Weltcup-Gesamtwertung: Wird’s bei den Herren noch mal spannend?

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Julien Absalon bei seinem dritten Saisonsieg in Albstadt ©Marius Maasewerd/EGO-Promotion

Bevor am Sonntag im kanadischen Mont Sainte Anne der fünfte von sieben Cross-Country-Weltcups über die Bühne geht, sei ein Blick auf das etwas seltsame Bild in der Gesamtwertung der Herren erlaubt. Ein Bild, das für die verbleibenden Rennen vieles offen lässt, aber nicht alles.

Julien Absalon (BMC Racing) führt nach drei Siegen mit 890 Zählern scheinbar uneinholbar vor Titelverteidiger Nino Schurter (Scott-Odlo), der 580 Punkte aufweist. Wie kam das zustande? Die klaren Fronten sind in erster Linie dem Straßen-Ausflug (Tour de Romandie) von Nino Schurter geschuldet. Cairns hat er deshalb ausgelassen. Überdies in Pietermaritzburg nach Defekt „nur“ Rang sechs belegt.

Ob es trotzdem noch spannend wird? Eigentlich kalkulierte Julien Absalon auch damit einen der beiden Nordamerika-Weltcups auszulassen, damit er bei der Geburt seines zweiten Sohnes Luca dabei sein kann. Dann wäre es interessant geworden, doch der Sprössling tat ihm den Gefallen und kam etwas zu früh auf die Welt.

Jetzt steht nur noch die Müdigkeit im Weg, weil er eine kurzfristige Anreise in Kauf nimmt. Dennoch sollte es dem Franzosen möglich sein, zumindest in Windham wieder konkurrenzfähig zu werden und den Vorsprung vor dem Finale in Meribel so groß zu halten, dass sein insgesamt sechster Welt-Gesamtsieg nur noch Formsache sein wird. Sofern nicht irgendein Vorfall die Kräfte verschiebt.

Es liegen auch noch einige Fahrer in Schlagdistanz zu Nino Schurter. Allerdings müssten die schon mal ganz oben auf dem Podest stehen, um in den Zweikampf noch einzugreifen. Nicht unmöglich, aber aktuell auch nicht so sehr wahrscheinlich. Zumal Jaroslav Kulhavy (Specialized Racing) nicht dazu zählt. Nach nur einem beendeten Weltcup-Rennen (10. in Cairns) liegt er nur auf Rang 44.

Platz drei ist noch heiß umkämpft
Dafür sind Daniel McConnell (Trek Factory Racing, 530) auf Platz drei und Manuel Fumic (Cannondale Factory Racing, 476) auf Rang sieben nur um 54 Zähler getrennt. „So gut lag ich zu diesem Zeitpunkt der Saison noch nie“, verweist Fumic auf eine Ausgangsposition, die ihm den Weg aufs Gesamt-Podium noch offen lässt.
Selbst Moritz Milatz (BMC Racing, 380) auf Platz zehn hat auf Rang fünf von Maxime Marotte (BH Sr Suntour-KMC, 496) nur 116 Punkte Rückstand.

Betrachtet man die Einzel-Ergebnisse, dann ist zu erkennen, dass – abgesehen von Schurter und Absalon – alle weiteren Top-Ten-Platzierten einen Ausreißer nach unten haben. Stephane Tempier (BH Sr Suntour-KMC, 526) Rang 20 in Pietermaritzburg, Maxime Marotte Platz 15 in Nove Mesto, José Hermida (Multivan-Merida, 488) 14. in Albstadt, Manuel Fumic 20. in Cairns, Fabian Giger (Giant Pro XC) auf 22 in Pietermaritzburg und Matthias Flückiger eine sturzbedingte Aufgabe in Nove Mesto. Moritz Milatz hatte dasselbe in Pietermaritzburg. Daniel McConnell konnte seinen Ausreißer in Grenzen halten (Rang neun in Pietermaritzburg).

Lang ist’s her: Top-Fünf-Resultat für einen Deutschen
Aus deutscher Sicht wäre ein Top-Fünf-Ergebnis in der Endabrechnung übrigens ein Novum seit den Zeiten von Mike Kluge. Sechster war Lado Fumic 2003 und Sechster war Wolfram Kurschat 2009.

Zieht man auch noch die EM in die Bewertung des ersten Halbjahres mit ein, dann bestätigt sich, die allgemeine Wahrnehmung: Hinter Julien Absalon (und Nino Schurter, wenn er dabei ist) verschieben sich die Kräfteverhältnisse immer wieder. Keiner kann wirklich konstant sein Top-Niveau halten. Stephane Tempier war bei der EM wieder ein Beispiel dafür. Er belegte da lediglich Rang zwölf, nachdem er bei den Weltcup-Rennen zuvor noch auf dem Podest (2 und 3) gestanden hatte.

Die Rennen dazwischen, z.B. das HC-Rennen in Heubach, lassen sich nicht wirklich als Leistungsgradmesser hernehmen. Zu unterschiedlich werden die vorbereitet.

Dass Nino Schurter am Sonntag ganz weit vorne zu finden sein wird, davon ist auszugehen, Julien Absalon mit Abstrichen (siehe oben) auch. Vermutlich taucht auch Marathon-Weltmeister Jaroslav Kulhavy da auf, wo er eigentlich hingehört. Dahinter könnte alles neu aufgestellt werden. Das ist nach einer längeren (Wettkampf-)Pause in der zweiten Saisonhälfte häufig so.
Die Gesamtwertung der Herren vor Mont Sainte Anne

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