Weltcup Albstadt Nachgedreht (1): Schlammpackung und Schleudertrauma

20150522_Spitz_Rissveds_Langvad_Pendrel_Dahle-Flesjaa_Albstadt-EliteWomen-by Benno Dietrich
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Eine Sieg-Kandidatin vermisst einen extra Gang, eine 20-Jährige fährt in die Weltklasse und eine Schweizerin findet ein nasses Loch, die andere bekommt zu viele Pollen in die Atemwege. Die Erklärungen der dritt- und der viertbesten Deutschen, das Startproblem der fünftbesten und die Sturzfolgen der sechstbesten. Nachgedreht, was hier zum Damen-Rennen beim Weltcup in Albstadt noch nicht geschrieben stand.

 

Ein kurzer Blick auf die Gesamtwertung nach dem zweiten Weltcup-Rennen der Saison zeigt: Annika Langvad (Specialized Racing) ist nach ihrem zweiten Sieg deutlich in Führung, logisch. Vor Catharine Pendrel (Luna Pro Team). Jenny Rissveds (Scott-Odlo) hat sich auf den dritten Rang geschoben, Sabine Spitz ist Vierte vor Linda Indergand (Focus XC). Helen Grobert (Ghost Factory Racing) hat ihren sechsten Platz verteidigt und mit Adelheid Morath (BH-Sr Suntour-KMC), sowie Elisabeth Brandau (Radon-EBE Racing) befinden sich auf den Plätzen 13 und 14 noch zwei weitere Deutsche unter den besten 16 und damit in La Bresse in den ersten beiden Startreihen. Das gab’s noch nie.

Hier gibt’s die komplette Gesamtwertung

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Gunn-Rita Dahle-Flesjaa (Multivan-Merida) vermisste in Albstadt den „extra Gang“, der sie zur Siegfahrerin hätte machen können. „Die letzten Wochen waren etwas schwierig, aber dass ich trotzdem aufs Podium fahren konnte, zeigt mir, dass ich an einem anderen Tag auch um den Sieg fahren kann“, erklärte Dahle-Flesjaa.

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Gunn-Rita Dahle-Flesjaa: Eine von drei Skandinavierinnen auf dem Podium. ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

Sie machte den Weltcup in Albstadt zu einem speziellen skandinavischen Tag. Die Plätze eins (Langvad), zwei (Rissveds) und fünf gehörten den Nordlichtern. Ohne Gewähr, aber vermutlich gab es das noch nie.

Dass Rissveds so weit vorne landen würden, war für viele erstaunlich, nicht so für Dahle-Flesjaa. „Sie hat vergangenes Jahr alle U23-Weltcup-Rennen gewonnen. Deshalb ist es für mich keine große Überraschung. All den jungen Fahrerinnen kann das Mut machen“, meinte die Norwegerin.

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Mit Alessandra Keller (Stöckli Pro Team) war noch eine zweite U23-Fahrerin in den Top-Ten und Team-Manager Ralph Näf sprach von einer Weltklasse-Leistung. Mit Fug und Recht. Die 20-jährige erwischte einen guten Start und hielt sich konstant in einer Verfolgergruppe. Dass sie da am Ende auch noch die Stärkste war, das spricht für sie. „Ich habe mich gut erholt diese Woche und bin super zufrieden. Ich konnte von Anfang bis Ende vorne mithalten“, erklärte die Studentin mit einem Strahlen.

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Linda Indergand (Focus XC) war gerade von Jenny Rissveds von Platz fünf verdrängt worden, als sie sich bei einem Sturz in der Devil’s Corner-Passage eine „Schlammpackung“ holte. Trotz gutem Wetter in Albstadt. „Ist gut für die Haut“, meinte sie im Ziel. Den Humor hatte sie nicht verloren, obschon ihr das Malheuer den Rhythmus und schließlich viele Positionen kostete. Am Ende war sie 14. „Schade, nach dem Sturz war die Kraft weg. Bis dahin war es okay“, meinte Indergand.

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Nachzutragen wäre noch, wie sich Helen Grobert (Ghost Factory Racing) nach ihrem elften Platz geäußert hat. Ihren sechsten Platz vom Vorjahr in Albstadt konnte sie nicht ganz bestätigen, auch wenn Platz elf sicher keine echte Enttäuschung war. „Ich konnte das

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Eine von vier Deutschen unter den besten 13: Helen Grobert ©Benno Dietrich

Tempo nicht ganz mitgehen und meine Startposition (6) nicht halten. Aber im Grunde lief alles nach Plan. Es ist ja noch früh in der Saison und wir sind auf Kurs“, meinte die Deutsche Meisterin.

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Und auch von Adelheid Morath (BH-Sr Suntour-KMC) fehlt hier noch der Kommentar zu Platz 13, der eine hervorragende deutsche Mannschaftsleistung perfekt machte (sofern man von einer solchen sprechen kann). Nach vier Wochen ohne Rennen, beeinträchtigt von gesundheitlichen Problemen, war die Top-Form natürlich nicht präsent.

„Unter diesen Umständen bin ich eigentlich zufrieden“, unterschrieb die 31-Jährige ihr Resultat.

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Kathrin Stirnemann (Haibike-Ötztal) litt in Albstadt am guten Wetter, respektive am Pollenflug. Nach einem starken Start fiel sie bis auf Rang 40 zurück, als es dann plötzlich wieder besser ging. Sie drehte die Richtung wieder um und fuhr Position um Position nach vorne. Erst in der letzten Runde sei der Tank leer gewesen heißt es in der Pressemitteilung von Vater Beat Stirnemann. Als 27. erreichte sie das Ziel. Damit rettete sie für die dritte Weltcup-Station in La Bresse mit dem zwölften Gesamtrang auch noch die zweite Startreihe. „Ich habe noch eine weitere Chance auf die Olympia-Quali – never give up“, so Kathrin Stirnemann.

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Hanna Klein (Superior Bikes) war auf Rang 37 die fünftbeste Deutsche. Ein Resultat, das ihre aktuelle Form nicht widerspiegelt, wie Hanna Klein findet. Zwei Knackpunkte finden sich in ihrem Rennen. Erstens der Start. Das war schon immer ein neuralgischer Punkt bei der 28-Jährigen. „Ich habe mich im Training noch mal drauf konzentriert, dass ich da mehr Druck drauf bekomme. Ich fahre dann Vollgas los und verliere trotzdem Plätze“, erklärt Klein. „Die anderen sind einfach einen Tick schneller.“

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Hanna Klein: Das Ergebnis entspricht nicht der Form ©Benno Dietrich

So kam sie dann erst als 60. aus der Startrunde. Von dort ging es dann schon nach vorne, doch als sie den Top 30 näher kam, da unterlief ihr im Devil’s Corner ein Sturz, der sie erst mal ausbremste. Am Ende landete sie zwischen zwei prominenten Kräften: Vor ihr die Olympia-Dritte Georgia Gould und hinter ihr die vierfache Weltcupsiegerin Chengyuan Ren. „Es hat ein wenig gedauert, aber dann lief es wieder gut. Die Form ist nicht schlecht, aber die Ergebnisse passen nicht dazu“, meinte Hanna Klein. „Ich hoffe, dass ich in La Bresse mal besser wegkomme.“

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Nadine Rieder (AMG-Rotwild) stürzte ebenfalls im Devil’s Corner. Und zwar in der zweiten (kompletten) Runde. Sie lag zu diesem Zeitpunkt etwa an 25. Position. „Da lief es gerade richtig gut“, bedauerte Rieder, die mit dem Gesicht voraus aufprallte. „Ich dachte erst, ich kann nicht weiter fahren, aber irgendwie habe ich mich durchgekämpft“, so Rieder. Mit einer vernünftigen Platzierung war es aber vorbei. Sie fiel auf Rang 56 zurück und wurde mit einer Runde Rückstand notiert.

Der Besuch beim Physiotherapeuten förderte am Montage folgende Diagnose zu Tage: Leichtes Schleuder-Trauma, Hand und Fuß sind verstaucht und die Hüfte ist geprellt. So konnte das natürlich nix mehr werden.

„Ich werde die Tage versuchen so viel wie möglich auszuruhen und dann am Wochenende kurzfristig entscheiden, ob ich starten kann oder nicht. Aber hoffen wir mal das Beste, es wird schon werden“, kommentierte Nadine Rieder die Beschwerden.

 

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