Sportdirektor Moster zur WM-Nominierung: Normen streng ausgelegt

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BDR-Sportdirektor Patrick Moster ©Erhard Goller

Die Nominierung von nur fünf Sportlern für die Radcross-WM in Louisville, USA, hat für Erstaunen gesorgt. Besonders, dass der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) ganz Frauen nach Kentucky fliegen will, wo in knapp zwei Wochen die Weltmeisterschaft stattfindet. BDR-Sportdirektor Patrick Moster erklärt warum das so ist.

aCC: Patrick Moster, nur fünf deutsche Radcross-Sportler wurden vom BDR für die WM nominiert. Sind die deutschen Crosser so schlecht oder waren die Normen zu hoch angesetzt?
Patrick Moster: Nein. Da die Weltmeisterschaft in Übersee stattfindet, haben wir uns entschlossen nur mit den Sportlern an den Start zu gehen, denen wir gewisse Endkampfchancen, also Platz eins bis acht, zutrauen. Wohlwissend, dass wir den einen oder anderen Talentierten zuhause lassen, haben wir die Nominierungsnormen sehr streng ausgelegt.

Hintergrund sind also die Reisekosten?
Natürlich. Cross ist nicht Olympisch und nicht so gefördert wie zum Beispiel der Bahnradsport. Insofern muss man da immer auf ein ausgewogenes Verhältnis achten, zwischen den Kosten und der Leistung, die Sportler bringen.

Am schwersten wiegt vielleicht, dass die Damenklasse gar nicht besetzt worden ist, nachdem Hanka Kupfernagel ihre Saison frühzeitig abgebrochen hat. Wie sehen Sie das?
Mit Hanka Kupfernagel haben wir ein absolutes Aushängeschild in dieser Disziplin. Schade, dass sie ihre Saison schon abgebrochen hat. Hinter ihr klafft im Moment noch eine Lücke. Sabrina Schweizer ist zwar auf einem guten Weg, hat aber in dieser Saison ihre Schwierigkeiten gehabt. Sie konnte nicht an die Leistungen des Vorjahres anknüpfen und war im Weltcup von der Norm (B-Norm: Top acht) relativ weit weg. Eine Trixi Worrack wäre ganz weit hinten aufgestellt worden und es wäre ganz schwierig geworden unter die besten Zehn zu fahren.

Wie sehen Sie die aktuelle Situation im Deutschen Cross-Sport überhaupt?
Man muss das differenziert betrachten. Im Cross-Sport haben wir nicht die Mittel zur Verfügung um für die Nachwuchs-Sportler einen optimalen Jahresaufbau sicher zu stellen. Das hat mit der Förderung zu tun und auch mit der geringeren Popularität der Disziplin in Deutschland. In Belgien und in den Niederlanden ist die natürlich viel größer.
Bei den Herren haben wir aber mit Philipp Walsleben, Marcel Meisen und Christoph Pfingsten drei junge Fahrer, die im Radcross erfolgreich sind und bei entsprechender Entwicklung 2014, 2015 im Weltcup auch mal aufs Podest fahren können.
Bei den Damen gibt es mit Hanka Kupfernagel eine Ausnahme-Athletin und Sabrina Schweizer hat im vergangenen Winter gezeigt, dass sie in Topform auch in die Top-Ten fahren kann. Sie ist ja auch noch sehr jung und hat das Ende ihrer Entwicklung noch nicht erreicht.
Im Junioren- und U23-Bereich haben wir größere Schwankungen drin. Der Marco König besitzt Talent, aber da würde ich mir sicher mehr von seiner Qualität wünschen.

Dann gibt es Leute wie Silvio Herklotz, der sicher talentiert ist, sich aber mehr als Straßenfahrer versteht.
Richtig. Das gilt auch für Markus Schulte-Lünzum. Wenn einer quasi aus dem Kalten heraus Deutscher U23-Meister wird, dann hat er auch Talent. Aber man muss das respektieren, wenn sie sich auf die lukrativeren Olympischen Disziplinen konzentrieren.

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