Marathon-WM Singen: Die deutschen Karten im Spiel

 

 38 deutsche Herren stehen auf der Meldeliste für die Marathon-WM in Singen. Aussichten auf ein Top-Resultat hat aber wohl nur eine gute Hand voll. Eine Medaille darf man nicht erwarten, aber es gibt einige, die für eine positive Überraschung sorgen könnten. Bei Sascha Weber (Craft-Rocky Mountain) angefangen über Jochen Käß (Centurion-Vaude) bis zu Moritz Milatz (Kreidler Werksteam), Simon Stiebjahn und Lokalmatador Tim Böhme (Team Bulls). Eine kleine Revue.

 

Was man von den Deutschen erwarten kann? Eine Medaille wäre eine faustdicke Überraschung, aber eine gute Rolle könnten einige von denen, die im weißen BDR-Trikot unterwegs sind, durchaus spielen.

Bei Jochen Käß (Centurion-Vaude) steigt die Formkurve rechtzeitig zur WM deutlich an. Am Sonntag gewann er den Marathon-Klassiker Ultra Bike in Kirchzarten. „Die Form wird von Tag zu Tag besser“, sagt Käß, dem seine Konkurrenten vergangenen Sonntag bestätigten, dass er verdient gewonnen hätte. Nun ist die Strecken-Charakteristik in Singen eine ganz andere, doch Käß kann ja auch Straßenrennen gut fahren.

Dagegen ist Teamkollege Markus Kaufmann im Blick auf seine Aussichten eher skeptisch ist. Obschon er in Singen schon mal Deutscher Meister geworden ist. „Eine WM ist halt was anderes“, sagt Kaufmann.

Sascha Weber nimmt Druck raus

Auf das Abschneiden von Sascha Weber darf man nach dessen Coup vor zwei Jahren als er EM-Silber gewann, gespannt sein. Der Saarländer wurde in Kirchzarten von Käß nach 117 Kilometern erst im Sprint geschlagen und hat dieses Jahr schon bei etlichen Marathons Podiums-Plätze belegt.

„Ich bin in guter Verfassung und ich gehe mit einem entsprechenden Gefühl zur Heim-WM“, so Weber, aber er versucht die Erwartungen nicht zu hoch zu schrauben, nachdem er vor zwei Jahren bei der EM in Singen hinter Kulhavy Zweiter geworden ist.

„Es kommen so viele für die Medaillenränge in Frage. Ich will einfach ein gutes Rennen fahren. Es kommen ja noch viele wichtige Events dieses Jahr.“

Damit versucht er vielleicht den Druck ein wenig weg zu nehmen, der durch EM-Silber 2015 entstanden ist. Die Dramaturgie des Rennens wird vermutlich aber auch nicht noch mal so einen Verlauf nehmen.

Unübersichtlichkeit als Chance?

Dann gibt es da auch einen Simon Stiebjahn. Kann der 27-Jährige aus Titisee-Neustadt gegen die ganz Großen bestehen? Das trauen ihm vielleicht wenige zu, aber Stiebjahn hat schon häufiger überrascht. Der Allrounder kommt mit dem Selbstvertrauen von drei Saisonsiegen, zuletzt am Sonntag bei der Cross-Country-Bundesliga in Wombach, und war im Vorjahr bei der EM schon Vierter.

„Die Unübersichtlichkeit ist vielleicht meine Chance und wenn es zum Sprint einer Gruppe kommt, dann muss mich erst mal jemand schlagen“, meint Stiebjahn, der sich aber realistisch ein Top-Ten-Ergebnis erhofft.

 

Sein Team- und Cape-Epic-Genosse Tim Böhme wird in seiner Heimatstadt wohl so motiviert ist, wie noch nie zuvor bei einem Rennen. „Es ist so schwierig, was vorherzusagen. Es kann sein, ich fahre das Rennen meines Lebens und werde 20.“, versucht er diese Unberechenbarkeit zu skizzieren.

Wer dann im Team Bulls wen unterstützt, das bleibt offen. Genauso wie die Frage, ob die nationale oder die Team-Karte gespielt wird.

„Am Schluss brauchst du noch was im Tank“

„Da kannst du am Ende alles haben oder nichts. Es ist schwer zu sagen, aber am Schluss brauchst du immer noch was im Tank“, meint Moritz Milatz, der 2012 ja schon mal Marathon-Vizeweltmeister geworden ist.

Der Freiburger hat sich in den vergangenen Wochen ganz langsam gesteigert. Dass er die Marathon-WM überhaupt fährt, hat aber mit dem Heimspiel zu tun. So oft hat ein Athlet nicht die Chance eine Weltmeisterschaft im eigenen Land zu fahren und noch dazu nicht all zu weit weg.

„Ich freue mich da drauf und bin ganz zuversichtlich“, sagt Milatz, was auch immer das dann im Endeffekt heißt. Medaillenhoffnungen macht er sich nicht.

Manuel Fumic (Cannondale Factory Racing) spielt diese Karte bei seiner persönlichen Marathon-WM-Premiere für Henrique Avancini. Den Brasilianer hält Fumic auf dem Kurs in Singen sogar für medaillenverdächtig. „Ich habe keine großen Ambitionen, aber ich bin auch nicht ausschließlich auf die Rolle als Domestike festgelegt“, sagt Fumic. Dennoch hat er mehr die folgenden Weltcup-Rennen in Andorra und Lenzerheide im Blick. (Siehe Text hier).

 

Alle 38 Namen können wir nicht aufzählen. Aber Matthias Leisling (Texpa-Simplon), der DM-Dritte Peter Hermann (Centurion-Vaude), Martin Frey (Team Bulls) oder Julian Schelb (Stop&Go Marderabwehr) seien noch als Kandidaten für ein Ergebnis im vorderen Viertel des 180-Fahrerfeldes erwähnt.

Christian Pfäffle (Möbel Märki) ist zwar gemeldet, doch der Neuffener bleibt zur Weltcup-Vorbereitung in der Höhe und fährt am Sonntag den Swiss Bike Cup in Andermatt.

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