Nachgedreht: Der Bundesliga-Auftakt in Bad Säckingen

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Start der Herren von links: Simon Gegenheimer, Thomas Litscher, Matthias Stirnemann, Ondrej Cink. ©Lisa Gaertitz/EGO-Promotion

Von leerlaufenden Motoren, schlechten Linien, fehlender Power, blockierten Rücken, rätselhaften Plattfüßen, von Lenkern, die ihm Rücken nichts verloren haben, dem U23-Podium bei den Damen und anderen Spezialitäten. Was von Bad Säckingen 2013 hier bisher noch nicht geschrieben war:

Mathias Flückiger (Stöckli Pro Team) hätte man eigentlich in der Spitzengruppe erwartet. Aber beim WM-Dritten ging es doch ziemlich zäh. Von Rang 24 nach der ersten Runde bis Position 16 in Runde vier kämpfte er sich mühevoll nach vorne. „Die ersten Runden fühlten sich an wie ein Motor im Leerlauf“, twitterte Flückiger. Dann aber zündete plötzlich der Turbo. Fünftbeste Rundenzeit in der vorletzten und die absolute Rundenbestzeit aller Starter (12:50 Minuten) in der letzten Schleife, das war nachgerade eine Explosion. Die Form kann also alles andere als schlecht sein. Vielleicht findet er ja nächsten Sonntag beim BMC Racing Cup in Schaan etwas früher die Kupplung.

Matthias Stirnemann (BMC Racing) war eine der auffälligen Erscheinungen in Bad Säckingen. Drei Sekunden fehlten ihm zum Podium. Er erwischte am Start eine schlechte Linie und verlor schon in der ersten Runde 30 Sekunden. Bedenkt man, dass er im Ziel nur noch 21 Sekunden Differenz hatte, lässt sich erahnen, dass das Podest drin gewesen wäre. Ab der zweiten Runde hat er nur auf seinen Teamkollegen Moritz Milatz keine Zeit gut gemacht.
„Schade, dass ich das Podest verfehlt habe, aber ich bin zufrieden. Es hat viel besser begonnen, wie letztes Jahr“, meinte Stirnemann, der sich 2012 in der Vorbereitung eine Verletzung zugezogen hatte. „Für das Selbstvertrauen war das wichtig“, so Stirnemann, der inzwischen vom Schweizer U19-Nationaltrainer Beat Müller gecoacht wird.

Ondrej Cink (Multivan-Merida) ging die ansteigende Startphase sehr schnell an, doch als es ins Gelände ging, da war er nur an 20. Position. So verpasste er den Zug nach vorne. „Keine Power in den Beinen“, zuckte er mit den Schultern. Nach einer halben Runde war sie aber da, die Power. Er marschierte auf einem Terrain, das ihm eigentlich gar nicht liegt, mit Podiums-Rundenzeiten nach vorne. Erst in der letzten Runde, als er schon Fünfter war, ließ er etwas nach.

Teamkollege Thomas Litscher hatte das erste Abteil erwischt, doch nach einer Runde begannen ihn Rückenprobleme zu behindern. „Der Rücken hat blockiert“, klagte er im Ziel. Zwei Runden vor Schluss löste sich die Blockade plötzlich wieder,

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Erste Runde: Thomas Litscher und Nicola Rohrbach noch in der Spitzengruppe. ©Erhard Goller

da war der Zug allerdings schon abgefahren. und Litscher konnte sich wenigstens noch um einen Platz auf neun verbessern. „Drei Runden Rennen, drei Runden Training“, fasste er etwas enttäuscht zusammen.

Nicola Rohrbach (Goldwurstpower-Stöckli) spielte drei Runden lang eine sehr gute Rolle in der Spitzengruppe. Doch in der vierten Runde war der Schweizer plötzlich aus der Spitzengruppe verschwunden. Ein Sturz war der Grund. Danach kam er nicht mehr auf die gleiche Weise in die Gänge. Platz sieben stand am Ende in der Ergebnisliste.

Marco Aurelio Fontana (Cannondale Factory Racing) hat seine kurzfristige Meldung für den Bundesliga-Auftakt dann noch kurzfristiger wieder zurückgezogen. Via Team-Manager Daniel Hespeler ließ der Olympia-Bronzemedaillengewinner wissen, dass er nach der Cape Epic doch noch etwas mehr Ruhe benötigen würde. War eigentlich schon überraschend, dass er überhaupt auf den Gedanken kam, sich ein Rennen zuzumuten, acht Tage nach den Extremen der Etappenfahrt in Südafrika.

Wolfram Kurschat (Topeak-Ergon) musste die Gold Trophy Sabine Spitz auch absagen. Nachdem er schon letztes Jahr wegen einer Krankheit auf den Start bei der DM verzichten musste, erwischte ihn dieses Mal ein Magen-Darm-Infekt. Die Erkenntnis, ob er mit seinem verkürzten Trainingsprogramm „einen auf die Mütze kriegt“ oder nicht, die muss also mindestens bis zum Bundesliga-Rennen in Münsingen warten.

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Lisi Osl: Nach einem Sturz den Rhythmus nicht mehr gefunden. ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

Lisi Osl (Ghost Factory Racing) kam nicht richtig auf Touren. Ob das an dem Sturz lag, der ihr gleich in der Startphase unterlief und mit dem sie auch Teamkollegin Alexandra Engen behinderte. Danach, so heißt es in einer Pressemitteilung des Teams, sei sie nicht mehr in ihren Rhythmus gekommen. Den Saisonauftakt habe sie sich anders vorgestellt, aber sie wolle sich nicht entmutigen lassen, bis zum ersten Weltcup in Albstadt seien es ja noch ein paar Wochen.

Kathrin Stirnemann (Sabine Spitz-Haibike) fühlte sich auf dem Kurs in Bad Säckingen offensichtlich sehr wohl. Sie lag in der Spitzengruppe, als sie in der zweiten Runde per Hinterrad-Defekt zurück fiel. Der Defekt war nicht auf einen Fahrfehler zurück zu führen, sondern ereignete sich in einem breiten Anstieg ohne technischen Anspruch. „Keine Ahnung, was da passiert ist. Ich bin gut in Form, ich habe es halt bisher noch nicht ins Ziel gebracht“, meinte sie nach dem Rennen enttäuscht.

Hanna Klein (Lexware-Rothaus) ärgerte sich über einen Sturz, der sie Platz sieben kostete. Dabei flog sie über ihren Lenker auf den Bauch, das Bike kam hinterher geflogen und knallte ihr mit dem Lenker in den Rücken. „Danach habe ich ziemlich Rückenschmerzen gehabt. Das ist echt ärgerlich“, meinte sie, obwohl sie als Zehnte ihr persönliches Ziel noch erreichen konnte. „Immerhin, ich glaube, ich bin auf dem richtigen Weg“, versuchte sie dem Rennen was Positives abzugewinnen.

Jenny Rissveds (Falun CK) startete in ihrem ersten Elite-Rennen sehr schnell. Die Junioren-Europameisterin des vergangenen Jahres lag in der ersten Runde in der Verfolgergruppe, musste dann aber Tribut zollen. Am Ende verlor sie als Gesamt-15. auch noch den Podestplatz in der U23-Europacup-Wertung. „Es ist für mich zum ersten Mal, dass ich so ein langes Rennen fahre“, erklärte sie im Ziel.

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Einer von zwei Plattfüßen bei Helen Grobert. ©Thomas Weschta/EGO-Promotion

Beste U23-Fahrerin im Damen-Feld war die Junioren-Weltmeisterin von 2011, Linda Indergand (Strüby MTB Kader). Da passt es, dass die Junioren-Vizeweltmeisterin aus demselben Jahr, Lena Putz (XXL-Solutions) Platz zwei belegte, vor Michelle Hediger (Fischer-BMC). Das Trio lag real auf den Plätzen 12 bis 14. Lokalmatadorin Helen Grobert (Focus XC Racing), die als Siebte zwischenzeitlich die U23-Wertung angeführt hatte, musste gleich zwei Defekte beklagen.

Direkt vor den drei U23-Fahrerinnen kam Anja Gradl (Team Bulls) ins Ziel. Das war nicht ganz das, was sie sich erhofft hatte. „Matschrennen waren noch nie meine Spezialität“, postete sie auf ihrer Facebook-Seite. „Ausbaufähig..“. Wie auch immer, Anja Gradl schaffte es jede Runde auf Rang elf zu beenden, auch die letzte. Obwohl nicht immer die gleichen Leute vor ihr oder hinter ihr waren. Siehe oben.

Ostern und die frostigen Temperaturen mögen dem Bundesliga-Auftakt Zuschauer gekostet haben, eine Enttäuschung war die internationale Premiere der Gold Trophy Sabine Spitz aber ganz sicher nicht. Schon weil man im Vorfeld ganze Arbeit geleistet hat.
Eine Strecke ist letztlich immer einer der wichtigsten Aspekte in einem Mountainbike-Event. Und die wurde jetzt auch von den internationalen Fahrern mit Lob geradezu überschüttet. Sehr abwechslungsreich, mit vielen verschiedenen fahrtechnischen Anforderungen und vielen, kurvenreichen, aber flüssigen Passagen, sind die 3,9 Kilometer ein Fun-Terrain par excellence.

Gleichzeitig wurden auch die Überholmöglichkeiten nicht vergessen, so dass sich am Montag sehr interessante Rennen entwickeln konnten. In mehreren Passagen gibt es auch B-Linien. Und was Streckenbauer Helmut Mutter und seine Helfer sehr gut hinbekommen haben, das ist die Präparierung für nasse Verhältnisse. Insbesondere am Sonntag bei den Junioren und im U23-Rennen der Herren war es zwar matschig, aber Laufpassagen gab es trotzdem nicht. Nachträgliche Anmerkung: Ein Leser beschwerte sich via Facebook, am Sonntag hätte es sehr wohl Laufpassagen gegeben!? Was auch immer man als Laufpassage bezeichnen mag!

„Einfach super, was die da gebaut haben, die Strecke macht extrem viel Spaß“, fand nicht nur Fabian Giger. (Giant Pro XC).
Auch der Zuschauer kommt in Bad Säckingen auf seine Kosten. Es ist ein Rennen der kurzen Wege. An einer Stelle kann mit einem Radius von 40 Metern die Fahrer viermal sehen und so die Entwicklung prima verfolgen. Wenn man sich in der Trompeterstadt künftig auch noch die Zuschauer-Laufwege vornimmt, dann wird es noch komfortabler.

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