European Games Baku Notizen: Strecke, Schüsse, Stevkova, Schaupp und „Schmutzkampagnen“

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Es könnte staubig werden bei den European Games Baku. ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

Nach den ersten Eindrücken vom Training auf der Strecke der European Games in Baku tauchen vor allem drei wichtige Attribute in den Statements der Fahrer auf. Eine Fahrerin wurde von ihrem Verband wegen tätlicher Angriffe zurückgezogen und der Bundestrainer feiert Premiere beim übertragenden Sender Sport1.

Einige Fahrerinnen und Fahrer haben den Kurs ja vorigen Herbst beim Test-Event kennengelernt. Als technisch sehr einfach wurde er damals mehrheitlich beschrieben. Doch so ganz einfach scheint er jetzt nicht mehr zu sein, denn Supertechnikerin Jolanda Neff hat „was anderes erwartet“. Was Leichteres.

Die 4,2 Kilometer lange Strecke, die unter der Regie von Stephan Salscheider und seiner Agentur Skyder eigens für die Spiele gebaut wurde, wurde noch mit ein paar Details bestückt. Schwierig ist sie dennoch nicht. Sollte sie auch nicht sein, wenn man die hinteren Startreihen betrachtet.
„Sicher ist sie nicht schwer, aber Stephan und seine Leute haben einen guten Job gemacht“, meint José Hermida.

Die eigentlichen Herausforderungen beschreiben die Fahrer in ihren Statements nach dem Training aber anders:
Es wird heiß – rund 30 Grad.
Es wird windig – in einem nahezu völlig offenen Gelände.
Und es ist rutschig – der sandige Untergrund wird mit jeder Trainingsrunde loser. Was es fahrtechnisch automatisch vielleicht nicht spektakulärer, aber doch anspruchsvoller macht.

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Auf und ab: der Cross-Country-Kurs der European Games in Baku ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

Das Profil zeigt einige steile Zacken, aber auch zwei längere, sanftere Anstiege. 143 Höhenmeter sind auf 4,2 Kilometer nicht sehr viel, aber doch anspruchsvoll weil es nahezu keine Flachpassagen gibt und die Abfahrten eigentlich zu kurz für echte Erholung. Lukas Flückiger vergleicht das Terrain mit dem früheren Weltcup-Kurs im Stadtpark von Madrid. Was die kurzen Rampen und die auch den Untergrund angeht.

Übrigens wird im Mountainbike Velo Park auch geschossen. Oder zumindest an seiner Peripherie. Der Schießstand der European Games grenzt direkt an das Gelände an. Dort knallt es während des Trainings ständig und in regelmäßigen Abständen.

Zuschauer, so berichtet Kollege Armin M. Küstenbrück von dort, werden nicht an der Strecke stehen dürfen. Nur im Start-Zielbereich ist Publikum erlaubt. 500 an der Zahl weist baku2015.com aus. Kommt einem bekannt vor. Bei der EM in Moskau 2012 war das auch so.

Streckenprofil ©FREUNDE Eventagentur/Skyder
Streckenprofil ©FREUNDE Eventagentur/Skyder

Die Slowakin Janka Keseg-Stevkova wurde von ihrem Verband zurückgezogen. Angeblich, so heißt es in slowakischen Medien, hätte sie die den Leiter MTB-Delegation Martin Belas „verbal und körperlich“ angegriffen. Nationaltrainer Tomas Legnavska bedauerte die Eskalation, Stevkova-Keseg wiederum nannte die Entscheidung eine Manipulation und eine Unsportlichkeit. So richtig klar wird aus den Aussagen nicht, was der Gegenstand der Auseinandersetzung ist oder war.

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Bundestrainer Peter Schaupp wird bei Sport1 die beiden Cross-Country-Rennen als Co-Kommentator tätig sein. Schaupp erhielt eine kurzfristige Anfrage vom Münchner Sender, der die European Games aus Baku überträgt. Schaupp wird mit Kommentator Peter Kohl allerdings im Studio in München sitzen. Dort kommentiert man die sogenannten Weltbilder, die mit 30 Kamerapositionen produziert werden.
Den Livestream gibt es hier

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Last, aber keinesfalls least: Die Aserbeidschanische Botschaft in Berlin hat sich am Mittwoch zu Wort gemeldet und Stellung zur „unberechtigten Kritik an den Europa-Spielen in Baku“ bezogen. In einem wortreichen Statement werden einzelnen Tageszeitungen wie die „Frankfurter Allgemeine“, „Der Tagesspiegel“ und das „Deutschlandradio“ eine „Schmutzkampagne“ unterstellt.

Man habe den Weg in die Demokratie eingeschlagen, die Zustände im Land würden sich für die Menschen stetig verbessern, man hätte „gewaltige Fortschritte in Rechtstaatlichkeit und freier Marktwirtschaft“ erzielt und im übrigen sei Meinungs- und Informationsfreiheit in der aserbeidschanischen Verfassung verankert.

„Die Versuche, Ermittlungen oder Gerichtsurteile gegen manche Journalisten oder Blogger zu politisieren, werden die Unabhängigkeit des Justizsystems und die Durchführung von Strafverfahren weder beeinträchtigen noch verhindern“, heißt es und man lade „alle kritischen Journalisten ein, sich ein objektives Bild von Aserbeidschan zu verschaffen und dem deutschen Publikum zu vermitteln.“
Wie schön.

Etwas unglücklich vielleicht, dass diese PR-Maßnahme zum Beispiel durch das Aussperren von Amnesty International unmittelbar konterkariert wird. Und ganz aktuell auch noch dadurch, dass der britische „Guardian“ an einer Berichterstattung gehindert wird, indem man Redakteur Owen Gibson und anderen am Flughafen die Einreise verweigert hat.
Schmutzkampagnen also.

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