DM Bad Salzdetfurth: Bei den Herren ein Kampf der Generationen

110605_GER_Albstadt_Kurschat_Milatz_Fumic_rothaus_acrossthecountry_mountainbike_xco_by-Goller.
Wolfram Kurschat, Moritz Milatz und Manuel Fumic bei der DM 2011 in Albstadt. Das Trio könnte auch am Sonntag wieder eine Spitzengruppe bilden. ©Erhard Goller

Moritz Milatz (BMC Racing) und Wolfram Kurschat (Topeak-Ergon) werden am häufigsten als Favoriten genannt, wenn es am Sonntag in Bad Salzdetfurth um den Deutschen Meistertitel geht. Ob Manuel Fumic (Cannondale Factory Racing) nach seinem Comeback schon wieder um den Titel mitmischen kann und ob U23-Fahrer Markus Schulte-Lünzum (Focus XC) in der Lage ist Paroli zu bieten sind spannende Fragen.

Vor der 24. Deutschen Cross-Country-Meisterschaft ist eine sehr interessante Konstellation entstanden, eine Hierarchie ist nur schwer zu prognostieren. Fangen wir an beim Titelverteidiger, der vergangenen Sonntag nach sieben Wochen Verletzungspause erstaunlich früh sein Comeback lanciert hat. Reicht dieses eine Rennen um im Kampf um seinen dritten Titel bestehen zu können?

„Ich habe schon vorgehabt den Titel zu verteidigen, aber wenn ich das objektiv betrachte, dann muss ich sagen, dass mir noch einiges zur Topform fehlt. Bergab und in den Leistungsspitzen habe ich Defizite“, konstatiert Manuel Fumic (32).
Natürlich habe er in Saalhausen „nicht die frischen Beine“ gehabt und er hoffe auf einen Leistungssprung gegenüber vergangenen Sonntag, aber die DM komme „einen Tick zu früh“ für ihn.
„Ich will nicht sagen, es wäre ein Wunder, wenn ich gewinne, aber ich gehe sicher nicht als Favorit ins Rennen. Ich muss froh sein, dass es überhaupt so gut geht“, so Fumic.

In diesen Status hat man eher Moritz Milatz gehoben. Dessen Form hat sich seit Ende Mai kontinuierlich nach oben entwickelt. Vielleicht nicht so schnell, wie er das gerne gehabt hätte, doch jetzt ist sie da, wo er sie haben wollte.

Milatz und sein „Wohnzimmer“
„Mein Ziel ist der Titel, ganz klar. So wie die Form am vergangenen Sonntag in Saalhausen war, habe ich das auch drauf. Es wäre schön wieder das Meistertrikot tragen zu dürfen“, sagt Milatz (32), warnt aber auch vor der Konkurrenz: „Die schlafen auch nicht. Eine andere Medaillenfarbe würde ich auch nicht verachten, schon wegen der Weltranglistenpunkte nicht.“
Damit verweist er auf seinen entnervten Ausstieg aus dem DM-Rennen vor einem Jahr, nachdem der Titel außer Reichweite war.

Sollte er gewinnen, wäre das einerseits sein fünfter Sieg in Bad Salzdetfurth überhaupt. In seinem „Wohnzimmer“, wie Streckenchef Olaf Nützsche scherzhaft meinte. „Neben Albstadt und Saalhausen“, fügt Milatz hinzu. Das sind die anderen beiden Orte, an denen man ihn als Seriensieger kennt.
In Bad Salzdetfurth hat man die Möbel etwas umgestellt, aber das wird ihn nicht besonders stören.
Es wäre für den Freiburger der vierte Titel im Cross-Country. Damit wäre er vor Kurschat alleiniger Zweiter hinter Lado Fumic (6).

Kurschat: Bad Salzdetfurth ist ein Top-Spot für die DM
Im Umkehrschluss gilt das dann auch für Wolfram Kurschat. Der 38-Jährige hat auch drei Meistertrikots zuhause. Und es wäre eine kleine Kuriosität, würde er am Sonntag gewinnen. Nur wenige Cross-Country-Rennen hat er dieses Jahr bestritten, aber irgendwie rechnen doch alle mit ihm.
Der 18. Platz beim Weltcup im Val di Sole aus schlechter Startposition hat Anschluss an Weltklasse-Niveau gezeigt und folgt man seinen Worten, dann hat er sich seither nochmal verbessert.
„Ich freue mich auf die gigantische Kulisse in Bad Salzdetfurth. Das ist ein Top-Spot für eine DM. Bei mir muss an dem Tag alles passen“, sagt Kurschat. Mental sei das schwieriger bei einer Deutschen Meisterschaft weil es da nur um den Sieg gehe.

Zwei denkwürdige Duelle Milatz contra Kurschat gab es schon in der DM-Geschichte. 2009 siegte Kurschat in St. Märgen. Dabei war er am Berg so dermaßen stark, dass Milatz fast demoralisiert war. Zwei Jahre später in Albstadt, da war es eine dramatisch enge Entscheidung mit dem besseren Ende für Milatz.

Fumic_Schulte-Luenzum_saalhausen_acrossthecountry_mountainbike_by Goller.
Zwei Medaillenkandidaten aus zwei Generationen: Manuel Fumic und Markus Schulte-Lünzum. ©Erhard Goller

Der Enkel Schulte-Lünzum
Vielleicht aber mischt ja auch Markus Schulte-Lünzum mit. Der zweifache U23-Meister hat sich entschieden in der Elite zu starten. „Ich habe schon zwei U23-Titel und das Meistertrikot könnte ich höchstens noch zweimal im Weltcup tragen. Außerdem kann ich in der Elite mehr Punkte gewinnen“, erklärt Schulte-Lünzum seinen Entschluss ganz rational.

2014 wird er ohnehin in der Elite starten müssen und dass er mithalten kann, hat er in Bad Säckingen genauso bewiesen wie zuletzt in Saalhausen. Auch seinen Rundenzeiten beim Weltcup im Val di Sole liegt ein Leistungsvermögen zugrunde, das ihn nicht zum Überraschungsgast auf dem Podium machen würde.
Natürlich fährt er nicht ins Harz um dort Vierter zu werden, die Medaillenaussichten sind durchaus realistisch und vielen Beobachtern würde gefallen, wenn mal ein Talent die Arrivierten auseinandersprengen würde. Schulte-Lünzum wird zwei Tage nach der DM 22 Jahre alt. Insofern ist das fast eine Auseinandersetzung von drei Generationen, mit dem U23-Weltcupleader als Enkel.

Talente und ein Oldie in Lauerstellung
Beim Stichwort Talent lässt sich eine weitere erfreuliche Tendenz registrieren. In der zweiten Reihe drängen einige Fahrer nach, die in eine Lücke stoßen können, wenn sie sich denn auftut. Andy Eyring (Bergamont) hat 2012 als Vierter schon an einer Medaille geschnuppert. Leider hat der 24-Jährige Rückenprobleme und der wurzelige Kurs in Bad Salzdetfurth ist nicht gerade die beste Therapie.

Sein Kumpel Simon Stiebjahn (Team Bulls) mit dem er kurioserweise um das WM-Ticket kämpft, wünscht ihm, „dass es besser wird“, obwohl er selbst natürlich gerne vor ihm landen würde.
„Platz fünf“ hat er sich vorgestellt. „Dann wäre ich zum ersten Mal bei einer DM bei der Siegerehrung dabei“, schmunzelt Stiebjahn. Und wenn vorne einer Schwäche zeigt, dann will er dabei sein.

Bei Markus Bauer (Lexware-Rothaus) kann man sich –ähnlich wie bei Fumic – nicht sicher sein, wie gut sich die Wettkampf-Form nach der langen Verletzungspause schon entwickelt hat. „Ich fahre ohne Druck zur DM und schaue einfach mal was dabei raus kommt“, meint Bauer.
Sein Teamkollege Marcel Fleschhut hat das gleiche Problem wie Eyring. Auch er wäre ein Kandidat für den Bereich um Platz fünf.

Torsten Marx (Blacktusk Racing) darf man auch nicht vergessen. Der gehört als 37-Jähriger nun nicht mehr zu den Jungen, aber vor drei Jahren, da hat der „Oldie“ in Bad Salzdetfurth „einen der schönsten Momente meiner Karriere“ erlebt, als er hinter Moritz Milatz und Jochen Käß Bronze gewann.
„Letztes Jahr war ich auch überraschend Fünfter“, meint er vielsagend.

Fehlen werden der Zweite und der Dritte des vergangenen Jahres. Jochen Käß (Centurion-Vaude) und Robert Mennen (Topeak-Ergon) sind gleichzeitig bei der Transalp unterwegs.
DM Bad Salzdetfurth

Facebook Auto Publish Powered By : XYZScripts.com