Nove Mesto nachgedreht: „Weltrekord“ und Defektserie

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„Weltrekordlerin“ Alexandra Engen im „Rubena’s Choice“, einem Streckenabschnitt, der in den Rennen mehrfach eine Rolle spielte. ©Marius Maasewerd/EGO-Promotion

Eine Aufholjagd ohne Stau, ein Lenker, wo er nicht hingehört, ein Helm, zum Glück auf dem Kopf, eine Defektserie bei einem Deutschen, drei Absagen, eine Disqualifikation, von der Attacke der Schakel, einem Weltrekord mit Köpfchen und einem überraschenden Comeback. Vieles von dem, was hier aus Nove Mesto noch nicht geschrieben wurde.

Eine Kuriosität vorneweg: Sowohl bei den Damen als auch bei den Herren gibt es in der Gesamtwertung nach zwei Läufen eine Punktgleichheit auf dem ersten Platz. Tanja Zakelj mit Platz eins und vier, sowie Maja Wloszczowska mit zwei zweiten Plätzen liegen mit 400 Zählern gleichauf vor Eva Lechner (390). Zakelj fährt im Val di Sole in Weiß, weil die Majorität der Siege entscheiden.
Bei den Herren hat Nino Schurter das weiße Trikot erobert und er besitzt nach einem 18. und einem ersten Platz gleichviel Punkte (320) wie Daniel McConnell, der in Nove Mesto zu spät in Schwung kam und auch 18. wurde. Die Punkteskala bewertet diese Kombination besser als den fünften und zweiten Platz von Lukas Flückiger (300). The winner takes it all, könnte man da sagen.

Wolfram Kurschat (Topeak-Ergon) hat wohl das Bestmögliche aus seiner Startposition (84) gemacht. Der Deutsche Ex-Meister nutzte die Möglichkeiten, die das Gelände im Wintersport-Areal bietet. „Das ist halt super genial hier. Die Startloop ist vorbildlich, man kommt praktisch nie in einen Stau. Und weil die Linie variabel sind, kannst du überholen, ohne Mehraufwand“, erzählte Kurschat. „Das war schon okay für mich. Mal wieder Punkte geholt und ein Ergebnis erzielt.“ Rang 36 kam am Ende dabei raus.

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Wolfram Kurschat, hier an Gerhard Kerschbaumer vorbei. ©Sportograf

Stephane Tempier (BH Suntour-KMC) hatte sich mit zwei Rundenbestzeiten in die vierköpfige Spitzengruppe gefahren, als man ihn dort plötzlich wieder vermisste. Erst hieß es, er wäre durch die Berührung eines Konkurrenten zu Sturz gekommen, doch es stellte sich dann heraus, dass es ein Fahrfehler auf den BMX-Wellen war, die schon am Freitag im Sprint-Kurs befahren wurden. Tempier rammte sich dabei den Lenker so heftig in den Bauch, dass man ihn zu Untersuchungen ins Krankenhaus nach Nove Mesto und dann noch nach Brünn brachte.

Ondrej Cink (Multivan-Merida) hat vor seinem heimischen Publikum zwar zum Schluss den fünften Platz noch hergeben müssen, doch der U23-Weltmeister war von den eigenen Fans und seinem Rennen emotional so erfasst, dass er das gar nicht ärgerlich fand. „Ein Knackpunkt war, als ich Jaroslav (Kulhavy) überholt habe. Das Publikum hat mich nach vorne getrieben, es war Wahnsinn“, kommentierte Cink seinen starken sechsten Rang.

Sein Teamkollege José Antonio Hermida stürzte schwer. Sein Helm bewahrte ihn wohl vor heftigen Kopfverletzungen. Hermida war danach schwindlig, so dass er das Rennen aufgab. „Danke an Alpina für den Helm. Ohne hätte ich diesen Tweet wohl nicht schreiben können“, twitterte der Spanier. Auch seinen Landsmann Sergio Mantecon (Trek-Wildwolf) erwischte es schwer. Der Zweite von Albstadt verabschiedete sich durch einen Sturz aus der Spitzengruppe und aus dem Rennen.

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Die beiden Merida „Young Guns“ Thomas Litscher Ondrej Cink. ©Marius Maasewerd/EGO-Promotion

Andy Eyring (Team Bergamont) haben drei Plattfüße den Tag in Nove Mesto gründlich verhagelt. Nach der Startrunde lag er auf Platz 49, was eigentlich eine gute Ausgangsposition gewesen wäre, doch am Ende wurde er an genau 100. Stelle mit vier Runden Rückstand aus dem Rennen genommen.

Robert Mennen (Topeak-Ergon) musste nach der Absage von Albstadt auch auf Nove Mesto verzichten. Den DM-Dritten hat ein hartnäckiger Infekt erwischt, der einfach nicht ausheilen will.

Florian Vogel (Scott-Swisspower) musste kurzfristig passen. Der Schweizer ist krank geworden. Landsmann Ralph Näf (BMC Racing) litt noch unter den Folgen seines Sturzes im Achtelfinale des Eliminator Sprints und verzichtete ebenfalls auf einen Start.

Miguel Martinez (FRM Racing) wurde disqualifiziert, weil er im „Rubena’s Choice“ von der A- auf die B-Linie gewechselt hatte. Das hatten auch U23-Fahrer am Samstag gemacht, aber am Sonntag hatten die Kommissäre das untersagt. Sprich: Wer „A“ sagt, darf nicht „B“ sagen, zumindest nicht in der gleichen Runde.

Tanja Zakelj (Unior Tools) hat ihren ersten persönlichen und den ersten Weltcupsieg für Slowenien gefeiert. Bei der Pressekonferenz meinte sie, als sie 2008 U23-Weltmeisterin geworden sei, da wäre ihr bewusst gewesen, dass sie irgendwann auch beim Weltcup ganz oben stehen könne, wenn sie konsequent weiter arbeiten würde.
„Ich kann es aber noch gar nicht richtig fassen“, bekannte Zakelj, die laut slowenischem Kollegen „Schakel“ ausgesprochen wird. In den ersten Runden hätte sie ziemlich Mühe gehabt die vierköpfige Spitzengruppe zu halten, aber dann wäre es immer besser gelaufen.
Nachdem sie ihren Angriff lancierte, hatte sie einen Vorsprung von zehn Sekunden, der aber wieder verloren ging, weil sie „einen kleinen Fehler“ gemacht habe. „Das war aber trotzdem gut, denn dann waren wir nur noch zu zweit.“

Alexandra Engen (Ghost Factory Racing) hat es geschafft binnen neun Tagen viermal auf dem Weltcup-Podium zu stehen. Das muss (Welt-)Rekord sein. Zweimal beim Eliminator und zweimal im Cross-Country. Die Schwedin hat eine stete Entwicklung genommen und fährt zudem mit Köpfchen. „Halb und halb“, meinte sie bei der Pressekonferenz, sei das am Sonntag der Fall gewesen.
„Ich wollte am Anfang schon mal schauen, ob die Beine so gut sind, wie letzte Woche. Aber sie waren es nicht“, erklärte Engen. So fiel sie von der ersten Position zurück bis auf Platz sieben. Dort erholte sie sich und nahm wieder Fahrt auf, als Irina Kalentieva (Topeak-Ergon) angriff. „Als wir Gunn-Rita überholt haben, da habe ich wieder ans Podium geglaubt. In der letzten Runde bin ich gefahren wie eine Verrückte, aber es ist gut gegangen“, berichtete sie weiter, wie sie auch noch Eva Lechner hinter sich ließ und zu Platz vier kam.
Die nächsten drei Wochen bis zum Weltcup im Val di Sole wird sie im Höhentraining in Livigno verbringen. Übrigens mit den Polinnen Maja Wloszczowska (Giant Pro XC) und Aleksandra Dawidowicz (BI&Esse Carrera). „Macht mehr Spaß“, erklärt sie zur team- und nationenübergreifenden Trainingsgemeinschaft.

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Eva Lechner im „Rock ’n Roll“. ©Marius Maasewerd/EGO-Promotion

Eva Lechner (Colnago-Südtirol) büßte ihre Siegchancen durch einen Defekt ein. Doch die Albstadt-Siegerin nahm es gelassen. „Klar war das Pech, aber ich bin trotzdem glücklich, dass ich es noch in die Top-Fünf geschafft habe. Es ist nicht so einfach nach einem Sieg die Leistung wieder zu bestätigen. Ich freue mich auf das nächste Rennen in meinem Heimatland (im Val di Sole)“.

Ben Zwiehoff (Team Bergamont) ließ am Samstag im U23-Rennen ein besseres Resultat als Platz 56 durch zwei Plattfüße liegen. Er lag etwa an Platz 35, als er in der zweiten Runde seinen ersten Defekt erlitt und eine halbe Runde mit plattem Reifen unterwegs war. „“Schade, wäre ganz geil gewesen“, meinte der Essener.

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