Daniel Hespeler: Cannondale mit 2+2 in Richtung 2016

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Daniel Hespeler, ganz links, lenkt die Geschicke des Cannondale Factory Racing Teams mit Marco Fontana (Mitte) und Manuel Fumic. Hier beim Jubeln im Dalby Forest 2011. ©Marius Maasewerd/EGO-Promotion

Das Cannondale Factory Racing Team hat sich neu aufgestellt. Mit Marco Fontana und Manuel Fumic wurde verlängert, Junioren-Weltmeister Anton Cooper neu verpflichtet. Team-Manager Daniel Hespeler erklärt im Interview seine Strategie für die nächsten vier Jahre und was er am Standort Stuttgart vor hat.

 

aCrosstheCountry: Daniel, das Cannondale Factory Racing Team (CFR) hat sich neu sortiert. Welche Idee steckt dahinter?

Daniel Hespeler: Wir werden mit zwei Elite-Fahrern und zwei U23-Fahrern in die nächste Saison gehen. Ich hatte verschiedene Konzepte für die Zukunft und wir haben diese intern lange und ausführlich diskutiert. Die Zwei-und-Zwei-Lösung schien uns am Ende die beste. Eine Idee dahinter ist, es bei Wettkämpfen logistisch und vom Arbeitsaufwand einfacher zu haben. Keegan Swenson wird vom Junior zum U23-Fahrer. Damit hätte er alleine nicht ins Programm gepasst. Als US-amerikanischer Hersteller wollen wir aber weiter auf Keegan bauen, auch weil wir glauben, dass er Talent besitzt.

Bei der WM hab ich davon gehört dass Anton für 2013 und 2014 eventuell zu haben wäre. Da habe ich mich natürlich ins Zeug gelegt, weil es perfekt in mein Zukunftsszenario gepasst hat, diese beiden Zweiergruppen zu haben. Anton ist ein Riesentalent und ein echt cooler Typ. Zudem erhöht sich auch die Chance auf Erfolg am Worldcup-Wochenende wenn du in zwei Rennen mit jeweils zwei Athleten startest.

Am Besten benennt die UCI die Eliteklasse noch um in XC1  und die U23 in XC2, dann sind wir nah am Motorsport und auch jeder der mit Mountainbike nichts zu tun hat, versteht um was es geht. Ich denke der MTB-Sport steuert in den kommenden Jahren auf einen großen Boom zu, da sind solche Details wichtig!

Sind die Verpflichtungen auch eine Investition in die Zukunft?

Klar. Es geht in Richtung Olympische Spiele 2016. Die beiden sind jung und haben Potenzial.  Wir planen für die nächsten 4 Jahre und ich denke da sind wir jetzt schon gut aufgestellt mit 4 Fahrern aus 4 Nationen.

Ist es nicht auch wieder ein anderes logistisches Problem, dass der eine aus den USA und der andere aus Neuseeland kommt?

Die beiden sind geographisch gesehen vom Weltcup zu weit weg in ihren Heimatländern, das passiert nun mal zur Zeit hauptsächlich in Europa, ganz zu schweigen von den anderen großen Serien wie Bundesliga und die Schweizer Rennserie, welche einen nach vorn bringen und die nötigen Weltranglistenpunkte für die neue Startaufstellungsregelung der UCI bringen. Deshalb werden wir für sie im Raum Stuttgart ein gemeinsames Appartement anmieten. Dadurch haben sie die Anbindung an die Team-Zentrale und auch an Mani Fumic, der in Stuttgart wohnt.

Aber es gibt noch einen zweiten Gedanken. In der Region leben einige sehr gute deutsche Nachwuchs-Biker, wie Christian Pfäffle (Rothaus Poison-Bikes) oder Martin Frey (Team Bulls). Da könnten in einer Trainingsgruppe alle voneinander profitieren, wenn es sich ergibt und die Jungs zusammenfinden. Wir sind ja immerhin ein deutsches Team und können so vielleicht dem deutschen Nachwuchs indirekt was Gutes tun. Anton und Keegan sind ja immerhin auf Platz zwei und vier im Junioren-World-Ranking.

Quasi eine schwäbisch-internationale Trainingsgruppe?

Sozusagen, so was kann ungeahnte Kräfte mobilisieren. Das Potenzial im Raum Stuttgart und der Schwäbischen Alb ist sehr groß. Aber wie gesagt, mit zwei Elite-Fahrern und zwei U23-Fahrer wird das für uns im Team auch einfacher. So haben wir beim Weltcup zwei Fahrer am Samstag und zwei Fahrer am Sonntag, der Arbeitsaufwand ist besser verteilt. Mir war es wichtig, in einer Kategorie nicht nur einen Sportler zu haben, weil die Chance eben gegeben ist dass dieser etwas untergeht. Bisher wissen wir Teams ja auch noch nicht was mit dem Eliminator World Cup passiert und wann die Rennen am Worldcup-Wochenende stattfinden werden… das ist ein kleiner Kritikpunkt an der UCI.

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„Mani und Marco sind wie Brüder“

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Abgesehen davon, dass Cooper als super Talent gehandelt wird, die Gegenwart von CFR heißt: Marco Fontana und Manuel Fumic.

Dass wir Marco als Olympischen Bronzemedaillengewinner halten wollten, ist klar. Er hatte natürlich auch andere Angebote, aber wir haben eine Lösung gefunden, die für beide Seiten gut ist. Marco hat ja immer betont, dass CFR für seinen Erfolg mit verantwortlich ist und er ist überglücklich bei „seinem Team“ ,wie er es nennt, bleiben zu können. Manuel halte ich nach wie vor für ein Riesentalent, aber auch er lernt immer noch dazu oder muss dazulernen. 2010 hatte er mit Platz zwei in Houffalize ein echtes Highlight, in den letzten beiden Jahren ist er viel konstanter geworden und hat ein dauerhaftes hohes Niveau erreicht, wie vor ihm seit langer Zeit kein anderer deutscher Fahrer. Ich denke, das kann er sicher noch weiter ausbauen und in den nächsten beiden Jahren noch ein paar Highlights obendrauf setzen.

Das ist die sportliche Seite. Du hast aber auch immer Wert darauf gelegt, dass die Sportler zusammen passen.

Das passt bei Mani und Marco auch zu hundert Prozent. Die sind wie zwei Brüder geworden. Sie sind füreinander da und pushen sich gegenseitig. Für uns als Firma ist das freilich Gold wert. Und ich denke, mit Keegan und Anton kann das genauso werden. Das ist für mich der Weg zum Erfolg und dem Spaß an der Sache, weil der ist ja auch wiederum für den Erfolg wichtig.

Dadurch, dass Martin Gujan zu TX Active Bianchi gewechselt ist, sieht es in der Teamwertung nicht mehr so gut für Euch aus.

An dieser Stelle, vielen Dank an Martin für die tollen und erfolgreichen vier Jahre. Ich wünsche ihm in seiner neuen Umgebung viel Erfolg. Wie vorher schon beschrieben hat CFR vier Jahre in mehr oder minder gleicher Konstellation hinter sich. Wir haben das Programm analysiert und neue Szenarien kreiert. Unser komplettes Setup ist auf maximal vier Fahrer ausgerichtet, um das Höchstmaß an Support zu bieten. Leider musste Martin da weichen.

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Fumic und Fontana fahren erstmals das Cape Epic

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Zu Lasten der Teamwertung, die Ihr ja auch mal gewonnen habt.

Das ist richtig. Aber wir können uns dadurch zu hundert Prozent auf zwei Sportler konzentrieren und den Support höher schrauben. Unangenehmer ist jedoch, dass die UCI (Radsport-Weltverband) den Modus für die Elite-Teams verändert hat. Jetzt zählt nicht mehr die abgelaufene Saison für den Status als Elite-Team, sondern die Weltranglistenpunkte, die Deine künftigen Teamfahrer besitzen. Die UCI hat die Regel geändert, ohne vorher Bescheid zu sagen. Das muss ich ganz deutlich kritisieren und zum Glück ja auch nicht verstehen, auch wenn ich dazu meine Theorie hab… (lächelt…). Wir werden dadurch eventuell den Elite-Status verlieren. Andere Teams haben sich den eben für 2013 erkauft, so ist halt das Spiel, zumindest unter der UCI. Man hat zwar nicht viel vom Elite Status, aber allein aus Image- und Marketing-Gründen wäre es interessant dabei zu sein. Schauen wir mal wie die Rechnung am Ende aufgeht.

Marco und Mani werden 2013 zum ersten Mal das Cape Epic* fahren. Mit welchem Ziel?

Fakt ist, wir haben ein Vierjahres-Programm hinter uns, in dem wir viele Dinge gemacht und auch erreicht haben, das Cape Epic haben wir dabei bisher aber immer ausgelassen. Jetzt geht es um die nächsten vier Jahre und ein paar andere Ansätze. Das Cape Epic ist ein hochkarätiger Event mit super Flair und großer Medien-Coverage. Der Weltcup beginnt erst im Mai. Das Cape Epic ist so ein erstes sportliches Highlight. An dieser Stelle muss ich erneut die UCI kritisieren. Es ist nicht gerade die beste Lösung, wenn der Weltcup erst Mitte Mai beginnt, wo im Frühjahr die Leute heiß auf den Radsport sind. Die UCI verpasst es damit ein großes Zuschauer-Potenzial zu nutzen. Aber bitte nicht falsch verstehen, nicht alles was die machen ist falsch… da steckt mehr dahinter als man so denkt. Wir nehmen also das Cape Epic als eine Art Ersatz und auch als gute Gelegenheit die Produkte unserer neuen Partner zu testen.

Heißt das, die beiden sollen Vollgas fahren?

Nein, bestimmt nicht. Es ist eine erste Erfahrung für beide und für uns als Team. Es geht ganz sicher nicht um den Gesamtsieg für uns, das wäre vermessen. Wir wollen dort auf hohem Niveau trainieren, wenn das denn möglich ist, bei dem Tempo das die besten Teams dort anschlagen. Wenn ein Etappensieg auf einer der kürzeren Etappen heraus springt, dann ist es super, aber es muss nicht sein. Wir wollen keinen der beiden verbrennen und wir werden es den beiden auch einzeln einschärfen sich nicht selber kaputt zu fahren. Das wird ein klar geplanter Trip und für alle eine Erfahrung, auf der man für die Zukunft aufbauen kann. Für die Worldcups liegt es auf jeden Fall ganz gut.

*Renommiertes MTB-Etappenrennen in Südafrika, das in Zweier-Teams gefahren wird.

 

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