Nachgedreht: Herren-Weltcup in Andorra

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Herren-Start in Vallnord: Da war für Julien Absalon im französischen Meistertrikot noch alles in Ordnung. ©Marius Maasewerd/EGO-Promotion

Der Doppel-Olympiasieger erlebt ein mehrfaches Deja-Vu, der Vize-Weltmeister ein auf und ab. Die Jungen erobern das Podium, auf dem es nach neun Jahren ein Wiedersehen gibt und ein Ex-U23-Weltmeister kann nicht mehr sitzen. Ein anderer Olympiasieger läuft nur auf 80 Prozent. Ein WM-Ticket wartet vergeblich auf ein gutes Argument und ein spanisches Motorrad-Ass erklärt sich zum Mountainbike-Fan. Was vom Herren-Weltcup im Bikepark Vallnord hier noch nicht geschrieben wurde. Nachgedreht.

Julien Absalon (BMC Racing) erwischte einen gewissermaßen gebrauchten Tag. Nach 200 Meter verbog ein Steinchen die Kettenführung für sein (einziges) Kettenblatt vorne. Er musste vom Bike und das Feld vorbei lassen (siehe auch hier). Dann fuhr er zur Technischen Zone, wo seine Helfer die Kettenführung ganz entfernten, weil sie die Kette blockierten. Nach der ersten Runde war er schon 43., und da schon ohne Flaschenhalter unterwegs. Bei einem Überholvorgang hatte ihn (oder er ihn) ein Konkurrent touchiert und die Halterung riss aus der Verankerung. Deshalb verstaute er die Flasche für den Rest des Rennens im Trikot.

Das Problem war aber mehr, dass die fehlende Kettenführung wiederholt zum Stopp zwang, weil die Kette runter fiel. „Ich glaube, ich habe Fabian Giger vier oder fünf Mal in diesem Rennen überholt“, erzählte Absalon von einer besonderen Art des „Deja-Vu“. „Nach der Enttäuschung von Albstadt, als ich gar nichts hatte, wollte ich unbedingt das Rennen zu Ende fahren, auch wegen der Punkte.“ Rang acht war unter diesen Bedingungen der Hinweis darauf, dass er wohl um den Sieg gekämpft hätte.

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Ein kämpfender Julien Absalon mit der Flasche im Trikot. ©Marius Maasewerd/EGO-Promotion

Lukas Flückiger (BMC Racing) wäre eigentlich ein Siegkandidat gewesen, nachdem sein Teamkollege Julien Absalon und auch Nino Schurter (Scott-Swisspower) an Boden verloren hatten. Doch dem WM-Zweiten unterlief in der zweiten Runde auch ein Defekt, so dass Ondrej Cink (Multivan-Merida) sein Solo starten konnte.
Weit zurückgefallen fand Lukas Flückiger nicht mehr richtig ins Rennen. Einer drittbesten Rundenzeit folgte die 30., einer achten folgte die 35.
Sein Bruder Mathias Flückiger (Stöckli Pro) war mit seinem Wettkampf eigentlich zufrieden, doch er hatte in der dritten Runde Defekt, der ihn auf Rang 28 zurückwarf. In der vorletzten Runde fuhr er Bestzeit, das zeigt, dass er wohl in der Verfolgergruppe hätte mitmischen können.

Bemerkenswert: Die beiden Youngster Ondrej Cink (Multivan-Merida) und Gerhard Kerschbaumer (TX Active Bianchi). Mit dem U23-Weltmeister des vergangenen Jahres und dem freiwillig zur Elite gewechselten U23-Fahrer standen zwei sehr junge Fahrer auf dem Weltcup-Podium.

Top-Ten hätte man den Beiden auf jeden Fall zugetraut, aber die Rollen, die Beide spielten waren mehr Hauptrollen. Cinks langes Solo an der Spitze und das kluge Verhalten von Kerschbaumer, der in der Verfolgergruppe defensiv, aber nichtsdestotrotz stark unterwegs war, verweisen auf die nahe Zukunft. Vermutlich werden sie noch nicht jedes Rennen ganz vorne auftauchen, aber in einigen Jahren schon.

Übrigens: Die anderen Drei auf dem Podium sind auch noch nicht alt: Nino Schurter (Scott-Swisspower), Stéphane Tempier und Maxime Marotte (beide BH Suntour-KMC) sind allesamt vom Jahrgang 1986. Muss ein Guter sein. Das Trio stand in dieser Reihenfolge schon mal gemeinsam auf dem Podium: 2004 bei der Junioren-Weltmeisterschaft in Les Gets.
So ein junges Podium und das ausgerechnet auf einem sogenannten „Old-School“-Kurs.

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Ein junges Herren-Podium von links: Maxime Marotte, Ondrej Cink, Nino Schurter, Stéphane Tempier, Gerhard Kerschbaumer ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

Thomas Litscher (Multivan-Merida) schreibt seine Leidensgeschichte fort. Nach wie vor plagen ihn massive Sitzprobleme, die ihm schon die Olympiasaison vermiesten. Im Frühjahr lief es ganz gut, ohne, dass die Ursache wirklich beseitigt war. Von einem auf den anderen Tag kamen die Probleme zurück und sie sind auch die Ursache für die enttäuschenden Ergebnisse bei der Europameisterschaft in Bern und beim Weltcup im Val di Sole. Auf seiner Homepage berichtet Litscher ausführlich vom Problem und der mentalen Krise eines Rennfahrers, dem die natürliche Haltung auf dem Bike seit über einem Jahr unablässig Schmerzen bereitet.

Jaroslav Kulhavy (Specialized Racing) fuhr seinem eigenen Können hinterher. Der Olympiasieger klagte, er sei „nur auf 80 Prozent Leistung“ gefahren. Sein Trainer Viktor Zapletal vermutet ein „medizinisches Problem“ beim Tschechen. Schon bei der nationalen Meisterschaft, als ihn ein Gabel- und ein Reifendefekt zurückwarfen, sei es nicht normal gegangen. Kulhavy wurde nur 34.

Markus Bauer (Lexware-Rothaus) war als 43. viertbester Deutscher, aber es war nicht genug, um im Kampf um das WM-Ticket entscheidend zu punkten. „Mein Problem war das hier“, sagte er und deutete auf die Startnummer 90 an seinem Lenker. Aus den hinteren Rängen ins Rennen gegangen, war Bauer gezwungen am Anfang zu riskieren. Er schaffte es tatsächlich an 29. Stelle in den ersten Singletrail einzubiegen, doch er bezahlte in der Höhenlage für dies Anstrengungen. „Der Start war nicht fair, deshalb musste ich das riskieren“, zuckte er mit den Schultern.

Ab der dritten Runde verlor er seine Position in den niedrigen 30er-Rängen. Erst am Schluss konnte er sich wieder verbessern. „Schade, aber wenn man bedenkt, dass es mein erstes Weltcup-Rennen nach über einem Jahr war, muss ich mit Platz 43 zufrieden sein“, so Bauer.

Weil Simon Stiebjahn (Team Bulls) als 52. und Andy Eyring (Team Bergamont) als 62. auch kein gutes Argument für die WM-Nominierung sammeln konnten, könnte es passieren, dass neben Manuel Fumic, Moritz Milatz und Wolfram Kurschat sowie Simon Gegenheimer (Sprint) gar kein weiterer Elite-Fahrer für Südafrika nominiert wird.
„Mir hat es am Anfang fast die Lunge raus gerissen, alles hat gebrannt. Wieder eine Erfahrung mehr“, erklärte Stiebjahn.

Bundestrainer Peter Schaupp wollte sich erst einmal mit dem Trio unterhalten, bevor er sich für einen Vorschlag ans Präsidium entscheidet. Ob das dann zustimmt, ist wieder eine andere Frage.

Marc Marquez, Moto-GP-Rennfahrer und aktuell führender in der Weltmeisterschafts-Serie, wurde in Andorra ein speziell gebrandetes Specialized-Bike überreicht. Der 20-jährige Spanier lebt in der Nähe von Barcelona und ist seit seinem elften Lebensjahr begeisterter Mountainbiker. Inzwischen nutzt er das Bike für Konditionstraining, sowie für die Schulung von Reaktion und Gleichgewicht. „Ich liebe es zu Biken. Downhill würde ich auch gerne fahren, aber das ist mir zu gefährlich“, erklärte Marquez nach dem Fotoshooting mit Jaroslav Kulhavy, Aaron Gwin und Co.

Downhill zu gefährlich? Der Katalane ist bekannt für waghalsige und teilweise auch für umstrittene Manöver auf dem Motorrad! Wie auch immer,
Marquez verfolgt den Mountainbike-Weltcup via Youtube und hat auch José Hermida schon mal persönlich getroffen. Das Specialized-Bike wurde in den Farben seines Repsol-Honda-Motorrads lackiert und mit seiner Startnummer 93 versehen.
Mit dabei war auch sein drei Jahre jüngerer Bruder Alex, ebenfalls schon ein erfolgreicher Motorrad-Profi.

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Moto-GP-Rennfahrer Marc Marquez, 3. von links, neben Downhiller Aaron Gwin und mit Jaroslav Kulhavy (3.v.r.). ©Michal Cerveny

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