EM und WM: Extra Startkontingente für den Eliminator

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Sprinter müssen 2013 keine Cross-Country-Fahrer mehr sein. ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

Der Radsport-Weltverband UCI hat für die Weltmeisterschaften in Pietermaritzburg extra Kontingente für die Teilnehmer im Eliminator Sprint ausgeschrieben. Dasselbe gilt für den Europäischen Radsport-Verband UEC im Blick auf die Europameisterschaften in Bern.

Acht Fahrer dürfen im Juni in Bern und sieben Fahrer pro Nation Ende August, Anfang September in Pietermaritzburg pro nationaler Verband bei den Eliminator-Rennen an den Start gehen. Und zwar unabhängig vom Cross-Country-Kontingent.

2012, bei der ersten Weltmeisterschaft im Eliminator Sprint, durften nur Biker an den Start, die über das Cross-Country-Kontingent des jeweiligen nationalen Verbandes gemeldet waren. Und sie mussten dort auch an den Start gehen.
Das hatte zur Folge, dass ein paar Sprint-Spezialisten oder besser solche Fahrer, die sich bei der WM auf den Sprint konzentrieren wollten, in den Cross-Country-Rennen nach einer Runde oder sogar nach wenigen hundert Metern ausstiegen, um nicht unnötig Energie zu verbrauchen.
Der spätere Vize-Weltmeister Mihal Halzer (Energijateam) aus Slowenien oder der Österreicher Daniel Federspiel (Ötztal-Scott) zum Beispiel. Auch der Deutsche Sprint-Meister Simon Gegenheimer (Rose-Ultrasports) und Heiko Gutmann (Lexware-Rothaus) praktizierten das so.

Diese wenig erfreuliche Umsetzung ist nun hinfällig. Allerdings, das beklagt der Schweizer Nationaltrainer Bruno Diethelm, erzeugt die neue Regelung einen kritischen Effekt. Das sind einerseits die Kosten, die der Verband zu tragen hat. Oder eben nicht tragen kann.
„Die Fahrer, die sich nur für den Sprint in Bern qualifizieren, die reisen am gleichen Tag an und wieder ab“, sagt Diethelm und seufzt gleichzeitig über diese Maßgabe. „Das ist natürlich nicht schön im Blick auf das Team. Ich denke, da hätte man auch eine andere Lösung finden können.“
Bei der WM in Pietermaritzburg schränkt dann der finanzielle Aufwand eine entsprechende Nominierungspraxis drastisch ein.

Diese Änderung gegenüber 2012 hat nicht nur den Autor überrascht. In einem Artikel zu den Nominierungs-Kriterien des Bund Deutscher Radfahrer war fälschlicherweise noch von der letztjährigen Regel ausgegangen.
Aber auch Bundestrainer Peter Schaupp hatte bis jetzt noch nichts von extra Kontingenten gewusst. Vor allem nicht zum Zeitpunkt der Erstellung der Nominierungskriterien. „Das ist mir neu“, reagierte er am Telefon. „Aber für uns ändert sich da erst mal nichts“, meint er in seiner ersten Reaktion. „Aber für die Zukunft müssen wir uns da neue Gedanken machen“, so Schaupp.

Im Gegensatz zu den Schweizern hat er nicht das Problem, dass er die zustehenden Cross-Country-Plätze komplett ausschöpft, weil genügend Fahrer die Kriterien erfüllen. Das heißt, es bleibt dabei, dass sich für die EM maximal zwei Sprinter und für die WM maximal zwei Herren und eine Dame via Sprint-Normen das Ticket verschaffen können. Zudem kommen sowieso die meisten guten deutschen Sprinter (noch) aus dem Fahrerpool, der sich auch über die Cross-Country-Schiene qualifiziert.

Diese veränderte Regelung geschah augenscheinlich wieder ohne Rückkoppelung mit den Teams und den Verbänden. Wer nicht zufällig auf der UCI-Website die „Participation Quotas“ für die WM aufgerufen und dann ganz nach unten gescrollt hat, dem blieb das verborgen. Für die EM gab es wenigstens eine Email an die Verbände, aus der das bei genauerem Hinsehen hervorging.

Vorschub für die Sprint-Spezialisten
Ein anderer Effekt dieser neuen Regelung: Der Spezialisierung wird Vorschub geleistet. Reine Sprinter-Typen, die im Cross-Country keinen Blumentopf gewinnen, oder disziplinfremde Fahrer, z.B. aus dem Four-Cross oder BMX-Bereich, werden dadurch motiviert. Bei den Verantwortlichen der Profi-Teams will man genau diese Entwicklung vermeiden, denn das würde bedeuten, man muss auch noch einen extra Sprinter einkaufen, um in dieser Disziplin präsent zu sein. Dabei wollte man mit dem Sprint ja gerne eine zweite (telegene) Disziplin für die Cross-Country-Fahrer am Weltcup-Wochenende haben.
Das EM- und WM-Kontingent ist sicher nicht alleine für eine solche Entwicklung maßgeblich, aber es gibt eine Richtung vor. „So verschwindet der Eliminator schneller wieder, als er gekommen ist“, ärgert sich Bruno Diethelm.

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