Marathon-EM in Singen: Viele tippen auf Sauser – Deutsche als Außenseiter

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Der Anstieg am Plören, ein Streckenteil, an dem zur Attacke geblasen werden kann. ©Marius Maasewerd/EGO-Promotion

Zwei Hände voller Medaillenkandidaten lassen sich vor der Marathon-EM in Singen aufzählen. Die deutschen Biker um Markus Kaufmann (Centurion-Vaude), Tim Böhme und Karl Platt (Team Bulls) gehen beim Rothaus Hegau Bike-Marathon als Außenseiter ins Rennen.

Wen hält er für den Favoriten? Stirnrunzeln bei Torsten Marx (BlackTusk Racing) bei der Pressekonferenz am Montag in Singen. „Ja, ich würde schon sagen Christoph Sauser“, meint er nach einigen Sekunden des Sinnierens.
Christoph Sauser (Specialized Racing), einfach weil er immer Favorit ist. Einfach weil er einen extrem guten Diesel-Motor besitzt und seit 15 Jahren ein Weltklasse-Biker ist mit zwei Marathon-Titeln in seiner Vitrine.

Sauser spricht zwar von einer „nicht gerade optimalen Vorbereitung“, aber er rechnet sich trotzdem Chancen aus. „Wenn ich an den Start gehe, will ich auch gewinnen“, sagt der Eidgenosse. Und wenn man gesehen hat, wie er bis zu seinem Kettenriss in Solothurn mit Weltmeister Nino Schurter und Julien Absalon mithalten konnte, der weiß, der 37-Jährige hat Form.
Die Liste der möglichen Siegkandidaten ist beim Rothaus Hegau Bike-Marathon aber länger als sie bei einer Marathon-Europameisterschaft je war.

Alban Lakata (Topeak-Ergon) hat vergangenen Sonntag den Marathon in Riva del Garda gewonnen. Die Form des Österreichers ist also top. „Deutschland ist prinzipiell ein gutes Pflaster für mich. 2010 bin ich in St. Wendel Weltmeister geworden und 2008 in Albstadt Europameister“, sagt Lakata und verweist darauf, dass ihm Strecken wie die im Hegau prinzipiell liegen. Auf Flachpassagen gilt der „Albanator“ als extrem stark.

„Als Einzelfahrer, ohne Teamunterstützung, muss ich mich so gut wie möglich raushalten. Ich denke, am Ende wird trotzdem der Beste gewinnen, es wird sicher kein einfaches Rennen“, sagt er. Allerdings wusste er da noch nicht, dass sein Teamkollege, der Deutsche Vizemeister in Marathon Robert Mennen (Nörvenich) nach seinem Schlüsselbeinbruch grünes Licht für einen Start für die zweimal 47 Kilometer erhalten hat. Zumindest in der ersten Phase des Rennens könnte er eine wertvolle Hilfe sein.

Weltmeister Periklis Ilias (Full Dynamix) macht eine klare Ansage: „Die Marathon-Europameisterschaft ist für mich ein großes Ziel. Nach dem Weltmeistertitel will ich zeigen, dass ich in der Lage bin auch andere Titel zu holen. Das Training lief sehr gut und ich denke, ich werde in guter Form an den Start gehen.“ Periklis verweist auch auf das Problem der fehlenden Team-Unterstützung. „Das ist sicher ein Nachteil für mich“, meint Periklis.
Seit seinem Sieg beim Roc Laissagais Anfang April hat er kein Rennen mehr bestritten, sondern sich gezielt auf die EM vorbereitet.

Markus Kaufmann: Top 5 wäre Traumergebnis
Markus Kaufmann war hinter Lakata in Riva Zweiter und hat sich letztes Jahr im Hegau den Deutschen Meistertitel geholt. „Ich habe mit meinem Trainer Roman Jördens noch mal das wellige Profil trainiert. Jetzt bin ich ganz guter Dinge. Ein Platz unter den besten Fünf wäre ein Traumergebnis, aber auch die Top-Ten schon ein Erfolg“, sagt Kaufmann, der auf die Unterstützung seiner Centurion-Vaude-Teamkollegen Jochen Käß (Ofterdingen) und Hannes Genze (Sindelfingen) bauen kann. Käß, der eigentlich auch ein Kandidat wäre, sieht sich noch nicht in der Verfassung vorne mitmischen zu können, nachdem ihn ein Infekt, gepaart mit seinem Umzug einiges von der Form weg genommen hat, die er noch beim Andalusia Bike-Race hatte.

Kaufmann hat den Titelverteidiger Kristian Hynek (Elettroveneta-Corratec) in Riva erlebt und sieht in ihm auch einen ernsthaften Titelkandidaten. Hynek kommt mit drei weiteren Tschechen nach Singen, darunter dem EM-Zweiten von 2012, Pavel Boudny.
Als Team am stärksten aufgestellt ist fraglos das Team Bulls. Mit Lokalmatador Tim Böhme, Karl Platt aus Osthofen und mit dem Schweizer Urs Huber haben die Equipe gleich drei Medaillenkandidaten in ihren Reihen.

Tim Böhme, der versucht hat im Vorfeld die Fehler des Vorjahres zu vermeiden, hofft auf eine Steigerung gegenüber Riva, wo er seit Ende März seinen ersten Wettkampf gefahren ist. „Die Form war gut, aber nicht hervorragend. Aber es kann sein, dass bis Sonntag noch ein Leistungssprung kommt“, sagt Böhme, der an guten Tagen mit den Besten der Welt mithalten kann. Bei seinem Heimrennen, das er sieben Mal gewonnen hat, aber ausgerechnet bei den beiden Deutschen Meisterschaften nicht, steigt die Nervosität beim EM-Dritten von 2011 ins Unermessliche.

Auch Karl Platt hofft auf einen Leistungssprung. Der Pfälzer, der im Marathonbereich praktisch alles gewonnen hat, außer einer internationalen Meisterschaft. „Beim Gardasee-Marathon hat mir nach meinem Infekt noch die Spritzigkeit gefehlt. Normalerweise tut’s bei mir nach einem Rennen nochmal einen Schlag und die Leistung geht nach oben. Ich denke mit dem Team Bulls werden wir bei der Musik mitspielen. Wie es ausgeht, kann man nicht sagen. Wir werden sicher die Teamkarte spielen, aber wie genau, das müssen wir noch austüfteln. Urs (Huber) und Tim (Böhme) sind auch sehr gut drauf“, erklärt Platt.
Matthias Leisling (Mehring) und Torsten Marx (Hechingen) gehören nicht unbedingt zu den Medaillenkandidaten, doch eine gute Rolle traut man den beiden BlackTusk-Fahrern durchaus zu. „Es wird flott losgehen. Für mich geht es darum dabeizubleiben so lange es geht“, sagt der DM-Vierte Leisling.

Ex-Straßenprofis Celestino und Vastaranta
Über die genannten Namen hinaus gibt es noch eine Reihe Leute, die durchaus ebenfalls auf dem Podium landen können. Der Italiener Mirko Celestino, WM-Dritter von 2011 und Ex-Straßenprofi zum Beispiel. Der EM-Dritte von 2011, Jukka Vastaranta (Medilaser-Specialized) aus Finnland, auch er ein Ex-Straßenprofi, der taktisch sicher gut aufgestellt ist. Oder der Cross-Country-U23-Weltmeister von 2011, Thomas Litscher (Schweiz) vom Multivan-Merida-Team, der kurzfristig noch gemeldet hat. Siehe Meldung vom Dienstag.
Mehr Infos auf: www.hegau-bike-marathon.de
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