EM Chies d’Alpago: BDR-Fazit mit Strahlemann und Problemfällen

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Gute Stimmung im Team, nicht nur wegen Gold in der Staffel. Von links: Max Brandl, Ben Zwiehoff, Manuel Fumic und Helen Grobert ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

Vier Medaillen eroberte die 35-köpfige Delegation des Bund Deutscher Radfahrer, plus neun Top-Ten-Resultate. Die EM in Chies d’Alpago war eine der erfolgreichsten überhaupt für die deutschen Cross-Country-Biker. Doch es gab in Schwarz-Rot-Gold auch einige enttäuschte und verärgerte Gesichter zu sehen.

Manuel Fumic war der Strahlemann im deutschen Lager. Erst durfte er die erste deutsche Gold-Medaille im Team Relay ins Ziel bringen und dann holte er sich mit Bronze auch noch sein erstes EM-Edelmetall in der Elite-Kategorie.

„Ich denke, wir haben eine erfolgreiche EM abgeliefert“, sagte Fumic denn auch. Er sagte „wir“ und meinte das auch so. Inzwischen ist der Cannondale-Profi in der Nationalmannschaft so was wie eine Integrations- und Leitfigur.

„Mani spielt da eine sehr positive Rolle“, bestätigt Bundestrainer Peter Schaupp.
Im BDR-Lager herrschte laut verschiedener Aussagen von Sportlern eine äußerst angenehme Stimmung, schon vor der Gold-Medaille. Das Ergebnis in der Staffel war für Schaupp auch keine Nebensache.

„Es war für uns wichtig, dass wir eine gute Staffel fahren, wegen der Punkte für das Olympia-Ranking. Das haben wir geschafft. Dass es Gold wurde, das war natürlich schon glücklich, aber wir hatten ja früher auch schon Pech“ so Schaupp.
Insgesamt, blies er ins gleiche Horn wie Manuel Fumic, doch der Bundestrainer sah natürlich auch Schatten. Siehe unten.

Zuerst noch das Positive: Heiko Hog (Freiburger Pilsner-AfK) sorgte mit seiner Silbermedaille im Sprint für gute Laune und zuvor hatte sich Nachwuchs-Bundestrainer Marc Schäfer über Bronze für Junior Max Brandl (Lexware Mountainbike Team) gefreut. Es war übrigens das dritte Jahr hintereinander, dass ein deutscher Junior auf dem EM-Podium stand. Das gab es auch noch nie.

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Nicht erledigt, nur kaputt: Anna Saier ist eine von zwei deutschen Juniorinnen, die für ein Top-Ten-Resultat gesorgt haben. ©Maxime Schmid/EGO-Promotion

Obwohl mit Lars Koch (Lexware) ein vermeintlicher Top-Fahrer ausfiel, brachten die Youngster mit Robin Hofmann (Haibike-KMC) und Simon Schneller (Bike Junior Team) trotzdem noch zwei Fahrer in die Top-Ten.
Auch bei den Juniorinnen landeten vier unter den besten 15. Dabei hatten alle ein mehr oder weniger großes Handicap zu verkraften. Der Nachwuchs gibt also weiterhin Anlass zum vorsichtigen Optimismus.

Gemischte Bilanz in der U23
Die männliche U23-Combo scheint die leichte Aufwärtstendenz weiter fortsetzen zu können. In deren Reihen befindet sich mit Christian Pfäffle aber auch ein „Patient“, der über Müdigkeit klagte und damit ein weiteres Misserfolgs-Erlebnis verkraften muss. Wo es mit Newcomer Johannes Bläsi (Freiburger Pilsner-AfK) noch hingeht, muss man abwarten, aber es war schon vielversprechend was der 19-Jährige zeigte.
Zudem hat man mit Lukas Baum (Koch Engineering-Müsing Bikes) und Martin Frey (Team Bulls) noch zwei Talente, die gar nicht dabei waren.

Unangenehmer stellte sich das Bild in der U23 der Damen dar. Platz 21 und 22 hört sich nicht erfreulich an. Majlen Müller (Fujibikes-Rockets) blieb hinter ihren Möglichkeiten, erstmals in dieser Saison, und Sofia Wiedenroth (AMG-Rotwild) muss permanent Verletzungen und Krankheiten kompensieren. Dass Lena Putz (Genesis Entireinfra) wegen ihrem Disput mit dem BDR nicht am Start war, verschlimmert die Lage noch. Sie wäre vermutlich die Stärkste gewesen.

Starkes Damen-Trio…
Seit den Zeiten als Sabine Spitz, Nina Göhl und Ivonne Kraft gemeinsam unterwegs waren, hatte man beim BDR niemals mehr drei Damen, die zu internationalen Spitzenleistungen fähig sind. Im Grunde verteilen

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Sabine Spitz hatte schon lange keine so starken Mitstreiterinnen mehr im deutschen Lager ©Lynn Sigel

sich Sabine Spitz, Adelheid Morath (BH-Sr Suntour-KMC) und Helen Grobert (Ghost Factory Racing) auf drei Generationen. Drei unter den besten Zwölf zu haben, ist schon gut, es fehlte halt das Top-Resultat. Für Adelheid Morath war es nach langer Leidenszeit der erste Lichtblick, schon mehr als ein Hoffnungsschimmer.
Hanna Klein (BH-Sr Suntour-KMC) brachte in der Hitze nicht, das was sie eigentlich kann.

…und Herren mit verschiedenen Problemlagen
Bei den Herren gibt es die meisten „Problemfälle“. Bei Moritz Milatz (Koch Engineering-Müsing Bikes) hat der Fehlerteufel jetzt ein paar Mal zu oft sein Gastspiel gegeben. „So macht das keinen Spaß“, hat er schon mehrfach gesagt. Er ist aber wenigstens in einer guten Verfassung. Ohne die Probleme mit der Schaltung wäre sicher ein ordentliches Ergebnis heraus gekommen.

Anders ist das bei Julian Schelb (Multivan-Merida). Sein Trainer Ralph Näf ist zwar nach wie vor überzeugt, dass bei Schelb der Knoten platzen kann, die Frage ist nur: wann? In Chies d’Alpago platzte irgendwann der Motor.
Bei Markus Schulte-Lünzum (Focus XC) kann man annehmen, dass ein brauchbares Resultat heraus gekommen wäre – ohne Sturz in der Startphase und ohne zusätzlichen Defekt. So schlecht kann die Verfassung nicht gewesen sein, zumal er trotzdem noch 37. wurde.
Martin Gluth (Novus-OMX) fährt seiner Vorjahres-Form nach wie vor hinterher, auch wenn das in Lamosano nicht der Kurs war, den er favorisiert. Und Markus Bauer (Kreidler Werksteam)? Muss in kleinen Schritten denken, vollzieht die aber auch.

Die Ergebnislage hinter Fumic ist also mehr als dünn, da lässt sich nicht drum herum reden. Und so langsam wird es Zeit Punkte zu sammeln, wenn man bei Olympia 2016 drei Startplätze haben will.

Starke Sprinter! Ob die wohl Zukunft haben?
Und dann sind da noch die Sprinter. Heiko Hog hat diese Saison schon mehrfach angedeutet, was in dieser Disziplin in ihm steckt, aber gegen Weltklasse-Athleten zu bestehen, ist dann noch was anderes. Damit hatte er auch selbst nicht gerechnet.
Von Nadine Rieder (AMG-Rotwild) wusste man, was sie kann. Es hätte auch der Finaleinzug werden können. Aber im Sprint entscheiden meist kleine Details.

Eigentlich hat man für den Eliminator in Deutschland genügend starke Leute. Es ist nur die Frage, was aus dieser Disziplin wird. Vom BDR gibt es keine Unterstützung mehr, nachdem der Sprint aus dem Weltcup gestrichen wurde. Und er hat an Bedeutung verloren, eindeutig. Die geringen Starterzahlen bei der EM belegen das.

In Deutschland behauptet sich der Eliminator noch im Bundesliga-Programm, hat nach wie vor gute bis sehr gute Starterzahlen, in den Benelux-Ländern gibt es den City-Sprint, dennoch ist die Zukunft völlig offen.
Zwei wichtige Rennen im Jahr, das ist nicht genug, um Athleten eine sportliche Heimat zu geben.

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