Cape Epic-Splitter (2): Furchtbare Fehler, schlechte Ideen und mentale Härten

Ein Routinier gesteht Fehler ein, aber die wirkliche Ursache ist eine Kettenreaktion, wie ein Video zu Tage fördert. Ein zweiter Routinier macht einen ähnlichen Fehler. Die Titelverteidigerin erlebt einen mental harten Tag und benötigt Unterstützung. Und ein Backup-Team wechselt sich mit schlechten Tagen ab.  

 

Bei Adelheid Morath und Ariane Lüthi (Team Spur) läuft es nicht wie erwartet, respektive erhofft. Genauer gesagt: bei Ariane Lüthi. Die dreifache Siegerin sprach nach Etappe eins davon, dass sie am zweiten Anstieg, als es zur Bergwertung hinauf ging, abreißen lassen musste.

„Viele Teams sind an uns vorbei gegangen, ich habe sie gar nicht mehr gezählt“, so Lüthi. Das sei „mental ziemlich hart“ gewesen. „Ich habe versucht mich zusammen zu reißen und Adelheid – sie war super stark – hat mich sehr unterstützt.“

Adelheid Morath scheint tatsächlich in bester Verfassung zu sein. Umso bedauerlicher, dass sie nicht zeigen kann, was sie drauf hat.

„Ariane hat nicht ihren besten Tag erwischt, das ist schade, aber so ist das eben bei Etappenrennen. Ich habe versucht sie zu unterstützen so gut das halt geht und ich vertraue darauf, dass Ariane von Tag zu Tag stärker wird.“

Mit einem konstanten Tempo konnten sie sich immerhin noch auf den vierten Tagesrang manövrieren.

Auch wenn der Rückstand auf die führenden Esther Süss/Jennie Stenerhag (Meerendal CBC) jetzt schon 23,01 Minuten beträgt, würden sie weiterkämpfen, gibt Lüthi zu verstehen.

Ariane Lüthi hatte schwer zu kämpfen. Adelheid Morath versuchte sie zu unterstützen, so gut es ging. ©Ewald Sadie/Cape Epic/SPORTZPICS
Ariane Lüthi hatte schwer zu kämpfen. Adelheid Morath versuchte sie zu unterstützen, so gut es ging. ©Ewald Sadie/Cape Epic/SPORTZPICS

Probleme hatte ja auch Sabine Spitz (Ascendis Health). Sie stürzte zwischen Verpflegung zwei und drei. Auch diesen Crash, der beim Zugucken schon weh tut, hat die Kamera eingefangen. In diesem Video sind die dramaturgisch wichtigsten Unfälle des Tages zusammen gefasst. Auch der von Jaroslav Kulhavy.

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Fehler gemacht (1): Es sei „keine gute Idee“ gewesen, die dritte Verpflegungsstation ohne Aufnahme von Aufnahme von Flüssigkeit und Nahrung zu passieren, bekannte Nino Schurter (Scott-Sram) via Facebook.

Es war eine wichtige Renn-Situation. Sauser und Kulhavy (Investec-Songo Specialized) lagen 30 Sekunden vorne, nachdem Schurters Kollege Matthias Stirnemann zuvor in einem Sandloch gestürzt war und auch Henrique Avancini behindert hatte. Kulhavy und Sauser entkamen. Der Grund für Stirnemanns Sturz war ein kleiner Schlenker von Fumic vor ihm, der wiederum wegen eines kleinen Spurwechsel von Schurter aus dem Pedal geklickt  und deshalb aus dem Tritt geraten war. (Zu sehen, auch in diesem Video). Klassische Kettenreaktion eben.

Während Sauser und Kulhavy sich an Feedzone 3 verpflegten, verzichteten Schurter und Stirnemann, so dass sie wieder eine sechsköpfige Spitzengruppe bildeten. Sauser zeigte sich verblüfft, weil das Risiko ziemlich groß ist. Manuel Fumic und Henrique Avancini (Cannondale Factory Racing) taten es ihnen gleich, allerdings war es für sie offenbar die richtige Entscheidung.

Stirnemann musste bald danach an einem kleinen Anstieg kapitulieren und quälte sich nur noch Richtung Ziel. So, dass Markus Kaufmann und Jochen Käß (Centurion-Vaude 1) noch an den beiden Schweizern vorbei ziehen konnten.

„Sorry Matthias“, schrieb Schurter weiter, „ich hätte es nach einigen schlechten Erfahrungen aus früheren Jahren eigentlich wissen müssen. Aber ich kann euch sagen, der Kerl kann leiden wie kein Zweiter.“

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Fehler gemacht (2): Karl Platt (Team Bulls 1) sah am längsten Anstieg des Tages nicht wirklich gut aus. Während Team-Genosse Urs Huber mit der Spitze den Anstieg erklomm, mühte sich Platt deutlich weiter hinten darum, den Schaden in Grenzen zu halten.

Die Erklärung? Die hatte Karl Platt im Ziel parat.

„Ich habe einen furchtbaren Fehler gemacht“, begann er gegenüber Cape-Epic-Mitarbeiter Tom Roegner zu erzählen. „Ich habe zu wenig gegessen. Es war kaum Zeit, anfangs habe ich eigentlich gut gegessen, aber im mittleren Teil..“ Er schüttelte den Kopf. „So was darf eigentlich nicht passieren. Aber in der Hektik des Rennens weißt Du nie. Dann hat es mich mal kurz aufgestellt.“

Kurz vor dem besagten Anstieg eben. „Da habe ich mir noch den Zahn gezogen und danach 20 Kilometer gebraucht, um wieder in die Reihe zu kommen.“

Dann habe er sich wieder gefangen und gegen Ende hin, sogar wieder Zeit gut gemacht. „Irgendwie verbrennt mein Körper grade mehr und dann geht der Ofen aus“, meinte Platt auf Nachfrage noch. „Nun ja, es geht weiter.“

Mit 5:34 Minuten Rückstand erreichten die Titelverteidiger das Ziel und gehen nun mit 8:57,7 Minuten Differenz auf Manuel Fumic/Henrique Avancini in den dritten Tag.

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Auch das zweite Bulls-Team war keine Stimmungskanone. War es am Sonntag beim Prolog Simon Stiebjahn, bei dem die Beine nicht richtig drehten, so brachte am Montag Tim Böhme die Kurbel nicht rum.

„Ich hatte gute Beine und bin auch mit der Hitze heute besser klar gekommen“, erklärte Simon Stiebjahn, „aber leider ging es bei Tim heute nicht.“

Das nackte Resultat: Platz 17 mit 15:53,9 Minuten Rückstand und in der Gesamtwertung die gleiche Position mit 22:59 Minuten Differenz.

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Michiel van der Heijden und Andri Frischknecht (Scott-Sram) waren prächtig unterwegs und lagen bei Verpflegung zwei noch auf Position fünf, an der dritten Zone immerhin noch an sechster Stelle. Doch dann schlitzte sich van der Heijden den Reifen auf. Das kostete Zeit und Positionen. Am Ende des Tages war es Rang zehn.

„Das Cape Epic ist hart und es ist noch härter wenn du dir zehn Kilometer vor dem Ziel den Reifen aufschlitzt. Ich habe gehofft, ich brauche meine CO2-Patrone nicht, aber heute hat sie mich gerettet und mich ins Ziel gebracht. Ich aber immer noch zufrieden über unser Top-Ten-Resultat“, teilte er via Twitter mit.

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