Cannondale Factory Racing: Helen Grobert wird Teamkollegin von Manuel Fumic

 

Das nacholympische Jahr ist das der großen Umwälzungen. Beim Team Cannondale Factory Racing verändern sich für die Saison 2017 Personal, Strategie und Statik des Teams fast grundsätzlich. Die Deutsche Vize-Meisterin Helen Grobert hat nach mehr als zehn Jahren als erste Frau bei Cannondale unterschrieben, Manuel Fumic und Henrique Avancini haben verlängert, aber ein Franzose löst einen Italiener ab und ein junger Fahrer hat die Equipe auch verlassen.

Manuel Fumic geht in sein achtes Cannondale-Jahr und damit ist er jetzt quasi der dienstälteste Fahrer im Team. Sein kongenialer Partner Marco Fontana war ein Jahr länger da, doch der Italiener hat sich verabschiedet. Auch der Neuseeländer Anton Cooper, U23-Weltmeister von 2015, ist weg.

Dafür kommt Helen Grobert von Ghost Factory Racing und mit Maxime Marotte der Weltranglisten-Dritte von BH-Sr Suntour-KMC.

Für die Deutsche Meisterin von 2015 ist Cannondale nach Focus und Ghost die dritte Profi-Station. Die 24-jährige Olympia-Zwölfte will im neuem Umfeld den nächsten Schritt vollziehen. „Ich habe mich intensiv damit auseinandergesetzt und bin dann zum Schluss gekommen, dass mich Cannondale am meisten weiter bringt. Wer das Team kennt, weiß wie professionell dort gearbeitet wird“, erklärt Helen Grobert gegenüber acrossthecountry.net ihre Entscheidung künftig an der Seite von Manuel Fumic unterwegs zu sein. (Mehr von Helen Grobert in Kürze in einem Interview).

Neue Ausrichtung, auch für die Cape Epic

Diese Personalien verändern nicht nur die soziale Statik im Team, sondern auch die marketing-technische Strategie. Bisher prägte vor allem die Kombination Fumic-Fontana die Marke Cannondale. Abgesehen von den Resultaten verkörperten der Kirchheimer und der Italiener einen lässigen Lifestyle, der vor allem beim jungen Publikum Wirkung zeigte.

„Diese Geschichte ist inzwischen erzählt, wir fangen sozusagen komplett neu an“, erklärt Team-Manager Daniel Hespeler, der für Cannondale als Sports Marketing Manager MTB arbeitet. Die Geschichte ist vielfach erzählt, wenn man es genau nimmt.  Als Charakter ist Marco Fontana kaum zu ersetzen, sportlich durch Maxime Marotte allerdings schon.

„Wir haben uns neu aufgestellt, um CFR für die nächsten Jahre neu auszurichten“, so Daniel Hespeler. Kurzfristig, also für 2017, gehe es um die Weltcup-Saison und auch – aha – um die Gesamtwertung beim Absa Cape Epic.

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Achte Saison bei den Schwarz-Grünen: Manuel Fumic ©Cannondale

Manuel Fumic und Henrique Avancini werden zum zweiten Mal gemeinsam antreten, diesmal allerdings mit ernsthaften Ambitionen über Etappensiege hinaus. Avancini soll sich künftig auch mehr auf die Langstrecke konzentrieren. Das war ein sportliches Segment, das Cannondale bisher fast völlig ausgelassen hat.

„Ich habe mit Henrique einen gefunden, der Etappenrennen super beherrscht. Wir haben letztes Jahr getestet und wollen uns dieses Jahr mal richtig darauf vorbereiten“, sagt Fumic im Blick auf die Cape Epic.

Die Schwester für ein optimales Umfeld

Auch das ist neu. Wesentlich an der neuen Ausrichtung von CFR sind aber zwei weitere Aspekte: Da ist einmal die weibliche Seite, für die neben Helen Grobert auch deren Schwester Hannah (19) ins Boot geholt wurde. Die Vierte der Juniorinnen-DM 2015 und Sprint-DM-Dritte im selben Jahr wird allerdings nicht als hundertprozentiger Profi agieren. „

Sie hat von unserer Seite überhaupt keinen Druck“, erklärt Daniel Hespeler. Es sei bei ihrer Verpflichtung mehr um die Statik im Team gegangen, also hauptsächlich darum, für Helen Grobert ein optimales Umfeld zu schaffen. Und: „Helen und Hannah haben zusammen super viel Spaß am Radfahren, das ist uns einiges wert.“

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Hofft auf den nächsten (Leistungs-)Sprung: Helen Grobert ©Cannondale

Es ist lange her, zumindest so lange, dass sich der Team-Manager nicht dran erinnern kann, wann genau: Zehn Jahre oder mehr gab es im Cross-Country kein Cannondale-Profi-Formation mehr, die eine Dame in ihren Reihen hatte. Für Frauen hat sich inzwischen ein extra Markt entwickelt, den Cannondale mit den Grobert-Schwestern auch bedienen will. „Bisher hat das in unserem Konzept nie Sinn gemacht, aber jetzt wo wir uns neu aufgestellt haben, ist der Zeitpunkt gekommen“, begründet Hespeler.

Der andere Baustein im neuen Konzept ist Frankreich. Von dort hatte man bis dato keine Fahrer an Bord. „Das ist ein sehr großer Markt, den wir bisher nicht bedient haben“, erläutert der Schwabe.

„Max ist ein cooler Typ“

Und Maxime Marotte war 2016 der Fahrer, der am häufigsten in die Phalanx der Dominatoren Schurter, Absalon und Kulhavy eingedrungen ist. Olympia-Vierter, Weltranglisten-Dritter, Weltcup-Gesamt-Dritter, das sind genügend Ausweise sportlicher Qualität. Mit Cannondale will der studierte Ingenieur für Öko-Produkt-Design sein Potenzial vollends ausschöpfen und den „Großen Drei“ noch näher kommen. Auf jeden Fall soll er gemeinsam mit Fumic für CFR so oft als möglich das Weltcup-Podium erobern.

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Perfektionist: Maxime Marotte ©Cannondale

In den Monaten seit den Vertragsverhandlungen und im ersten gemeinsamen Trainingslager in Südafrika hat Daniel Hespeler den Elsässer als „sehr cleveren Sportler und Perfektionisten“ kennen gelernt. Und in seiner Persönlichkeit in der Szene eher als „unterschätzt“, auch was seine Außendarstellung angeht. „Da hat er riesiges Potenzial.“ Für den sportlichen Erfolg wolle man ihm „die Komponenten geben, die ihm noch fehlen“, um Schurter und Co. noch mehr herauszufordern.

Manuel Fumic sieht die personellen Veränderungen mit einem weinenden und einem lachenden Auge. „Das ist der Lauf der Dinge. Klar ist es schade, dass Marco weg ist, weil er nicht nur Rennfahrer, sondern auch ein Freund ist. Aber ich denke, das kann sich auch positiv auswirken“, erklärt der vierfache Olympia-Teilnehmer. Und im Blick auf Marotte: „Ich habe Max jetzt schon von einer ganz anderen Seite kennen gelernt, er ist ein cooler Typ und wir ergänzen uns sehr gut.“

Fontana geht als „Star“

Marco Fontana wird indes mit warmen Worten verabschiedet. Mit Olympia- und WM-Bronze hat er CFR wichtige Erfolge beschert und das Auftreten des Teams stark geprägt. „Wir hatten großartige Jahre mit Marco und Anton. Alle guten Dinge kommen einmal zu einem Ende. Marco verlässt das Team als ein Star der Cross-Country-Szene“, wird Hespeler in einer Pressemitteilung zitiert.

Fontana nennt die Leute im Team seine Freunde und er habe großen Respekt vor dem, was Cannondale für ihn und den Sport getan habe. Vermutlich wird Fontana seine Karriere bei einem italienischen Team fortsetzen.

Anton Cooper hat für CFR 2015 den U23-Weltmeister-Titel geholt, konnte 2016 allerdings wegen geschwollenen Polypen daran nicht anknüpfen. Er verlässt jedoch das Team aus freien Stücken.

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