KMC Bundesliga Titisee-Neustadt Nachgedreht: Fünf-Liter-Fässchen, 30 Wespen und ein imaginärer Plattfuß

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Erfolgreiche Premiere: KMC Bundesliga an der Hochfirst-Schanze ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

Der Vize-Meister rätselt, zumindest die Hälfte. Ein Multivan-Merida-Fahrer gerät in mentale Schwierigkeiten. Bei einer früheren Vize-Meisterin geht die Luft raus. Eine Ex-Weltmeisterin spricht von Genuss und Quälerei. Florian Vogel verrät, warum er gerne in Deutschland Rennen fährt – und gewinnt. Warum Simon Stiebjahns Fußball-Club Zuschauer abzog und was Andy Eyring so richtig zum Lachen brachte. Das KMC Bundesliga-Rennen in Titisee-Neustadt nachgedreht.

 

Markus Schulte-Lünzum (Focus XC) stand nach seinem Wettkampf im Team-Zelt und unterhielt sich mit seinem Team-Manager Matthias Beck. „Das wird schon noch“, äußerte sich Beck zuversichtlich. Was seinem persönlichen Naturell entspricht. Schulte-Lünzum gebrauchte nach dem neuerlichen Dämpfer das Wort „ratlos“. Vor allem, warum die ersten vier von acht Runden funktionierten. „An der Form kann es grundsätzlich nicht liegen, wenn die zweite Hälfte des Rennens läuft“, meinte der Deutsche Vize-Meister. Da war es plötzlich die Siebte, die dritt- und die zweitbeste Abschnittszeit, die für Schulte-Lünzum gemessen wurde. Am Ende war er Neunter und damit genau vier Minuten langsamer als sein Teamkollege Florian Vogel.

Natürlich sucht man den Fehler auch im mentalen Bereich, aber schlau geworden ist man bis dato noch nicht.

Höchstens halb zufrieden: Markus Schulte-Lünzum ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion
Höchstens halb zufrieden: Markus Schulte-Lünzum ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

 

Julian Schelb (Multivan-Merida) sah sich nach seinem achten Rang weiter in, wenn auch leichter, Aufwärtstendenz. Schelb suchte am Anfang seinen Rhythmus, investierte dann um die Lücke zu den Verfolgern zu schließen und war dort auch zwei Runden lang an der Spitze zu fahren. „Die anderen wollten nicht. Deshalb musste ich so fahren, damit nicht von hinten Fahrer wieder aufschließen konnten“, erklärte Schelb.

Nach der dritten Runde sei es dann mental etwas schwierig geworden. „Ich bin froh, dass ich meinen achten Platz gegen Schulle (siehe oben) verteidigen konnte und eine gute letzte Runde gefahren bin“, so Schelb.

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Elisabeth Brandau (Radon-EBE Racing) kämpfte bis zur vierten Runde gegen Hanna Klein (BH-Sr Suntour-KMC) um Platz drei. Dabei verlor sie in den Abfahrten immer wieder Sekunden, die sie dann in den Anstiegen wieder kompensierte. Bis eben in die vierte Runde. Da wurde sie von Hanna Klein in der Abfahrt passiert Dann hatte die Schönaicherin Defekt und sie verlor dadurch vier Plätze, die sie nicht mehr gut machen konnte. „Meine Luft war dann auch draußen“, konstatierte Brandau auf ihrem Facebook-Account.

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Alexandra Engen (Ghost Factory Racing) hat ihr erstes Rennen nach einem Jahr hinter sich gebracht und es auf Rang neun beendet. Sie versuchte sich das Rennen gut einzuteilen und ging sehr kontrolliert an. Zur Mitte des Rennens sei es dann „echt hart“ geworden, am Schluss dann wieder „erstaunlich gut“. Ihr Körper habe die Belastung gut verkraftet. „Das war ein weiterer Schritt zurück. Wieder dabei zu sein, ist für mich der Hammer. Es war viel Quälerei, aber auch Genuss“, sagte Engen und sie lächelte dabei wie eh und je.

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Hoffnung auf eine zweite Auflage 2016: Start in die „Grüne Wand“ ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

 

Mit der Premiere des Singer Wäldercups in Titisee-Neustadt, respektive des ersten KMC Bundesliga-Rennens an der Hochfirst-Schanze war man bei den Organisatoren erst mal zufrieden. In der Abwicklung war es für Klaus Ketterer, Simon Stiebjahn und Co. erst mal ein Kraftakt, aber ein gelungener.

„Ich liebe Rennen in Deutschland. Immer viele Zuschauer, coole Strecken…“…, resümierte Florian Vogel (Focus-XC) auf Instagram,“…und man gewinnt Fünf-Liter Bierfässer“.

Was die Strecke angeht, da gab es ungefragt und uneingeschränkt sehr viel positive Rückmeldung, sowohl zum Sprint- als auch zum Cross-Country-Kurs. Die Zuschauer sorgten tatsächlich für eine schöne Atmosphäre, aber Klaus Ketterer hätte vermutlich gerne noch mehr. Im Ort fand allerdings gleichzeitig auch ein Fußballturnier statt, ausgerechnet von Simon Stiebjahns Heimatclub SV Hölzlebruck, wo der Bulls-Biker ja immer noch sporadisch dem runden Leder nachjagt.

„Das hat uns sicher einige Zuschauer gekostet. Aber im Sommer ist hier halt immer viel los“, meinte Ketterer. Und es war dann halt auch ein Wetter, in dem das Freibad, der Titisee oder der Schluchsee ihre Vorzüge hatten. Ketterer hatte übrigens auch noch mit einem persönlichen Handicap zu kämpfen. Zwei Tage vor der Veranstaltung hatten ihn beim Trassieren der Strecke rund 30 Wespen gestochen. Eine Nacht in der Intensiv-Station, eine ganz dicke Lippe und noch mehr, war die Folge. Man kann sich vorstellen, dass er über das Event hinweg zu leiden hatte.

Wenn der Kassensturz nicht ganz schlecht ausfällt, dann planen die Hochschwarzwälder nächstes Jahr aber wohl wieder in der KMC Bundesliga dabei zu sein. „Hier gehört ein Bundesliga-Rennen einfach her“, meinte auch Bundestrainer Peter Schaupp. Schon wegen der vielen lokalen Größen.

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Eine kleine, feine Anekdote zum Schluss: Andy Eyring (RWV Haselbach), der seit zwei Jahren kein Cross-Country-Rennen mehr gefahren ist, stellte sich, wo er für den Sprint und wegen Freund Simon Stiebjahn (Team Bulls) schon mal da war, an den Start.

In der sechsten Runde kam von hinten das Duo Stiebjahn/Bauer herangeschossen, beide im Kampf um Platz drei.

„Ich habe die beiden oben vorbei gelassen und bin im Downhill hinterhergefahren. Unten, bei der Bachdurchfahrt, habe ich mir wohl einen Platten geholt. Es hat ‚pffffft’ gemacht und dann ruft Bauer vor mir: ‚shit, ich habe einen Platten’.“

Andy Eyring lacht. „Ich habe geschrien, fahr weiter, das ist bei mir.“ Dem Bauer, Markus mit Vornamen und für Kreidler fahrend, wird ein Stein vom Herzen gefallen sein.

Kein Plattfuß, zumindest nicht seiner: Markus Bauer, hier vor Simon Stiebjahn ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion
Kein Plattfuß, zumindest nicht seiner: Markus Bauer, hier vor Simon Stiebjahn ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion
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