich auch erst zur Hälfte gekannt“, meinte Schrievers zu einem weiteren Problem. Bei der Bayreutherin war aber auch „der Akku leer“, wie sie bekannte. „Ich bin so ein Etappenrennen ja noch nie gefahren. Aber es war eine coole Erfahrung und hat Spaß gemacht“, meinte die am Ende Dritte wurde.

Hinter der Tschechin Adela Safarova und der Schweizerin Lara Krähermann von jb Brunex Felt. „Bei mir ging es von Tag zu Tag besser“, sagte die 16-Jährige. „Obwohl wir ja Etappen bis zu 50 Kilometer nicht gewohnt sind.“

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Es ist nicht jener Bischof, der hier mit Tim Meier posiert, aber immerhin ein Mountainbike begeisterter Pater ©Armin M. Kuestenbrueck/EGO-Promotion

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Wenn wir schon beim Nachwuchs sind: In Lythrodontas, wo mit der dritten Etappe Station gemacht

wird, tummeln sich jedes Jahr Nachwuchs-Mountainbiker, alle in denselben orangefarbenen Trikots. Wie ein Verantwortlicher zu verstehen gab, betreut der Club 200 Nachwuchs-Biker aus der Region. Es habe sich Jahr für Jahr weiterentwickelt. Die Arbeit wird vom örtlichen Bischof unterstützt, der Club ist also ein kirchlich basierter Verein. „Der Bischof mag den Sport“, so ein Trainer. Na denn, wer den Segen von oben hat…wenn mal ein zypriotischer Mountainbiker auf einem Weltcup-Podium auftaucht, dann kommt er bestimmt aus Lythrodontas.

 

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