Ralph Näf zum Cyclo-Cross: Du musst viel besser Rad fahren

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Ralph Näf: Via Albstadt zur Cross-SM nach Aigle ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

Der zweifache Ex-Weltmeister Ralph Näf (BMC Racing) tritt am Dienstag beim Challenge Cyclo-Cross Race in Albstadt an und benutzt das zur Vorbereitung auf die Schweizer Meisterschaft am Sonntag. Näf spricht im Interview über die Feinheiten der Winter-Disziplin, warum er als Mountainbiker im Winter Cross-Rennen fährt und wie er seine Aussichten bei der SM einschätzt. Das Gespräch, das der Autor für den Zollernalb-Kurier führte, hier in voller Länge:

Ralph, Du fährst am Dreikönigstag das Challenge Cyclo-Cross Race in Albstadt. Was veranlasst Dich dort an den Start zu gehen?
Nun, Albstadt ist für mich nicht so weit entfernt. Ich war ja im Dezember etwas krank und wollte vor der Schweizer Meisterschaft (10. Januar) noch ein, zwei Rennen mehr. Es ist aber extrem schwierig in meiner Region ein Rennen zu finden. Ich hab’s im Internet gesehen, dass eines in Albstadt ist und da kam mir das gerade recht. Ich freue mich nach Albstadt zu kommen.

Für Dich als etatmäßiger Mountainbiker, wie hoch steht da die Schweizer Cross-Meisterschaft im Kurs?
Das ist eine Meisterschaft und bei einer Meisterschaft weißt du nie. Darauf pokere ich immer. Mit zwei, drei Rennen in den Beinen komme ich immer ganz gut in Form und wenn ich einen guten Tag habe. Ich denke, ich kann vorne mitfahren. Im Cross habe ich die Erfahrung gemacht, wenn ich normal trainiere bis Dezember und dann Rennen fahre, geht es bei der Schweizer Meisterschaft ganz gut.

Du fährst während der Winterperiode schon lange Cross-Rennen.
Ich glaube als U23-Fahrer habe ich mein erstes Cross-Rennen gefahren. Am Anfang war ich aber sehr schlecht. Das war so 99 oder 2000. Ich bin nur gestanden und nicht vorwärts gekommen. Ich dachte: nie mehr, das mache ich nie mehr, nie. Die können machen was sie wollen, mit mir nicht (lacht). Obwohl ich es freiwillig gemacht habe. Aber ich bin immer wieder zurückgekommen. Die Sportart braucht schon sehr viel Erfahrung. Du kannst gute Form haben und trotzdem nicht vom Fleck kommen. Es ist ganz was anderes.

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„Das sind wir nicht gewohnt“: Fahren, Laufen, Fahren ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion


Was ist denn so viel anders?

Der Grad ist viel schmaler. Wenn du ein Mountainbike hast, dann hast du eine technische Strecke, du weißt wie sich das Rad bewegt. Beim Cross hast du ganz schmale Reifen, einen anderen Lenker. Du musst viel besser Rad fahren, viel genauer, um schnell zu sein. Du kannst dich nicht drauf verlassen, dass du einmal die Linie nimmst und dann mal die andere. Ein Fehler und du rutscht weg. Oder du bist langsam. Die ganzen Laufpassagen. Das Auf- und Absteigen, da verlierst du Zeit, wenn du es nicht kannst. Auch das Fahren nach den Laufpassagen, das sind wir Mountainbiker nicht gewohnt. Die Cross-Fahrer, die haben das trainiert.

Was haben die Cross-Rennen für eine Funktion? Du machst das ja nicht vorrangig um damit Geld zu verdienen oder besonders viele Erfolge einzufahren.
Also, erfolgreich möchte ich immer sein. Zugegeben mit einem nicht so hohen Aufwand, aber trotzdem so erfolgreich wie möglich. Dann ist es nebenbei einfach gutes Training und motiviert mich zu trainieren. Ich muss ehrlich sein: Jetzt haben wir 50 Zentimeter Schnee bei mir zuhause. Wenn ich keine Schweizer Meisterschaft vor mir hätte, dann wäre ich vielleicht beim Bobfahren weil ich denke, die MTB-Saison beginnt ja erst im April (lacht). Du setzt dem Körper natürlich auch andere Reize.

Was bringt das Cross-Training und die Rennen konkret?
Du bekommst Kraft, hast die Intensität, übst Fahrtechnik. Es ist halt einfach auch eine Abwechslung. Wenn du die Trails, die du das ganze Jahr mit dem Mountainbike fährst auf dem Cross-Rad fährst, dann wird es wieder schwieriger. Ohne Federgabel und so weiter.

Für Dich hat sich das Crossen bewährt?
Ja. Wenn ich Cross gefahren bin, habe ich meist auch eine gute Mountainbike-Saison gehabt.

Du fährst jetzt vier Tage vor der Meisterschaft in Albstadt noch ein Rennen. Würdest Du das vier Tage vor einem MTB-Rennen auch machen?
Nein, das ist schon anders. Auf dem Mountainbike musst du die Form irgendwann haben und dann hast du sie. Ich meine, im Winter hast du die Form noch nicht so und suchst sie noch. Cross-Rennen sind auch nicht so anstrengend, da kannst du ruhig mal zwei, drei hintereinander fahren. Wenn du zwei MTB-Rennen hintereinander fährst, ist das schon was ganz anderes.

„Ein Cross-Rennen ist intensiv,

aber ich bin danach nie so kaputt“

Woraus erklärt sich das? Nur aus der unterschiedlichen Dauer von 60 zu 90 Minuten?
Die Dauer, ja. Aber du hast auch nie so viele Höhenmeter beim Cross, du kannst immer mal wieder im Windschatten fahren. Im Rennen selber finde ich es zwar extrem intensiv, fast härter als im Mountainbike, aber ich bin nie so kaputt, niemals. Klar, wenn du eine Stunde im Schlamm fährst, bist du auch mehr kaputt.

In Albstadt erwartet Dich möglicherweise Schnee.
Ja, das ist gut. Je schwieriger, desto besser. Ich freue mich, wenn es Schnee hat, ich habe gutes Material, gute Bremsen.

Fährst Du Scheibenbremsen?
Ja, ich fahre Scheibe.

Setzt sich das durch?
Ich weiß nicht, aber bei uns in der Schweiz ist es sicher gut. Gestern waren wir sieben Leute im Training, außer mir hatte keiner Scheibenbremsen. Da fährt dir keiner nach. Wenn du im Wald rum fährst, du bist der einzige, der noch bremsen kann. Die anderen drücken durch und fahren in den Wald hinein (lacht).

Was spricht dagegen?
Bei flachen Kursen und im Sand hat man etwas Probleme. Und schwerer zum Laufen. Aber ein Kilo im Cross, ich weiß auch nicht…bei den wenigen Höhenmetern.

Wie siehst Du die Konkurrenz-Situation vor der Schweizer Meisterschaft in Aigle?
Sind alle gut drauf. Das Niveau ist relativ hoch. Julien Taramarcaz, Marcel Wildhaber, Simon Zahner, Arnaud Grand, Florian Vogel, Mathias Flückiger, Lukas (Flückiger) ist gut drauf, es sind viele, die Schweizer Meister werden können. Kommt drauf an, wie das Rennen läuft. Unser (BMC Racing Team) Ziel ist es schon, dass wir vorne mitmischen können. Lukas hat letztes Jahr gewonnen, er kann es schon wieder machen, er ist ein guter Cross-Fahrer. Wenn ich einen guten Tag erwische, kann ich eine Medaille holen.

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