Nachgefragt bei Manuel Fumic: Schalter umgelegt und Sieger-Rucksack gepackt

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Manuel Fumic auf dem Weg zum historischen Erfolg. ©Marius Maasewerd/EGO-Promotion

Endlich, Manuel Fumic hat es vollbracht. 23 Jahre hat man in Mountainbike-Deutschland auf WM-Edelmetall in der Elite-Kategorie der Herren gewartet. Am 31. August 2013 in Pietermaritzburg, bei der 24. offiziellen MTB-Weltmeisterschaft der Geschichte, war es so weit. acrossthecountry.net hat beim Silbermedaillengewinner nachgefragt und unter anderem erfahren, was der Canndondale-Fahrer am Samstag beim Frühstück zu seinen Betreuern gesagt hat.

Manuel, Glückwunsch zu WM-Silber. Nach dem zehnten Platz von Mont Sainte Anne hatten damit die wenigsten gerechnet.
Andorra und Mont Sainte Anne sind etwas zu früh gekommen. Als ich aus dem Krankenhaus raus kam, da haben Daniel (Cannondale Team-Manager) und ich ausgerechnet, dass ich zu Mont Sainte Anne vielleicht, zur WM aber auf jeden Fall in Topform kommen kann.

In der ersten Runde sah es so aus, als ob die Felle schon davon schwimmen würden. Du standst im Rock Garden auf einmal außerhalb der Strecke und hast mühsam versucht dein Bike wieder über die Absperrung zu heben.
Fabian Giger war vor mir und dann hat er plötzlich eine Linie genommen, mit der ich nicht gerechnet habe. Ich dachte er stürzt und mir ist der Platz ausgegangen. Da bin ich an einem Pfosten hängen geblieben. Aber ganz ehrlich: ich war so cool wie nie. Ich dachte, alles klar, ich bin nicht hin geflogen, jetzt nehme ich mein Radl und fahr weiter. Ich habe meinen Plan und fahre wieder nach vorne.

Das klingt ganz einfach.
Das macht mich an der Medaille am meisten stolz, dass ich so fokussiert war und mich nicht habe aufhalten lassen. Ich hatte meinen Plan eine Medaille zu holen und an dem habe ich festgehalten.

Es gab nochmal ein Problem mit Fabian Giger.
Ach ja, stimmt. Er ist vor mir im Rock Garden gestürzt und ich musste auch vom Bike. Aber da bin ich an ihm vorbei gegangen und war Dritter.

Etwas später hast du zu José Hermida aufschließen können.
Ich habe gemerkt, dass er Probleme hat und ich die Beine habe um Druck zu machen. Die letzte Runde war dann Kopfsache. Er hat Druck gemacht, aber das half auch mir selber Druck zu machen und nicht nachzulassen. Ich habe nicht zurückgeschaut, um keine Schwäche zu offenbaren. Sicher sind wir alle V-Max gefahren.

Hast du irgendwann auch an den Titel gedacht?
Ja. Ich habe nicht locker gelassen und gesehen, dass der Abstand immer gleich ist. Ich bin aus dem Sattel und habe alles versucht, aber Nino hat dagegen gehalten. In der letzten Runde im Rock Garden hat mir jemand zugerufen, dass er gestürzt wäre, aber ganz ehrlich: da hätte er schon richtig fliegen müssen, damit das noch gereicht hätte. Die Körner, die ich durch die Geschichte aus der ersten Runde verprasst habe, die fehlten mir halt.

Du hast in Mont Sainte Anne noch beschrieben, dass dir die hohen Drehzahlen noch fehlen, dass du nicht in den roten Bereich gehen kannst. Konntest du das heute?
Ja. Diese Woche hat sich das entwickelt. Am Mittwochvormittag, an meinem Haupttrainingstag, da habe ich mich langsam heran getastet und auf einmal, als ob man einen Schalter umlegt, konnte ich wieder in den roten Bereich reingehen. Ich habe das dann an den Pulswerten gesehen.

Das war am Morgen vor dem Staffel-Rennen.
Ja. Die Bronzemedaille mit dem Team, die hat dann noch einen zusätzlichen Motivationsschub gegeben. Überhaupt war die ganze Woche hier perfekt. Ein super Support von meinem Cannondale-Team und auch vom BDR. Das ist für mich ein Erfolgsfaktor, wenn mental alles gut läuft, wenn die Atmosphäre stimmt, dann kann ich auch eine tolle Leistung abrufen.

Vor dem Abflug warst du noch ziemlich unsicher darüber, wozu du in der Lage bist.
Ja, das stimmt. Aber heute morgen, als ich aufgestanden bin, da habe ich wirklich an mich geglaubt. Ich habe den Jungs gesagt: macht den Sieger-Rucksack klar, ich fahre heute aufs Podium.

Wie oft hast du das vorher schon gesagt?

(Lacht). Vor einer WM noch nie.

Die Saison hat eigentlich prima begonnen, dann kam der Trainingssturz in Albstadt, die Operation an der Schulter.
Das macht mich auch stolz, wie ich zurückgekommen bin. Sabine Spitz hat in Andorra schon gezeigt, dass es geht. Die Saison nimmt nach dem Schlüsselbeinbruch für mich jetzt noch ein versöhnliches Ende.

Jetzt ist die WM-Medaille in der Elite endlich da.
Das hat ganz schön lange gedauert. Seit 2005, da war ich ja schon Sechster. Mit dem Vize-Weltmeister habe ich endlich umgesetzt, was ich kann. Viele haben schon gesagt, der Fumic ist talentiert, aber er kann es nicht umsetzen. Jetzt hab ich es bewiesen, endlich.

Und was waren die Gedanken einen Tag danach?
Heute morgen, als ich beim Frühstück saß, da bin ich das Jahr nochmal durchgegangen. Den Schlüsselbeinbruch, die Reha, es war ein weiter Weg und die Zeit wurde knapp. Aber da sieht man wie schnell man das Blatt wenden kann. Die Zeit seit dem Weltcup in Mont Sainte Anne habe ich gut genutzt, den Hebel umgelegt. Dort haben wir schon beraten, wie wir den Schaden bei der WM begrenzen können, welche Taktik wir fahren. Jetzt hat alles noch geklappt.

In zwei Wochen findet in Norwegen das Weltcup-Finale statt. Was ist da drin?
(Lacht). Ich habe zwei Medaillen und kann mit einem positiven Schub nach Norwegen fliegen. Dort kann ich all in fahren, alles raus hauen. Ich will schon noch mal ein versöhnliches Weltcup-Ergebnis fahren, wäre super wenn es klappen würde.

Denkst du dabei auch an einen Sieg?
(Lacht). So wie du in zwei Wochen deine Form hoch ziehen kannst, kann sie in zwei Wochen auch verloren gehen. Jetzt kommt so viel auf mich zu, zwei Reisen und so weiter. Erst wenn ich mich am Mittwoch vor dem Weltcup im Abschlusstraining gut fühle, dann kann ich das in Angriff nehmen.

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