KMC Bundesliga Bad Säckingen: Gezogene Stecker Nachgedreht

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Adelheid Morath: Zu frühes Ende eines Bundesliga-Rennens ©Erhard Goller

In Bad Säckingen wurde der Stecker gezogen, gleich mehrfach und nicht nur im Presseraum. Wie zwei Youngster im Labyrinth die Elite-Szene aufmischen und eine Schaltung ihren Dienst versagt. Wie ein junger Fahrer mitgenommen wurde, wenn die Motivation alles ist, was bleibt und bei anderen der Punch fehlt. Und wie eine Allergie neue Ziele und Strategien setzt. Nachgedreht, was hier noch nicht geschrieben stand.

 

Kathrin Stirnemann (Haibike-Ötztal) hatte man eigentlich weiter vorne erwartet als Rang zwölf. Und im Grunde hatte sie das auch drauf, aber halt nicht über das gesamte Rennen. Zu Beginn lag sie an dritter Position, doch plötzlich riss der Faden. „Als ob jemand den Stecker gezogen hätte“, wird sie in einer Pressemitteilung aus dem Hause Stirnemann zitiert. „Meine Beine waren zu, ich musste jede Umdrehung erleiden.“

Nach vier Runden war sie auf Platz 14 angekommen, als es sich ihre Arbeitswerkzeuge plötzlich wieder anders überlegten. „Keine Ahnung was los war. Plötzlich konnte ich wieder die Pace erhöhen“, wird Kathrin Stirnemann weiter zitiert. Mit zweimal viertbester Rundenzeit machte sie noch zwei Plätze gut.

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Sina Frei (jb Brunex-Felt) und Alessandra Keller (Stöckli Pro Team) sind im Begriff die Elite-Kategorie aufzumischen. Beide surften gemeinsam an sechster und siebter Stelle durch Labyrinth und Pump Track, wie zwei Streckenteile in Bad Säckingen heißen. Die 18-Jährige und die 20-Jährige überholten zum Schluss noch Annika Langvad (Specialized Racing) und machten den fünften Platz unter sich aus. Sina Frei griff am letzten kleinen Anstieg an und holte die entscheidenden Meter Vorsprung heraus. Auf der Zielgerade kam Ex-Junioren-Weltmeisterin Keller noch mal heran, aber es reichte für die Junioren-Europameisterin des vergangenen Jahres.

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Starke Vorstellung: Sina Frei ©Erhard Goller
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Nicht ganz frisch, aber trotzdem top: Alessandra Keller

„Am Anfang war es ein bisschen schwierig, aber dann lief es immer besser“, gab Sina Frei zu Protokoll. „Platz fünf ist mega“, freute sie sich. Alessandra Keller konnte es verschmerzen nicht auf dem Podium gestanden zu sein. „Ich war heute nicht ganz so frisch, weil ich viel trainiert habe. Auf der Fläche habe ich viel Führungsarbeit gemacht und als Sina angriff, konnte ich nicht gleich mit. Es haben halt ein paar Meter gefehlt, aber für Cairns bin ich zuversichtlich, die Form stimmt“, kommentierte Keller.

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Adelheid Morath (BH-Sr Suntour-KMC) lag an 12. Position, nicht mehr weit vom Pärchen Julie Bresset/Helen Grobert entfernt, als sie Ende drittletzter Runde plötzlich von der Bildfläche verschwand. Die Schaltung hatte den Geist aufgegeben und war an der Techzone auch nicht mehr in Gang zu bringen. Dass sie auch Luft aus dem Hinterreifen verloren hatte, spielte dann keine Rolle mehr.

„Es ist schon ein sch.. Gefühl aufhören zu müssen“, sagte Adelheid Morath. „Die zwei Runden hätten mir noch gut getan.“ Sie sei mit ihrem Rennen bis dahin eigentlich „voll zufrieden“ gewesen. „Ich wusste ja, dass mir die intensive Belastung schwer fallen würde, aber gleichzeitig, dass sie mir gut tut“, erklärte Morath. Die Umstellung vom Cape Epic („die Grundform ist sehr gut“) braucht seine Zeit und weil sie von ihren Helikopter-Sturz lädiert war, konnte sie im Training länger nicht die notwendigen Intensitäten trainieren.

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Nadine Rieder (AMG-Rotwild) fuhr auf Rang 17 ins Ziel und war danach „sehr zufrieden“ mit ihrem Rennen. Nachdem sich der Stau im ersten Singletrail aufgelöst hatte, konnte die Short-Track-Siegerin „ein konstantes Rennen fahren.“ Schon nach Runde eins war sie 17. und blieb es über die gesamte Distanz. „Ich merke wie sich die Wettkampfbelastung von Woche zu Woche besser anfühlt“, so Rieder.

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Hanna Klein (Superior Bikes) war mit ihrem 22. Platz nicht zufrieden. Möglicherweise spielte auch das Short Race vom Samstagabend eine Rolle. „Es war echt zäh“, bekannte die Deutsche Vizemeisterin. Zudem stellte sie sich in der Anfangsphase selbst ein Bein, als sie „an derselben Stelle wie voriges Jahr“, wegrutschte, obwohl sie bewusst eine andere Linie wählte. Da gingen gleich mal zehn Konkurrentinnen vorbei. „Und das wo ich sowieso nicht die gute Starterin bin“, ärgerte sie sich. „Ich hatte dann einfach nicht den Punch um zurückzukommen. Das ist vor Australien noch mal ein Dämpfer“, meinte sie etwas zerknirscht.

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Nina Wrobel (Merida-Schulte) landete am Ende auf Platz 27. „Den Start habe ich vermasselt weil ich nicht richtig ins Pedal gekommen bin und dann stand ich im Stau“, erklärte Wrobel. Danach fuhr sie aber von Platz 37 Runde um Runde weiter nach vorne. „Ich bin ganz zufrieden, das hat sich nach Rennen angefühlt, auch wenn ich noch nicht den Druck habe, wie ich es gewohnt bin. Der Punch fehlt noch, aber ich komme erst in den Modus“, erklärte Wrobel.

Sie habe sich schon ein wenig mehr erhofft, doch letztlich sei nicht überraschend, was in Bad Säckingen rausgekommen sei. „Zehn Minuten Rückstand sind viel, aber nicht dramatisch. Ich brauche ja immer meine Zeit. Jetzt muss ich halt dran bleiben und geduldig sein“, meinte die Ärztin, die am Samstag in Montichiari hofft ein paar Punkte sammeln zu können.

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Immerhin motiviert geblieben: Mathias Flückiger nach zweitem Defekt. ©Thomas Weschta/EGO-Promotion

 

Mathias Flückiger (Stöckli Pro Team) konnte seine Form auch in Bad Säckingen nicht in ein Ergebnis umsetzen. Zwei Defekte machten alle Hoffnungen zunichte. Der Rücken war zwar nicht mehr das große Problem wie noch in Rivera, doch ganz gut sei es auch noch nicht gewesen, sagte Flückiger. Das Positive sei, so merkte er an, dass er auch noch nach dem zweiten Defekt „die Motivation aufgebracht“ habe, um weiter zu kämpfen.

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Lukas Flückiger hatte es mit drei Franzosen zu tun – und hatte am Ende das Nachsehen. ©Erhard Goller

Lukas Flückiger (BMC Racing) war auch Leidtragender des Start-Crash. Doch er kennt die Situation von hinten aufholen zu müssen zur Genüge und tatsächlich schaffte er es von Platz 29 nach einer Runde in Schleife drei zur Verfolgergruppe aufzuschließen!

Bis zur vorletzten Runde kämpfte er mit den BH-Sr Suntour-KMC Piloten Maxime Marotte, Victor Koretzky und Jordan Sarrou um den dritten Platz, doch dann erlitt Lukas Flückiger einen Defekt. Am Ende war es Rang elf. „Klingt nicht besonders toll, aber wenn man das ganze Bild sieht auch nicht so schlecht“, meinte Lukas Flückiger.

 

Florian Vogel (Focus XC) gab das Rennen Anfangs der Schlussrunde auf. Da hatte er gerade als 17. die Zeitmessung passiert. „Ich habe keine Ahnung, auf einmal hat es mir völlig den Stecker gezogen. Bis dahin habe ich mich eigentlich gut gefühlt“, schüttelte Vogel den Kopf.

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Christian Pfäffle (Stevens MTB Racing) gab ein prima Debüt in der Elite-Kategorie. Er hatte das Glück, dass er sich bei Moritz Milatz dranhängen konnte, nachdem der am Beginn in den Sturz verwickelt war. „Moritz hat mich mitgenommen“, erzählte Pfäffle. Nicht auf dem Gepäckträger, sondern am Hinterrad. Allerdings hätte ihn Milatz wohl auch abgehängt, wenn er gekonnt hätte. Karl Platt (Team Bulls) mischte in dieser Gruppe auch noch mit und er war es auch, der irgendwann abreißen lassen musste. „Dadurch hat sich eine Lücke aufgetan. Die habe ich versucht zu schließen und als ich gerade wieder dran war, hat Moritz im Anstieg Dampf gemacht“, berichtete Pfäffle lachend. „In der vorletzten Runde war dann der Akku leer. Aber für mein zweites Rennen insgesamt und mein erstes Bundesliga-Rennen kann ich in diesem Weltklasse-Feld zufrieden sein“, bilanzierte er.

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Der „Zug“ mit Moritz Milatz, Karl Platt und Christian Pfäffle (hinten). Allerdings kam er irgendwann kaum noch von der Stelle ©Erhard Goller

 

Lars Forster (BMC Racing) stürzte in der Startphase. „Irgendjemand machte links einen Schlenker, das zog sich bis rechts rüber, bis der vor mir ins Geländer fuhr und mich dann auch zu Boden riss“, schildert Forster den Crash, der etliche Fahrer in Mitleidenschaft zog (auch Milatz).

Forster versuchte danach mit schmerzender Hüfte eine Aufholjagd. Er produzierte in der zweiten Runde die schnellste Zeit. Doch dann lief nicht mehr viel zusammen. „Ich habe vielleicht nicht unbedingt überzogen, aber war ein wenig durch und hatte dann in der vierten Runde nochmals einen Sturz“, erzählte Forster, der an 22. Stelle das Ziel erreichte.

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Simon Stiebjahn (Team Bulls) kam mit kurzem Bremsen am Sturz vorbei. Aber er hatte sich für den letzten Test etwas mehr erhofft, als den 29. Platz. Doch beunruhigt sei er deshalb nicht, meinte Stiebjahn. Es sei ihm bewusst gewesen, dass „so was“ passieren konnte. „Ich wollte es ruhiger angehen lassen und habe darauf gesetzt, dass ich noch mal Zug nach vorne entwickeln kann“, erklärte Stiebjahn. „Aber das ging einfach nicht.“ Für Australien sei er aber trotzdem ganz optimistisch. Wie bei anderen Cape-Epic-Fahrern wartet auch er noch bis der Körper die Intensitäten des Cross-Country-Sports annimmt.

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Julian Schelb (Multivan-Merida) kam als 32. ins Ziel, kein Ergebnis mit dem er wirklich zufrieden ist. Doch in der besonderen Situation, in der Schelb mit seiner Allergie steckt, steckt er sich andere Ziele. „Es hat Spaß gemacht, ich konnte durchfahren. Mir bleibt nichts anderes als geduldig zu sein, irgendwann kommen auch die Ergebnisse wieder“, sagt Schelb. Dass er trotz seiner Atemprobleme inzwischen Rennen durchfahren kann, ist einem Lerneffekt geschuldet. „Nach drei Jahren habe ich gelernt damit umzugehen und mich entsprechend zu verhalten“, erklärte Schelb.

 

 

 

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