Marathon-WM: Fünftes Gold für Gunn-Rita Dahle-Flesjaa?

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Gunn-Rita Dahle-Flesjaa: Mitfavoritin auf den Marathon-Weltmeistertitel. ©Marius Maasewerd/EGO-Promotion


Die Medaillenkandidatinnen für die Marathon-WM am Samstag in Kirchberg rekrutieren sich aus dem Podium des Vorjahres. Annika Langvad, Gunn-Rita Dahle-Flesjaa und Esther Süss plus eine Hand voll weiterer Kandidatinnen, inklusive Lokalmatadorin Lisi Osl. Keine davon aus Deutschland.

Titelverteidigerin Annika Langvad (Devinci Specialized) hat sich vergangene Woche eine Erkältung eingefangen und stand bei der EM in Bern nur dick vermummt am Streckenrand. Nachdem sie schon eine Woche zuvor beim Weltcup in Val di Sole nicht optimal klar kam, steht ein Fragezeichen hinter dem Titelhattrick der Dänin.
Im Val di Sole rätselte sie ein wenig über ihre Form. Nur dass sie zuvor mit Prüfungen beschäftigt war, fiel ihr ein. Vielleicht hatte ja auch der Infekt schon Regie geführt.

Konservativ getippt, könnte unter diesen Voraussetzungen Gunn-Rita Dahle-Flesjaa (Multivan-Merida) die erste Titelkandidatin sein. 2008 gewann sie in Villabassa ihr letztes von vier Regenbogen-Jerseys im Marathon. Eine lange Zeit. „Zu lange“, wie Gunn-Rita Dahle-Flesjaa findet.
Keine ihrer Konkurrentinnen hat sich wohl so intensiv auf die WM vorbereitet. Nach dem Weltcup im Val di Sole, wo die Norwegerin Fünfte wurde, ließ sie die EM aus, fuhr sie nach Kirchberg und studierte die 85 Kilometer der Damen. „Extrem und sehr viel anders als Cross-Country“, fasst sie ihre Eindrücke zusammen. Auch völlig anders als das, was man vergangenen Oktober in Ornans vorgefunden hat.

„Es ist eine ganz andere Art, wie du dich hier ans Limit pushen musst. Das gibt es nicht so oft. Die WM ist eine große Herausforderung“, erklärt die 40-Jährige. Für sie sei es eines von zwei Highlights in diesem Jahr.
„Es wird auf jeden Fall ein faires und kein taktisches Rennen. Wie man mir erklärt hat, werden vielleicht die schnellsten fünf Männer die besten Damen überholen und zwar noch vor der letzten Abfahrt“, sagt die erfolgreichste Cross-Country-Mountainbikerin der Geschichte. Wie das Wetter wird, das sei ihr eigentlich egal.
Ob sie auch mit einer Silber- oder Bronze-Medaille zufrieden wäre? Sie lacht. „Das sage ich dir, wenn das Rennen vorbei ist. Kommt drauf an wie es läuft.“

Süss, Bigham, Hurikova
Esther Süss (Wheeler-iXS) stand seit 2009 immer auf dem Podium der Marathon-WM, 2010 hat sie sich den Titel geholt. Klar, dass man mit der Eidgenössin rechnen muss. Dass sie klettern kann ist kein Geheimnis. Ob sie nach drei Wettkampfwochenenden in Folge noch genügend Frische aufbringt, um optimal über die viereinhalb Stunden zu kommen, wird sich zeigen.

Sally Bigham ist mehr als nur in Lauerstellung. Die Britin vom Topeak-Ergon-Team ist in langen Anstiegen höchst gefährlich. Ihr Sieg bei der Sella Ronda zeigt, dass sie mit starker Form nach Kirchberg angereist ist. Wie gut sie sich erholt hat, sprich: ob das die optimale Vorbereitung war, wird sich am Samstag zeigen.
Eine WM-Medaille hat Bigham bisher noch nicht in ihrer Sammlung, dafür aber drei silberne EM-Plaketten.

Wer zählt sonst noch zu den möglichen Kandidatinnen auf Edelmetall? Blaza Klemencic (Calcit Bikes) hat in dieser Saison die notwendige Form noch nicht nachgewiesen.
Von Tereza Hurikovas Marathon-Qualitäten weiß man wenig. Dennoch wäre es keine faustdicke Überraschung, wenn sie vorne mit dabei wäre.

Heimvorteil und „Fragezeichen“ für Lisi Osl

Dann ist da noch Lisi Osl (Ghost Factory Racing). Sie kommt aus Kirchberg, lebt dort und kennt natürlich jeden Winkel. Das ist bestimmt kein Nachteil. Den Kitzalpbike-Marathon hat sie schon öfter bestritten, allerdings noch nie so ernsthaft. „Sie nimmt die WM sehr ernst“, sagt ihr Team-Manager Tom Wickles, bezeichnet sie im Reigen der aussichtsreichen Kandidatinnen allerdings auch als „das größte Fragezeichen“.

„Eine WM, die in deinem Heimatort startet (und endet), das ist einfach einzigartig. Ich kann es kaum erwarten“, wird Osl selbst im Vorfeld in einer Pressemitteilung zitiert. Dass sie gut klettern kann steht nicht in Frage. Wie gut und vor allem wie gut über vier Stunden, das bleibt abzuwarten.

Sie hat ihre beiden Teamkolleginnen Alexandra Engen und Katrin Leumann an ihrer Seite. Allerdings gehen die ohne eigene Ambitionen ins Rennen und wirkliche Unterstützung werden sie wohl hauptsächlich unter dem mentalen Aspekt geben können.
„Ernst gemeinte Vorbereitung auf die Schweizer Meisterschaft“, sagt Wickles, sei die WM für Katrin Leumann. Die Teamgenossin aus Schweden will dagegen vor allem „Spaß haben“.
Interessante Namen sind auch Milena Landtwing (Topeak-Ergon), Ariane Kleinhans (Siegerin beim BerGibike), Borghild Loevset und Mary McConneloug (Kenda). Der US-Amerikanerin darf man am ehesten eine Überraschung zutrauen.

Ann-Katrin Hellstern gut in Form
Unter den deutschen Karten befinden sich keine Trümpfe. Sabine Spitz und Adelheid Morath (beide Sabine Spitz-Haibike) hätten auch ohne ihre Schlüsselbeinbrüche die Marathon-WM ziemlich sicher nicht bestritten. Anja Gradl war gemeldet, aber nach ihrem Sturz in Bern ist auch sie „out of order“.
Die dreifache Deutsche Marathon-Meisterin Elisabeth Brandau ist nach der Bänderverletzung noch nicht so weit und nicht gemeldet.

Ann-Katrin Hellstern (BQ Cycling) ist eine, die gut klettern kann. Eine gute Leistung ist ihr zuzutrauen, aber eine Medaille wäre eine Sensation. Dass sie gut in Form ist, hat sie bei ihrem Sieg in Kirchzarten vergangenen Sonntag bewiesen.

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