Nachgedreht: Kunstrad-Figuren beim Weltcup in Albstadt

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Hätte vielleicht auch Kunstradfahrer werden können: Martin Fanger ©Marius Maasewerd/EGO-Promotion

Wenn die am höchsten gewetteten Schweizer nicht können, dann zaubern die Eidgenossen einfach andere aus dem Hut. Für den besten Deutsche ist an diesem Tag Top 30 ein Top-Ergebnis, eine vom Luna-Team kommt auf der Felge daher, eine andere sucht nach Streichhölzern. Einiges von dem, was vom Weltcup in Albstadt hier noch nicht geschrieben stand.

Martin Fanger (BMC Racing) war eine der Überraschungen zum Weltcup-Auftakt. Platz sechs, nur 45 Sekunden hinter dem Sieger, das war das beste Weltcup-Resultat seiner Karriere. Lange Zeit hielt er sich zwischen Rang 10 und 15, bevor er am Schluss nochmal richtig aufdrehen konnte. „Was? sogar Platz sechs“, zeigte er sich im Ziel erstaunt. „Ich hatte am Mittwoch ein sehr gutes Training, deshalb wusste ich, dass ich gut fahren kann. Top 15 war mein Ziel, aber Platz sechs ist natürlich super. Ich bin sehr, sehr glücklich“, sagte Fanger, der in der Zieleinfahrt auch noch eine Art Kunstrad-Einlage vorführte. Seine bis dato beste Weltcup-Platzierung stammte aus dem Jahr 2010, als er in Champéry Zwölfter wurde.

Mathias Flückiger (Stöckli Pro) führte das Feld der Herren nach der ersten Runde an. Am Ende kam nur ein enttäuschender 24. Platz heraus. Nachdem der Eidgenosse von Julien Absalon überholt wurde, hielt er sich so lange am Hinterrad des Franzosen bis er bei matschig-klebrigen Bedingungen Probleme mit der Kette bekam. Immer wieder musste er vom Bike und das Malheur beheben. „Ich fühlte mich super, fand rasch meinen Rhythmus und dann das. Das ist schon sehr enttäuschend. Ich denke, heute wäre ein Podest-Platz in Griffnähe gewesen“, wird der WM-Dritte in einer Pressemitteilung zitiert.

Bei Landsmann Florian Vogel (Scott-Swisspower) passte an diesem Tag in Albstadt nicht viel zusammen. „Ich war total von der Rolle“, bekannte Vogel. „Keinen Saft“ hätte er gehabt und sein Rennen wäre eigentlich nur „Schadensbegrenzung“ gewesen, sagt er auf dem Weg zur Anti-Dopingkontrolle.

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Bester Deutscher: Jochen Käß. ©Marius Maasewerd/EGO-Promotion


Jochen Käß (Centurion-Vaude)
war in Abwesenheit von Moritz Milatz und Manuel Fumic der beste Deutsche im Herren-Feld. Platz 30 war angesichts der Voraussetzungen eigentlich bemerkenswert. Zwischenzeitlich lag Jochen Käß sogar auf dem 25. Rang, gegen Ende büßte er aber wieder Positionen ein. Für Käß war es das vierte Rennen in dieser Saison, aber das erste in der Cross-Country-Disziplin.
„Es war okay fürs erste Cross-Country-Rennen. Im März konnte ich krankheits- und umzugsbedingt überhaupt nicht aufs Rad. Dafür ist Platz 30 ja ein Top-Ergebnis. Der Kurs liegt mir ja sehr mit seinen steilen Anstiegen. Es hat Spaß gemacht, aber der Leistungsrückstand ist einfach zu groß“, kommentierte der Deutsche Vize-Meister.

Andy Eyring (Bergamont) fing das Rennen ganz gut an. Er hielt sich auf Rang 42, doch ab der dritten Runde konnte er sein Niveau nicht mehr halten. Am Ende war er als 51. zweitbester Deutscher. „Es ging ganz gut am Anfang, aber dann hatte ich ganz schwer zu kämpfen mit der Strecke. Ich bin froh, das Ganze ins Ziel gerettet zu haben“, meinte Eyring im Ziel.

Das BlackTusk Racing Team verpasste zwar die Weltcup-Punkte-Ränge (Top 60), aber insgesamt war das erstaunlich, was die Blau-Schwarzen in Albstadt ablieferten. Dass Torsten Marx bis auf Platz 45 vorstoßen konnte, ehe er in der dritten Runde einen Defekt erlitt und durch den Zeitverlust überrundet wurde, das konnte man vielleicht noch erwarten.
Dass Timo Modosch als 62. das Ziel erreichte, das war einigermaßen überraschend. Der Allgäuer war von Startplatz 110 sogar bis auf Platz 56 nach vorne. Leider saß er einer Fehlinformation auf. Er war der Meinung, das Rennen sei von sieben auf sechs Runden verkürzt worden und investierte in der vorletzten Runde somit zu viel. Das kostete ihn so viel Energie, dass er in der Schlussrunde noch sechs Positionen verlor.
Max Holz wurde nach sechs Runden auf Platz 59 notiert. Er startete aus der letzten Reihe. Gegen Ende brachten ihm Krämpfe um den verdienten Lohn.

Für Wolfram Kurschat (Topeak-Ergon) wäre es bei den äußeren Bedingungen sowieso schwer geworden, zu einer seiner berühmten Aufholjagden anzusetzen. Doch nachdem er zu Beginn im Stau vom Bike und schieben musste, setzte sich ein Stein im Schuh-Klicker fest, so dass Kurschat immer wieder aus dem Pedal rutschte. Erst nach dem Rennen (89.) wurde das vom Mechaniker festgestellt.

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Die Herren im Bullentäle. ©Marius Maasewerd/EGO-Promotion

Catharine Pendrel (Luna Pro) hätte man weiter vorne erwartet, als Rang zwölf. „Mir fehlt noch das Feuer“, meinte die Weltcup-Titelverteidigerin im Ziel lachend. Vielleicht würde sie in Nove Mesto ein paar Streichhölzer finden. „Das wird schon“, zeigte sie sich zuversichtlich.
Katerina Nash war die als Zehnte die Beste des Luna-Dreigestirns. Die in den USA lebende Tschechin hatte an sechster Stelle liegend einen Hinterrad-Defekt. Sie zog den Mantel runter und fuhr auf der Felge bis in die Technische Zone.
Georgia Gould hätte vielleicht mehr erwartet, als Platz 24, doch sie war sich schon vorher im Klaren, dass es für ganz vorne nicht reichen würde. Sie hatte, wie Nash, die Cross-WM bestritten und ihren Aufbau später begonnen. Bis zum August sei ja noch genügend Zeit, meinte die WM-Dritte.

Marianne Vos (Rabobank-Liv/Giant) kam als Elfte ins Ziel. Die Straßen-Olympiasiegerin war mit ihrem viel beachtetem Comeback zufrieden. „Abgesehen vom Start, ging alles gut“, twitterte Vos. Die letzten beiden Runden produzierte sie die fünft- und dann die drittbeste Abschnittszeit.

Nina Wrobel (Fujibikes-Rockets) beendete ihr erstes Weltcup-Rennen seit fünf Jahren auf Platz 38. In den ersten drei Runden sei es nicht so gut gelaufen. „Die Beine waren total zu“, sagte Wrobel. Das sei allerdings schon die letzten vier Wochen so. Es ist das lange bekannte Problem, dessen mysteriöse Ursache im Verdauungstrakt sitzt. „Dafür war das Ergebnis noch recht gut“, meinte sie zu ihrem Comeback. Ende der vorletzten Runde riss eine Speiche, so dass sie noch das Laufrad wechseln musste.

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