Gold Trophy Nachgedreht: Der Reiz des schnellen Hinterrads

FOTO: Nadine Rieder @Erhard Goller

Schwierige Wochen und der Kampf gegen das DNF. Ein super Speed, ein bisschen dumm (Pardon, Zitat). Rundenbestzeiten zum Schluss, ein Intermezzo am Hinterrad der Weltranglistenersten und eine höchst unerfreuliche Erklärung für einen 26. Platz. Von der Gold Trophy Sabine Spitz in Bad Säckingen Nachgedreht, was hier noch nicht geschrieben stand.

 

Markus Bauer (Kreidler Werksteam) erwischte einen guten Start, doch halten konnte er seine Position unter den besten Zehn nicht. Am Ende war der 13. Platz noch einigermaßen okay, aber nicht

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Markus Bauer ©Erhard Goller

der erhoffte Schritt nach vorne. Das Resultat war zwar eine Steigerung von zehn Rängen gegenüber Montichiari, doch das Rennen dort war dichter mit Weltklasse-Leuten besetzt, das konnte Bauer selbst gut genug einordnen.

Warum er sein Tempo nur drei Runden lang halten konnte?

„Eine schwierige Woche“, hätte er hinter sich, so Markus Bauer. „Ich habe mich am Dienstag erkältet und konnte keine normale Vorbereitung machen.“ So stellten sich am Ende auch Krämpfe ein. Sein Niveau, da sei er sich nach wie vor sicher, sei hoch genug, um mal ein „geiles Rennen“ fahren zu können. Muss halt alles zusammen passen, dann.

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Ben Zwiehoff (Bergamont) reflektierte im Ziel ein Rennen, das schon zu Beginn aus den Fugen geraten war. Ein Konkurrent war ihn sein Schaltwerk reingefahren. Nach einem Start unter den besten Zehn sah er sich so nach der 3,4 Kilometer langen Startrunde nur noch an 39. Stelle die Zeitmessung passieren.

„Der Dampf war gut. Ich denke, ohne das Problem wäre ein Top-Ten-Ergebnis nicht abwegig gewesen“, meinte der Essener. Top-Ten-Rundenzeiten produzierte er zwar keine, doch es fährt sich ja auch ein anderes Rennen, wenn man sich durchs Feld mühen und anders motivieren muss. „Ich wollte kein DNF stehen haben und denke, ich konnte zeigen, dass ich Form habe“, meinte Zwiehoff, der schließlich an 14. Position das Rennen beendete.

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Martin Gluth ©Erhard Goller

 

Martin Gluth (OMX Pro Team) rollte als 15. 26 Sekunden später über die Ziellinie. Er hatte am Start Pech weil vor ihm der Österreicher Karl Markt nicht ins Pedal einklickte und ihn, genauso wie Moritz Milatz, aufhielt. Dann aber lief es bei Gluth erst mal prima und nach drei Runden fand er sich an zehnter Stelle wieder.

„Das war ein super Speed, aber vielleicht ein bisschen zu viel“, bekannte er und kratzte sich mit einem Grinsen am Hinterkopf, „das war vielleicht ein bisschen dumm.“ Er musste Gas raus nehmen und hinten raus ziemlich kämpfen.

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Bemerkenswertes leistete Gregor Raggl (Möbel Märki). Der Österreicher dosierte zu Beginn sein Investment und bildete dann mit dem Russen Anton Sintsov (JBG-2) eine Zwei-Mann-Gruppe, die sich immer näher an Podiums-Positionen heran robbte. Vor allem in den letzten beiden Runden offenbarte sich, dass Raggl die richtige Taktik gewählt hatte.

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Gregor Raggl, hier ausnahmsweise hinter Anton Sintsov ©Erhard Goller

Er lieferte nicht nur seine persönlich besten Runden zum Schluss ab, sondern sorgte damit auch für die Rundenbestzeiten. Das brachte ihn schließlich im Sprint gegen Sintsov noch auf den vierten Platz. Der Russe hatte sich vorwiegend am Hinterrad des Österreichers aufgehalten. Den Franzosen Victor Koretzky (BH-Sr Suntour-KMC), der zwischenzeitlich auf Platz zwei gelegen hatte, schnappte sich das Verfolgerduo auf der Schlussrunde.

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Esther Süss war ein Stück weit das weibliche Gegenstück zu Raggl. Die Schweizer Cape-Epic-Siegerin hatte, nicht untypisch für sie, in der Startphase Mühe die Jagd mitzugehen. Dann verfing sich der Schnellspanner einer Konkurrentin in den Speichen ihres Vorderrads. Zum Glück, so schreibt sie auf ihrer Homepage, sei es ohne Sturz und ohne Schaden ausgegangen. Abgesehen davon, dass sie erst an 25. Stelle aus der Startrunde kam. Dann aber war sie nicht mehr aufzuhalten.

Die 43-Jährige kletterte Position um Position und auch in den letzten beiden Runden hatte sie ihr Pulver noch nicht verschossen. Zweimal Rundenbestzeit brachte sie von Rang neun auf sechs, nur knapp drei Sekunden am Podiumsplatz von Sabine Spitz vorbei. „Mit meiner Leistung kann ich wirklich zufrieden sein“, notierte sie in ihrer Abhandlung.

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Irina Kalentieva (Möbel Märki) landete schlussendlich auf dem achten Rang. Die Ex-Weltmeisterin hatte am Anfang etwas Mühe das Tempo mitzugehen, verbuchte in Runde zwei einen Sturz, der zeitweise zu Krämpfen führte, doch mit zunehmender Renndauer kam sie in Fahrt. In Runde fünf schloss sie zu Sabine Spitz (Wiawis) auf, ging auch kurz vorbei, doch dann verließen sie die Kräfte.

„Ich bin nicht unzufrieden, ich weiß an was ich arbeiten muss“, meinte sie nach dem Rennen und verwies auf ihre Teamkollegin Corina Gantenbein, die für Möbel Märki an diesem Tag mit Rang drei die Kohlen aus dem Feuer holte. „Es ist doch schön, wenn die Jüngeren einspringen und es ist motivierend für mich.“

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Hanna Klein freute sich über ein Intermezzo mit Jolanda Neff ©Erhard Goller

 

Hanna Klein (Superior MTB Team) war mit ihrem persönlichen Einstieg in die Saison nicht unzufrieden. Die Freiburgerin wurde knapp hinter der Tschechin Barbora Prudkova 14. „Fürs erste Rennen nicht schlecht“, meinte sie und erzählte dann von einer kurzen Phase im Rennen, die ihr besonders viel Spaß gemacht hat.

Jolanda Neff (Kross Racing), derzeit noch nicht in Bestform, kam in Runde zwei von hinten. Hanna Klein dachte: „Das muss ich riskieren, die Gelegenheit kommt so schnell nicht wieder“ und hängte sich ans Hinterrad der Schweizerin. „Es hat mega Spaß gemacht ihrer Linie zu folgen, sie ist einen schönen Rhythmus gefahren“, freute sich Klein über das Intermezzo mit der versierten Fahrtechnikerin, das ihr sonst bei Rennen eigentlich nie vergönnt ist.

Irgendwann wurde die Weltranglistenerste aber zu schnell und das Hinterrad war weg. „Am Ende habe ich das schon gemerkt, aber es hat sich trotzdem gelohnt“, schmunzelte die 29-Jährige.

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Keine erfreuliche Angelegenheit ist die Erklärung von Nadine Rieder (AMG-Rotwild) für ihren 26. Platz. Sie leidet am „Raynaud-Syndrom“, eine Problematik die vor allem im Herbst und im Frühjahr auftaucht. Wenn es zu Temperaturschwankungen kommt, wird die Durchblutung gestört. „Mir sterben die Zehen und Füße komplett ab. Meistens bekomme ich dann auch Frostbeulen“, erklärt Nadine Rieder. „Das ist nicht nur schmerzhaft, sondern der Blutkreislauf ist auch gestört.“ So war es auch in Mailand.

Normalerweise hätte sie das Syndrom zu Beginn der Trainingslager im Süden, aber da sie sich diesen Winter für eine Vorbereitung im heimischen Allgäu entschieden hat, müsse sie sich wohl gedulden, bis sich der Körper wieder eingestellt hat.

Für Sportler ist die Behandlungsmöglichkeit Blutverdünnung keine Option.

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