Roc d’Azur: Martinez „klaut“ Milatz den Sieg

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Da war’s schon gelaufen: Moritz Milatz (links) und Miguel Martinez (rechts). ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

BMC-Biker Moritz Milatz hat beim Roc d’Azur in Fréjus den Sieg im Cross-Country-Rennen nur knapp verpasst. Im Sprint unterlag der Deutsche Meister nach 56 Kilometern Miguel Martinez (FRM), Dritter wurde Olympiasieger Jaroslav Kulhavy (Specialized Racing) vor Hannes Genze (Centurion-Vaude), Christoph Sauser (Specialized Racing) und Robert Mennen (Topeak-Ergon).

Moritz Milatz war nach dem Zieleinlauf sauer. Stinksauer. Und zwar auf Miguel Martinez. Seiner Meinung nach hatte ihm der Olympiasieger von 2000 durch eine unfaire Aktion auf der Zielgeraden (vorige Version: in der letzten Kurve) den Sieg gestohlen.

„Ich bin total enttäuscht. Wir haben vorher noch einen fairen Sprint verabredet und dann fährt er mir nach der letzten Kurve in die Seite. Ich war klar schneller“, kommentierte Milatz die entscheidende Situation rund 50 Meter vor der Ziellinie.

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Korrektur der ersten Bildunterschrift: Hier ist Milatz (links) fast auf gleicher Höhe mit Martinez, das lässt sich an den Schatten erkennen… ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

….beim nächsten Bild ist die Türe zu:
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„Er ist mir ins Rad gefahren“, beschreibt Milatz diese Szene. Mit diesem Bild wird der Ärger des BMC-Bikers verständlich. Martinez (vorne) hat offensichtlich seine Linie gekreuzt. ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

Es gab an diesem Tag noch mehr Grund zum Ärgern.
Am zweiten Anstieg, etwa bei Kilometer 18, setzten sich vier Mann ab. Neben Milatz und Martinez war das noch Stéphane Tempier (BH Sr Suntour-KMC) und Robert Mennen. Der Deutsche Marathon-Meister konnte das Tempo jedoch nicht halten und fiel zu den Verfolgern zurück.

Das Spitzentrio fuhr sich rund eine Minute Vorsprung heraus. Stéphane Tempier verlor den Kontakt, wurde aber auch Opfer einer verfehlten Planung der Organisatoren. Das Feld der Cross-Country-Profis stieß rund 15 Kilometer vor dem Ziel auf Hobby-Athleten aus dem Triathlon-Wettbewerb. Tempier wurde aufgehalten und auch noch von einem Motorrad gestoppt.

„Durch die Hobbyfahrer konnte ich vorher auch keine Entscheidung suchen. Die Beine waren heute super, damit hätte ich gewinnen müssen“, meinte Moritz Milatz dazu.
Miguel Martinez sah naturgemäß kein Problem im Sprint und sprach von Krämpfen, die ihn auf den letzten Kilometern plagten und dass er seine einzige Chance genutzt hätte. Vermutlich wäre es gar nicht so eng her gegangen, wenn die Zielgerade nicht für zwei Rennen hätte herhalten müssen und deshalb in der Breite verkleinert worden wäre.

Robert Mennen: Das war gefährlich
Auch Hannes Genze und Robert Mennen fanden die Organisation, gelinde gesagt: bescheiden. „Das war gefährlich“, meinte Mennen. Er war von Jaroslav Kulhavy und von Hannes Genze, eingeholt worden, später stieß noch Christoph Sauser (Schweiz) dazu. Gemeinsam war das Quartett unterwegs, bis man eben auf die Hobby-Triathleten traf.

„Da hat Jaroslav mal eine Lücke bekommen und es war nicht mehr möglich die wieder zu schließen. Er war heute sicherlich nicht stärker als wir“, erzählte Genze, der schließlich mit 2:31 Minuten Rückstand auf Martinez (2:14:59) und 45 Sekunden hinter Kulhavy das Ziel erreichte.

Allerdings bekannte er, dass sie als Verfolger ja auch vom Pech von Tempier begünstigt worden seien. „Mehr als Platz vier wäre für mich heute auch nicht drin gewesen. Die erste Stunde habe ich sehr gelitten, zum Schluss lief es dann besser. So gut war ich beim Cross-Country-Rennen des Roc d’Azur noch nie“, konstatierte Hannes Genze.

Mennen hatte den Sprint angezogen, doch Genze und Sauser zogen noch vorbei. „Ich habe an meinem Fully eine kleine Änderung vorgenommen, so dass ich mit der Muskulatur heute keine Probleme mehr hatte. Eigentlich haben sich die Beine vorher nicht gut angefühlt, aber im Rennen lief es dann ganz gut. Es ist auf jeden Fall ein guter Abschluss nach der Enttäuschung vom Freitag“, so Robert Mennen, der beim Marathon durch muskuläre Probleme nur 15. geworden war.

Käß hat keine guten Beine mehr
Jochen Käß (Centurion-Vaude) gewann den Sprint gegen BMC-Biker Reto Indergand, wurde Elfter (+5:33) und bekannte: „Ich hatte heute keine guten Beine mehr. Ich habe diese Woche wieder gekränkelt, deshalb kann ich mit Platz elf noch zufrieden sein.“

Zum Aufeinandertreffen mit den Hobbyfahrern hatte er eine klare Meinung: „Das war nicht fair, das war Chaos pur. Bei Profi-Rennen geht so was einfach nicht.“
Auch Stéphane Tempier, der noch Siebter wurde, beklagte gegenüber dem Kollegen Fred Machabert, dass sich die veranstaltende ASO so was erlauben könne, weil es keine TV-Livebilder gebe.

Nachwuchs: Zwei Siege für deutsche Biker
Vize-Europameisterin Sofia Wiedenroth konnte das Rennen der Juniorinnen über 20 Kilometer souverän gewinnen. Die nächste Fahrerin hinter der Fiat-Rotwild-Bikerin kam 53 Sekunden hinter ihr ins Ziel, war aber mit Eva Maria Palm eine Jugendfahrerin. Die Belgierin wiederum bezwang im Sprint Anna Saier (Lexware-Rothaus), die mit 54 Sekunden Differenz Gesamt-Dritte und zweitbeste Jugendfahrerin wurde vor den zeitgleichen Greta Seiwald und Martina Berta (beide Italien). Hanna Grobert (Lexware-Rothaus) rollte zwei Sekunden später als Vierte der U17-Kategorie über die Ziellinie.

Ihr Teamkollege Torben Drach gewann das Rennen der männlichen Jugend. Der Kirchzartener verwies nach 20 Kilometern den Spanier Josep Duran Reig mit zwei Sekunden Vorsprung auf Rang zwei, der Franzose Simon Courg wurde eine weitere Sekunde dahinter Dritter.
Der Deutsche Jugendmeister Robin Hoffmann (Haibike) landete auf Platz fünf (+0:04), Lars Koch (Lexware-Rothaus, +0:20) wurde Siebter, knapp vor Max Brandl (Haibike, +0:20).

Ergebnisse

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