EM Chies d’Alpago 2006: Ein Rückblick mit Nagel und einem Tour-Etappensieger

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Als wir noch jung und hübsch waren: Herren-Podium mit Christoph Sauser, Julien Absalon und Ralph Näf ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion


2006 gastierte die Europameisterschaft schon einmal in Chies d’Alpago, genauer Lamosano einem kleinen Bergdorf eine Autostunde nördlich von Treviso. Zwei Medaillengewinner von damals haben gerade ihren Rücktritt vom Sport verkündet, zwei weitere gehören am Sonntag zu den Favoriten und einer hat vergangene Woche eine Tour-de-France-Etappe gewonnen. Ein kleiner Rückblick.

Die Strecke war vor neun Jahren noch 700 Meter länger, doch die Charakteristik ist dieselbe geblieben. Es war heiß, auch dort oben, 650 Meter über dem Meeresspiegel. Und ein wenig kurios. Siehe Foto mit Dusche ganz unten.

Julien Absalon und Christoph Sauser waren damals die großen, die bestimmenden Kontrahenten. Drei von sechs Weltcup-Rennen in diesem Jahr gingen an Absalon, zwei an Sauser. Auch bei der WM in Neuseeland sollte es zu diesem Duell kommen und der Sieger in Rotorua hieß Julien Absalon.

In Chies d’Alpago hätte es andersherum sein können. Wenn, ja wenn da nicht jener Nagel in der Strecke gelegen hätte, der Christoph Sausers Reifen irgendwie magisch anzog. Und das alles passierte zwei Kilometer vor dem Ziel und mit 20 Sekunden Vorsprung auf Absalon.

Die Enttäuschung bei Christoph Sauser war größer als sonst, wenn er gegen den Franzosen den Kürzeren gezogen hatte. Der Sieg war ja zum Greifen nah. Absalon bedauerte damals, dass er auf diese Art zum ersten Mal Elite-Europameister geworden war, doch was hätte er auch machen sollen?

15 Sekunden hinter ihm kam schon Ralph Näf. Der sagte das damals nicht laut, aber er wollte von Sausers Pech kein Profit schlagen und ließ ihm galant den Vortritt.
Die Deutschen? Lado Fumic 15., Manuel Fumic 19. , Torsten Marx 22., Tim Böhme 29. und Jochen Käß 30.
Während Sauser und Näf gerade ihren Abschied vom Rennsport vollzogen, bzw. angekündigt haben, gehört Julien Absalon auch am Sonntag zu den Topfavoriten. Auch Näf könnte bei seiner letzten EM noch mal das Podest erklimmen.

Kupfernagel mit verbogenem Schaltauge – Spitz mit einziger Medaille
Bei den Damen gilt dasselbe auch für Gunn-Rita Dahle-Flesjaa. Die Norwegerin war damals die beherrschende Figur im Cross-Country-Sport und sie gehört bei der EM 2015 immer noch (oder wieder) zu den absoluten Favoritinnen.
Vor neun Jahren wurde sie allerdings in der Woche vor dem EM-Rennen von einem Magen-Darm-Infekt gepeinigt und so war sie in der zweiten Runde nicht in der Lage der Spanierin Marga Fullana zu folgen, die 2010 dann wegen EPO-Dopings gesperrt wurde.

Dritte wurde Sabine Spitz, die damals zur Vorbereitung die Transalp bestritten hatte. Nina Göhl (heute Wrobel) hatte zwei Monate vorher ihren einen Weltcupsieg gefeiert, konnte aber wegen Prüfungen nicht viel trainieren und wurde Elfte.
Mit im Rennen war damals auch Hanka Kupfernagel, doch nach einem Sturz und einem verbogenen Schaltauge kam in der vierten von fünf Runden schließlich das Aus. Sie hatte in Göhls Regionen gelegen. Ivonne Kraft war 15.
Die Bronze-Medaille von Sabine Spitz war damals die einzige Erfolgs-Meldung für den BDR.

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Wer da wohl wem die Hörner aufgesetzt hat? Damen-Podium mit Wikingerin Gunn-Rita Dahle – damals noch ohne Flesjaa –, Marga Fullana und Sabine Spitz ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

Adelheid Morath, mit einem schiefen Becken, auf Rang vier in der U23, Stefanie Andris als Fünfte, Katharina Haase als Achte bei den Juniorinnen, sorgten wenigstens für Top-Ten-Resultate.

René Tann als 15. und Benjamin Rudiger als 17. in der U23 konnten nicht wirklich zufrieden sein. Allerdings funktionierte bei Rudiger die Schaltung nicht und Tann war am Anfang gestürzt und fuhr zwei Runden mit zu wenig Luft im Vorderrad.
Gewonnen hat in der U23 damals ein gewisser Nino Schurter, der diesmal verzichtet, vor Rudi van Houts und Tony Longo. Dann folgten Lukas Flückiger, Stephane Tempier, Sergio Mantecon und Marco Fontana. Alles Namen, die am Sonntag in der Elite wieder dort zu finden sein könnten.

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Junge Gesichter: Deutsche Junioren 2006 von links: Markus Bauer, Andy Eyring, Yannick Tiedt und Sebastian Lehr. Der Fünfte, Felix Euteneuer, saß irgendwo im Schatten ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

Bei den Junioren war Andy Eyring als 25. bester Deutscher. Und das Team wurde in der Besetzung Sabine Spitz, Moritz Milatz, Sebastian Lehr und René Tann Sechster. Alexis Vuillermoz, Tour-de-France-Etappensieger aus der Vorwoche, war Zweiter hinter Mathias Flückiger. Auch einer, der diesmal verzichtet.

Die Medaillengewinner der EM 2006:
Elite Herren
1. Julien Absalon, 2. Christoph Sauser, 3. Ralph Näf
Elite Damen
1. Marga Fullana, 2. Gunn-Rita Dahle-Flesjaa, 3. Sabine Spitz
U23 Herren
1. Nino Schurter, 2. Rudi van Houts, 3. Tony Longo
U23 Damen
1. Sarah Koba, 2. Tereza Hurikova, 3. Eva Lechner
Juniorinnen
1. Tanja Zakelj, 2. Julie Krasniak, 3. Alexandra Engen
Junioren
1. Mathias Flückiger, 2. Alexis Vuillermoz, 3. Pascal Meyer
Team Relay
1. Schweiz (Näf, Henzi, Fanger, Schurter), 2. Frankreich (Ravanel, Hansen, Vuillermoz, Tempier), 3. Schweden (Kessiakoff, Lindgren, Ostergren, Wengelin)

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Ja, das war im Rennen, nicht im Training oder gar danach. Es war durchaus heiß damals, 2006. ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion
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