Marathon-EM Singen nachgedreht: Ausgeknockt. Ausgebremst. Abgesprintet

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Elfköpfige Spitzengruppe nach rund 15 Kilometern: Vorne Sally Bigham und Gunn-Rita Dahle. Noch mit dabei: Ann-Katrin Hellstern in gelb-blau und neben ihr Hielke Elferink ©Erhard Goller

Ein ambitioniertes Team erlebt (fast) einen Total-Ausfall. Zwei Schwaben, die schon vorher die Segel streichen müssen und einer, dem die Schaltung demoliert wurde. Eine Niederländerin, die zwischen den Stühlen radelt. Eine Südbadenerin, die abgesprintet wird. Eine Deutsche Meisterin, die zufrieden sein sollte, es aber nicht ist und ein Talent, das erfolgreich Erfahrungen sammelt. Nachgedreht, was hier noch nicht geschrieben stand.

Für das mit Ambitionen gestartete Team Bulls wurde die EM zu einer enttäuschenden Veranstaltung. „Team Bulls completely knocked out“, schrieb Lokalmatador Tim Böhme auf seiner Facebook-Seite. Er selbst musste unter nicht näher zu beschreibenden Umständen einen unfreiwilligen „Boxenstopp“ einlegen, der nichts mit einem technischen Problem zu tun hatte. Er vermutete das Essen als Ursache für die Magenkrämpfe. Als 39. erreichte der Deutsche Marathon-Meister das Ziel und wäre es nicht das Heim-Rennen gewesen, so hätte er wohl aufgegeben.

Teamkollege Karl Platt erreichte das Ziel nicht. Platt, der sich am Samstag noch hervorragend gefühlt hatte, drehte es die Energie-Zufuhr bereits nach 45 Minuten ab. Urs Huber ging es nach der ersten Runde, während der er in der Verfolgergruppe noch eine gute Rolle gespielt hatte, ähnlich. Er wurde 17.

Stefan Sahm hatte damit zwar keine Probleme, doch auch bei ihm stand ein DNF in der Ergebnisliste, genauso wie bei Youngster Simon Stiebjahn, der nach einem Sturz Ende der ersten Runde aufgab. Er lag zu diesem Zeitpunkt allerdings auch nur in der zweiten Verfolgergruppe. „Erst ab Kilometer 30 wurden die Beine besser“, bekannte er.

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Man möchte behaupten, es ist ihm anzusehen, dass es ihm nicht gut geht: Tim Böhme ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

Vermisst wurden im Rennen die beiden Schwaben Jochen Käß (Centurion-Vaude) und Torsten Marx (Kreidler Werksteam). Jochen Käß hatte am Sonntagmorgen einen dicken Hals, im tatsächlichen Sinne. Ein Start machte unter diesen Umständen keinen Sinn. Auch nicht für Torsten Marx, den ein Migräne-Anfall erwischte.

Der Ausfall von Jochen Käß schmerzte auch Markus Kaufmann, denn gemeinsam wären sie vielleicht in der Lage gewesen das Ausreißer-Trio nochmal zu stellen. Kaufmann hielt sich in der Verfolgergruppe, die am Ende um Bronze kämpfte, doch Ende der ersten 49-Kilometer-Runde wurden seine Ambitionen ausgebremst.

„Mir wurde beinahe das Schaltwerk abgefahren. So konnte ich den Rückstand zur Spitze leider nicht mehr herstellen“, erklärte er auf Facebook. „So sprang für mich ein enttäuschender 14. Platz heraus.“

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Hielke Elferink (Rent-a-plant Cannondale) führte eine vierköpfige Verfolgergruppe ins Ziel und wurde gute Neunte. Die in Freiburg lebende Niederländerin war zu Beginn noch in der Spitzengruppe. Ein, zwei Mal bekam sie eine kleine Lücke, die sie wieder schließen konnte, doch nach der ersten Zielpassage bei Kilometer 30 musste sie dann am ersten Berg Richtung Hohentwiel endgültig passen.

„In der Verfolgergruppe fühlte ich mich stark, konnte auf dieser Runde aber nicht echt wegfahren. Das war ein bisschen schade, aber im Sprint hat es dann ja geklappt. Ich denke, ich war etwas zu schwach für ganz vorne, aber etwas zu stark für die Verfolgerinnen“, erklärte Elferink. Quasi zwischen den Stühlen radelnd.

Ein paar Kilometer vor dem Ziel war sie schon mal kurz auf und davon, doch sie wurde wieder eingeholt. Ann-Katrin Hellstern übernahm dann die Tempo-Arbeit, was Elferink die Möglichkeit gab früh mit ihrem Sprint anzufangen und als Erste die Kurve und holte sich Platz neun.

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Die angesprochene Ann-Katrin Hellstern (BQ Cycling) war auch in der anfänglich elfköpfigen Spitzengruppe. Vor der ersten Zielpassage verlor sie mit Hielke Elferink den Anschluss an die sieben Fahrerinnen, die dann gemeinsam die verbleibenden 49 Kilometer in Angriff nahmen, 45 Sekunden vor den Verfolgerinnen.

Die kamen vor dem Anstieg zum Hohentwiel noch mal an die Spitzengruppe heran. Doch, wie Elferink musste auch Hellstern zurückstecken. „Am Berg fehlten mir vielleicht 20 Meter zum Anschluss und im Flachen noch ein bisschen die Power“, erzählte Hellstern.

„Die letzten fünf Kilometer bin ich vorne gefahren, habe Tempo gemacht zu als Dank wurde ich abgesprintet“, meinte sie etwas sarkastisch zum elften Platz, der es dann geworden ist. „Ich denke, dafür, dass ich voll arbeite, ist es okay. Mir liegen die längeren Rennen mit längeren Anstiegen besser. Auf alle Fälle war es ein geniales Gefühl mal eine Zeit lang mit den besten Frauen mitfahren zu können“, bilanzierte die 28-Jährige.

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Sofia Wiedenroth und Silke Schmidt. Die Deutsche Meisterin wird noch mal kurz Anschluss an die Spitzengruppe finden. ©Erhard Goller

Silke Schmidt (Herzlichst Zypern) erlebte auf den 80 Kilometern Höhen und Tiefen. „Teilweise ging es echt gut, hatte dann auch wieder schlechte Beine und vor allem am Ende war die Kraft komplett raus“, fasste die Wahl-Münchnerin aus dem Saarland ihr Rennen zusammen.

Zu Beginn verpasste die zweifache Deutsche Marathon-Meisterin die erste Gruppe, konnte dann aber zur Verfolgergruppe um Hellstern und Elferink aufschließen, die dann am Hohentwiel-Anstieg zur Spitze aufschloss.

Bei der Verpflegung an Start-Ziel erwischte sie keine Flasche und musste dann auch am Anstieg abreißen lassen. Nach Fünf-Kilometer-Solofahrt ohne Flüssigkeit, holte sie die vierköpfige Gruppe mit Christine Kollmann (Fill Scott Racing), Paula Gorycka (Polen), sowie Elferink und Hellstern wieder ein. „Anni (Hellstern) hat mir dann ein bisschen zu Trinken gegeben“, berichtete Schmidt, die nach dem Singletrail vor dem Ziel den Anschluss verlor und 13. wurde.

Angesichts der Umstände als voll berufstätige Juristin mit ganz wenig Training war ihr Fazit gemischt: „Ich sollte eigentlich zufrieden sein, bin es aber nicht so wirklich. Die Fehler ärgern mich.“

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Sofia Wiedenroth (AMG-Rotwild) verkaufte sich bei ihrer ersten Marathon-EM auch sehr passabel. Die Sigmarszellerin war hinter der Silbermedaillen-Gewinnerin Jolanda Neff als 15. die zweitbeste U23-Fahrerin im Feld. Obwohl das Gelände mit spärlichen technischen Passagen und nur kurzen Anstiegen „nicht mein favorisierter Kurs“ war.

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