Hegau Bike-Marathon: Wer stört das Schweizer Uhrwerk?

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Keine Spazierfahrt: Beim Hegau Bike-Marathon treffen viele Weltklasse-Fahrer aufeinander ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

 

 Der Rothaus Hegau Bike-Marathon ist das einzige deutsche Rennen innerhalb der UCI Marathon Serie und zudem WM-Standort 2017. Kein Wunder, dass am Sonntag eine große Anzahl der besten Marathon-Biker in Singen/H. am Start steht. Cape-Epic-Gewinner Urs Huber (Team Bulls), Weltmeister Alban Lakata (Topeak-Ergon) und der dreifache Transalp-Sieger Markus Kaufmann sind nur drei davon. Mit Esther Süss (Wheeler-iXS) und Sally Bigham (Topeak-Ergon) sind auch bei den Damen zwei der Allerbesten dabei. Eine Vorschau aus der Presse-Abteilung des Veranstalters.

 

Wem darf man vor dem Rennen der UCI Marathon Serie, die Favoritenrolle unterjubeln? Markus Kaufmann vom Team Centurion-Vaude hält sich selbst erst mal vornehm zurück und hebt bei der Pressekonferenz am Montag einen Fahrer aus dem Nachbarland auf das Schild. „Urs Huber ist für mich der klare Favorit. Der fährt gerade wie ein Schweizer Uhrwerk“, meint Kaufmann, um dann gleich noch Sascha Weber (BQ Cycling) als Nummer zwei zu benennen.

Der Vize-Europameister hat in einem Interview ja schon Auskunft darüber gegeben, dass er auf einem Kurs wie in Singen „einen raushauen“ kann. Und das im Vorjahr bei der EM als Zweiter ja auch getan hat. Ob er Sand ins Schweizer Uhrwerk streuen kann?

Urs Huber (Team Bulls) scheint nach seinem Cape-Epic-Sieg tatsächlich auf Wolke Sieben zu schweben. Tiliment und Gardasee hat er gewonnne. „Singen wird ein komplett anderes Rennen als das am Gardasee, aber ich mache mir nicht so viele Gedanken. Zur Zeit läuft es einfach, ich staune selbst ein bisschen“, sagt Huber.

Auf seinen Cape-Epic-Genossen Karl Platt muss er auf den 98 Kilometern mit Start und Ziel in Singen verzichten, denn der verfolgt in Schweden bei der Cross-Country-EM seine Träume von Olympia.

 

Weltmeister Lakata: Der Kurs liegt mir

Und was sind die eigenen Ziele von Markus Kaufmann? „Hmm, Top Drei“, gibt Kaufmann zu Protokoll. Seine Form, das hätte ihm der Marathon in Houffalize bestätigt, wäre sehr gut. Ohne eine falsche Abbiegung wäre er dort wohl Dritter geworden.

Wenn das Rennen Kaufmanns Einschätzung folgt, wäre das Treppchen schon besetzt. Aber die Verhältnisse sind natürlich längst nicht so klar. Es gibt schließlich noch eine Anzahl weiterer Kandidaten auf die Teilnahme bei der Siegerehrung, allen voran der Weltmeister. Alban Lakata (Topeak-Ergon) war beim Tiliment Marathon und beim Gardasee Bike-Festival noch nicht in Topform, doch er sieht sich erstens auf dem aufsteigenden Ast und zweitens in Singen mit einem Streckenprofil konfrontiert, das ihm liegt.

„Der Gardasee-Marathon war ein Schritt nach vorne und der Kurs beim Rothaus Hegau Bike-Marathon liegt mir. Er ist ein guter Test für die EM in Litauen, ich denke, das wird ganz gut passen“, meint Lakata, der in Singen 2013 Europameister geworden ist und im Vorjahr Dritter war.

Lokalmatador Tim Böhme (Team Bulls) wäre auch noch ein Kandidat. Der bleibt vage. „Es ist jedes Jahr schwer einzuschätzen nach dem Cape Epic. Ich selbst war krank, dann in den USA und auch danach hatte ich viel um die Ohren“, verweist er auf eine nicht gerade optimale Vorbereitung. „Ich würde mir natürlich wünschen, dass es am Sonntag gut läuft.“

Sam Gaze kann für Unruhe sorgen

Kaufmanns Teamkollege Jochen Käß sieht sich noch nicht ganz auf der Höhe, nach OP am Gesäß und Infekt. „Mit einen Top-Fünf-Ergebnis wäre ich schon sehr zufrieden“, meint Käß.

Aus den Reihen der Centurion-Vaude-Biker passt das Terrain im Hegau wohl am besten auf Matthias Pfrommer. Also sollte auch der auf die Liste genommen werden, genauso wie Teamgenosse Hermann Pernsteiner, der am Gardasee als Dritter seine Form nachgewiesen hat.

Neben dem zweifachen EM-Medaillengewinner Christoph Soukup (Texpa-Simplon) aus Österreich hat sich auch noch ein Name auf die Startliste „gemogelt“, mit dem man überhaupt nicht gerechnet hat. Sam Gaze (Specialized Racing),  Neuseeländer und vor zehn Tagen U23-Weltcupsieger in Cairns, hat noch wenig Erfahrung auf der Marathon-Distanz, aber einen sicherlich Qualitäten, mit denen er für Unruhe sorgen kann.

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Esther Süss bei ihrem EM-Titelgewinn in Singen 2013. Sie gehört am Sonntag zu den Sieg-Kandidatinnen ©Marius Maasewerd/EGO-Promotion

Damen: Ein langjähriges Duell

Esther Süss (Wheeler-iXS) und Sally Bigham (Topeak-Ergon) sind schon häufig bei großen Rennen aufeinander getroffen. Die Schweizerin und die Britin standen bei Meisterschaften auch schon gemeinsam auf dem Podium, zum Beispiel bei der WM 2013 in Kirchberg, Tirol, als Bigham Silber und Süss Bronze gewann.

Umgedreht war es im gleichen Jahr in Singen, als Esther Süss den Europameister-Titel gewann und Sally Bigham Zweite wurde. Das war eine von vier EM-Silbermedaillen, die „Iron Sally“, (Eiserne Sally), wie sie oft genannt wird, bisher gewinnen konnte. Diesem Duo gehören auf den 80 Kilometern die Favoritenrollen.

Bigham gewann vergangenen Samstag im belgischen Houffalize, bei regnerischen Bedingungen. „Ich bin sehr zufrieden mit meinem Rennen und mit der Form. Ich bin sehr zuversichtlich für Singen, aber ich hoffe auf gutes Wetter“, meint Bigham.

Esther Süss eroberte ja auch voriges Jahr mit Bronze in Singen eine EM-Medaille. So dürfte ausreichend belegt sein, dass sie sich mit der Topographie im Hegau angefreundet hat.

Silke Schmidt angeschlagen

Zu beachten ist auch die dreifache Cape-Epic-Siegerin Ariane Kleinhans (Team Spur). Die in Südafrika lebende Schweizerin gehört ebenfalls seit Jahren zu den besten Marathon-Bikerinnen der Welt.

Die Niederländische Marathon-Meisterin Hielke Elferink (Craft Rocky Mountain) könnte ein Wörtchen mitreden, genauso wie die Deutsche Vize-Meisterin Silke Schmidt (Herzlichst Zypern). Die Juristin fährt zwar nur noch nebenher, doch die zweifache Deutsche Meisterin kann punktuell immer noch auftrumpfen. Allerdings klagte sie Anfang der Woche über einen aufkommenden Infekt. „Wenn ich gesund bin, versuche ich so lange wie möglich mit den anderen mitzufahren“, so Schmidt.

Die Freiburgerin Nina Wrobel (Merida-Schulte) nutzt den Rothaus Hegau Bike-Marathon ähnlich wie Süss als Vorbereitung für den Weltcup in Albstadt und ist sicherlich auch zu beachten.

Gespannt sein darf man auch auf die fünffache Cyclo-Cross-Weltmeisterin Hanka Kupfernagel (Maxx-Solar), die den Marathon in ihre Straßen-Saison einstreut.

Mehr Infos auf www.hegau-bike-marathon.de

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