SM Langendorf: Kathrin Stirnemann triumphiert mit Bedauern

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Da war es noch die dreiköpfige Spitzengruppe: Kathrin Stirnemann vor Jolanda Neff und Nathalie Schneitter ©Erhard Goller

Überraschender Ausgang des Damen-Rennens bei den Schweizer Meisterschaften in Langendorf: Kathrin Stirnemann (Haibike-Ötztal) holte sich den Titel vor Nathalie Schneitter (Rose-Vaujany) und Jolanda Neff (Stöckli Pro Team). In der U23 siegte wie erwartet Linda Indergand (Focus XC) und bei den Juniorinnen siegte Weltmeisterin Nicole Koller (Tower Sports Eschenbach).

 

Man schrieb die dritte von sechs Runden bei den Damen und das Drehbuch schien geschrieben. Jolanda Neff hatte sich aus der dreiköpfigen Spitzengruppe abgesetzt und schien souverän auf die Titelverteidigung zuzusteuern. Mit 20 Sekunden Vorsprung ging sie die zweite Hälfte des Rennens an und hinter ihr duellierten sich Kathrin Stirnemann und Nathalie Schneitter um Silber. Ihr Vorsprung auf die Verfolgerinnen Esther Süss (Wheeler-iXS) und Corina Gantenbein (Haibike-Ötztal) war schon so beträchtlich, dass da eigentlich keine Gefahr mehr drohte.

 

Doch in Runde vier versagte am Bike plötzlich die elektronische Schaltung von Jolanda Neff. „Vorne ging noch, aber hinten konnte ich nicht mehr schalten. Die Batterie war geladen, ich habe keine Ahnung, was passiert ist. Ich wusste nicht, ob ich weiter fahren sollte oder anhalten.“

Sie entschied sich für den Stopp in der Technischen Zone und zu einer langwierigen Operation. Fast vier Minuten gingen verloren. Sie fiel auf den fünften Rang zurück.

„Kathrin und ich, wir waren fast schockiert, als wir Jolanda an der Technischen Zone stehen sahen“, erklärte Nathalie Schneitter.

Plötzlich kämpften sie um den Titel. Nathalie Schneitter, die nur sieben Rad-Minuten von Start- und Ziel entfernt, in Lommiswil, aufgewachsen ist und lebt, war „nervös“ ins Rennen gegangen. „Ich habe schon ziemlich Druck gespürt. Aber es war eine große Freude und eine einmalige Chance hier vor heimischem Publikum die SM zu bestreiten“, erklärte Schneitter.

Sie war es auch, die bereits in der vorletzten Runde zur Attacke blies. „Ich habe es ein, zwei, dreimal versucht, aber ich bin nicht weg gekommen“, schilderte die 29-Jährige. Die dritte Attacke setzte sie zu Beginn der letzten 4,8 Kilometer, doch Kathrin Stirnemann hatte eine Antwort.

Stirnemanns Konter sitzt

„Nathalie hat im Wiegetritt angegriffen und in dem Moment, als sie sich wieder in den Sattel gesetzt hat, bin ich vorbei gefahren“, erzählte Stirnemann. In der folgenden technischen Passage riss sie eine Lücke, die Schneitter nicht mehr schließen konnte.

„Ich war in den Anstiegen vielleicht die Stärkere, aber auf diesem Kurs reicht das nicht. Und Kathrin ist eine der besten Fahr-Technikerinnen der Welt. Sie hat verdient gewonnen. Ich bin stolz, dass ich ein Jahr nach meinem Comeback schon wieder so weit bin“, meinte Schneitter.

Wie sie, zollte auch die neue Meisterin Kathrin Stirnemann der Bronzemedaillengewinnerin Anerkennung. „Es tut mir voll leid für Jolanda. Sie war sicher die beste Fahrerin, sie wäre die verdiente Schweizer Meisterin. Aber so ist halt der Sport“, bedauerte sie nach ihrem ersten Elite-Titel im Cross-Country, 27 Sekunden vor Schneitter.

Jolanda Neff fuhr eine fulminante vorletzte Runde und überholte das Duo Süss und Gantenbein, doch mit eineinhalb Minuten Rückstand auf Gold und Silber war es in der letzten Runde aussichtslos. Sie wurde mit 1:50 Minuten Rückstand Dritte.

„Im Nachhinein hätte ich vielleicht schon früher wegfahren sollen, um ein Polster zu haben. Aber man weiß ja nie. Ich gratuliere Kathrin und Nathalie, sie sind ein starkes Rennen gefahren. Es wäre schon schön gewesen, das Trikot wieder zu haben“, sagte Neff, um dann mit einem Lächeln noch einen Satz hinzuzufügen: „Jetzt muss ich halt schauen, dass ich ein anderes holen.“ Zum Beispiel das blaue Europameister-Jersey oder im September das mit den Regenbogen-Streifen.

U23: Indergands überlegener Sieg

In der U23-Kategorie war Linda Indergand nicht zu gefährden. Die Titelverteidigerin hatte in Alessandra Keller (Strüby-BiXS) nur eine halbe Runde lang eine Begleiterin. „Ich habe versucht dran zu bleiben, aber sie war zu stark. Ich bin dann meinen eigenen Rhythmus gefahren“, erklärte Keller, die 3:27 Minuten hinter Indergand das Ziel erreichte.

Linda Indergand forderte sich selbst und fuhr jede der fünf Runden Bestzeit. „Es geht so schnell, dass einem etwas passiert. Deshalb habe ich versucht den Vorsprung so groß wie möglich zu gestalten. Ich habe mich sehr gut gefühlt und auch technisch kaum Fehler gemacht“, erklärte Indergand zu ihrem überlegenen Sieg.

Dritte wurde mit Andrea Waldis (Luna Pro Team) die dritte ehemalige Juniorenweltmeisterin im Rennen. Sie hatte schon 7:07 Minuten Rückstand auf Indergand.

 

Juniorinnen: Vorentscheidung durch Freis Defekt

Bei den Juniorinnen entschied sich der Kampf um das Meister-Jersey in der zweiten von vier Runden. Wie man es aus unzähligen Rennen kennt, setzten sich Nicole Koller und Sina Frei (jb Felt) vom Rest der Konkurrenz ab und es schien auf ihr Privat-Duell hinaus zu laufen.

Doch in der zweiten Runde erlitt Sina Frei Defekt und Koller hatte fortan keine Gegnerin mehr. Sie leistete sich in der dritten Runde zwar noch eine Unkonzentriertheit und stürzte über einen Baumstamm, doch das brachte sie auch nicht entscheidend aus dem Konzept.

„Ich war vor dem Start etwas unsicher weil mich Sina zuletzt ein paar Mal schlagen konnte. Bei dem Sturz war ich vielleicht etwas übermütig, aber es hat ja doch gereicht“, erklärte die Titelverteidigerin, die schließlich mit 3:09 Minuten Vorsprung das Ziel erreichte.

Sina Frei war verständlicherweise enttäuscht über ihren Silberrang, den sie sich aber auch noch hart erkämpfen musste. Nach dem Wechsel des Hinterrads lag sie nur noch auf Rang sechs. Dritte wurde Sonja Guerrini (Strüby-BiXS) mit 3:40 Minuten Rückstand.

 

 

Ergebnisse

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