Warum der Cross-Country-Weltcup 2015 nur sechs Rennen hat

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Schwierige Zeiten für den Mountainbike-Weltcup ©Erhard Goller

Sechs Cross-Country-Rennen, sieben Downhill-Wettbewerbe, keine Eliminator-Rennen mehr. Die MTB-Weltserie hat stark abgespeckt. Warum das so ist, hat accrossthecountry.net im Gespräch mit Simon Burney, dem UCI MTB-Koordinator für die Ausdauer-Disziplinen erfahren.

Eigentlich setzen sich die Verantwortlichen beim Radsport-Weltverband UCI seit Jahren acht Rennen pro Disziplin zum Ziel. Doch man scheitert regelmäßig an dieser Vorgabe. 2015 hätten es durchaus acht Cross-Country-Rennen werden können, doch – um es vorweg zu nehmen – es waren die Finanzen, die den Planern einen Strich durch die Rechnung machten.

In diesem Fall nahm das Problem in Australien seinen Anfang. Der Vertrag, den die UCI mit dem australischen Verband geschlossen hat, um für 2017 einen WM-Ausrichter zu bekommen, beinhaltete Folgendes: Weltcup in Cairns 2014, in Hobart in Tasmanien 2015, in Cairns 2016, ein Jahr später die WM in Cairns und in der Woche danach das Weltcup-Finale in Hobart.

Im Frühjahr wurden aber in Hobart plötzlich Finanz-Probleme offenkundig. Die Hauptstadt von Tasmanien sagte ab. Die UCI, so erzählt es Simon Burney, habe dann versucht mit Cairns die Austragung in Australien zu retten.
Gleichzeitig hatte man nämlich Neuseeland, genauer Rotorua, dazu bewegt, sich für einen Weltcup 2015 zu bewerben. So hätte man eine Frühjahrs-Kombination Neuseeland-Australien gehabt.

Termin-Konflikt mit der Flandern-Rundfahrt
Weil in Cairns aber die Provinz Queensland Hauptsponsor ist und ein solches Engagement nicht in den Haushalt 2015 eingestellt hatte, musste man nach privaten Sponsoren suchen – ohne Erfolg. Das war auch der Grund, warum es so lange mit der Veröffentlichung des Kalenders gedauert hat.
Neuseeland musste man in diesem Zusammenhang auch wieder absagen.

Zudem versuchte man wenigstens noch einen Weltcup in Europa zusätzlich zu implementieren. Das klappte dann auch mit Downhill (im französischen Lourdes), nicht aber mit Cross-Country. Es gab einen belgischen Interessenten, doch auf dem möglichen Termin findet der Straßen-Klassiker Flandern-Rundfahrt statt. Dieser Konflikt war nicht auszuräumen.

Den Australien-Neuseeland-Komplex vollständig in Europa zu ersetzen, dem schob die UCI-Spitze einen Riegel vor. Der Mountainbike-Weltcup ist – ohne Titelsponsor – defizitär. Und mit der Wahl von Brian Cookson zum UCI-Präsidenten kamen neue Leute ans Ruder, die Vieles unter die Lupe nahmen. Nachdem Australien den Vertrag nicht erfüllen konnte, sah man im Management Komitee der UCI die Chance erst einmal Geld zu sparen.

Sprint fällt auch den Spar-Maßnahmen zum Opfer

Bei der Entscheidung den Eliminator-Weltcup zu streichen, so erklärt Simon Burney, habe das auch die größte Rolle gespielt. Allerdings war der Ausgangspunkt die Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) den Eliminator nicht ins Olympische Programm aufzunehmen. Zudem, so Burney, hatten etliche der Top-Teams wenig Interesse an diesem Wettbewerb gehabt.

„Die Entscheidung war dann letztlich eine logische Folge. Wir sparen einen Tag TV-Produktion und Zeitmessung, was den größten Teil der Kosten ausmacht, die von der UCI zu tragen sind“, erklärt der Brite.
Bei der UCI macht man sich Gedanken, wie es mit dem MTB-Weltcup weiter gehen soll. Was auch damit zusammenhängt, dass unter dem neuen Präsidenten auch Personal ausgetauscht wurde und wird.

Rechte-Verkauf an eine Agentur als Option
Vermutlich passiert bis zu den Olympischen Spielen 2016 nicht sehr viel an Veränderung. Es sei denn man findet einen Sponsor. Oder ein Sponsor findet den Mountainbike-Weltcup. Eine Option danach wäre ein altes Modell auszugraben und zu versuchen den Weltcup, bzw. die Rechte daran, an eine Agentur zu verkaufen.

So wie es in den 90er-Jahren schon durch Heini Albrecht und seine Agentur der Fall war und wie es 2005 Martin Whiteley (Team-Manager bei verschiedenen Downhill-Teams) und Patrice Drouin von Gestev (Organisator von Mont Sainte Anne) geplant hatten, aber nicht umsetzen konnten.

Eine andere Idee ist, den Veranstaltern mehr Vermarktungs-Rechte einzuräumen, damit sie „in ihren Ländern mehr Möglichkeiten haben“, wie Burney sagt und ihnen gleichzeitig damit aber auch mehr an Kosten, wie eben TV-Produktion und Zeitmessung aufzubrummen.

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