Weltcup in Nove Mesto: Nachgedreht mit den 19500

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Grandiose Zuschauer-Kulisse für den Herren-Start. Nove Mesto setzt Maßstäbe ©Marius Maasewerd/EGO-Promotion

Neue Dimensionen in Nove Mesto, ein Alterspräsident aus Deutschland, ein Roulette-Spieler aus Spanier, die Defekt-Trilogie eines Schweizers, die unangenehme Begegnung zweier deutscher Damen, ein erfolgreicher Frei-Schwimmer, ein Motor, der nicht angelaufen ist, der historische Sieg einer Französin und der Irrtum einer Kanadierin. Nachgedreht, was hier noch nicht geschrieben stand.

19500 zahlende Zuschauer meldeten die Veranstalter von Nove Mesto am Sonntagabend. Das ist eine beeindruckende Zahl. Die drehten ganz schön am Rad und sorgten für eine grandiose Stimmung, mit Sprechchören, Hupen, Sirenen und was man sonst noch so zum Lärm machen benutzen konnte. Selbst die Defekte der beiden tschechischen Mitfavoriten Jaroslav Kulhavy (Specialized) und Ondrej Cink (Multivan-Merida) konnten der Atmosphäre keinen Abbruch tun.

Das Orga-Team hat gegenüber 2013 noch mal aufgerüstet. Eine zweite Videowall am Brennpunkt im Wald und mehrere Tribünen an technischen Passagen wurden installiert. Ein Stück weit sind die Tschechen für den Cross-Country-Sport damit in neue Dimensionen vorgestoßen.

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Wolfram Kurschat (Topeak-Ergon): Einen mindestens respektablen 30. Rang gab es für den 39-Jährigen. Nach der ersten Runde lag er noch an 47. Stelle. Ohne überragende Rundenzeiten zu produzieren, konnte er sich noch um 17 Plätze verbessern. In Nove Mesto gelingt das, wenn man ohne Probleme durchkommt. Weil es erstens immer wieder Stürze gibt und zweitens noch mehr Defekte.

„Ich bin gut durchgekommen und zufrieden mit dem Ergebnis“, bilanzierte der Teilzeit-Mountainbiker. 27 Sekunden fehlten zu Rang 25, den Ex-Cross-Weltmeister Sven Nys belegte.
Übrigens: Wolfram Kurschat war in Nove Mesto quasi der männliche Alterspräsident!

José Antonio Hermida (Multivan-Merida) spielte in der letzten Runde Roulette. Kurz vor der Tech-Zone verlor er aus dem Hinterrad einiges an Luft. „Ich habe mich entschieden nicht zu wechseln, sondern fifty-fifty zu spielen. Es war alles ein Frage er Taktik“, erzählte der Spanier. Ausgebufft schaffte er es mit seinem maladen Reifen seine beiden direkten Kontrahenten aus der Schweiz, Florian Vogel (Scott-Odlo) und Fabian Giger (Giant Pro XC), zu schlagen.
Vogel war mit seinem besten Nove-Mesto-Resultat (7.) überhaupt dennoch zufrieden und auch Fabian Giger konnte mit Rang acht leben. „Ein klein wenig fehlt noch“, meinte Giger.

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Josè Hermida: Roulette in der letzten Runde. ©Marius Maasewerd/EGO-Promotion

Thomas Litscher (Multivan-Merida) war als viertbester Schweizer Zehnter. Nach dem Australien-Weltcup sei er zwei Wochen krank gewesen. „Ich bin sicher noch nicht da, wo ich in Cairns war. Die ersten drei Runden war ich zu verkrampft, dann habe ich meinen Rhythmus gefunden“, so Litscher.

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Lukas Flückiger (BMC Racing) legte in den letzten drei Runden einmal die zweite, einmal die dritte und einmal die beste Teilzeit hin. Warum es dann trotzdem nur Rang 16 gereicht hat? Drei Defekte, zwei davon in der zweiten Runde.

Teamkollege Ralph Näf erwischte einen miserablen Start. „Falsch verhalten“, habe er sich, so Näf und ärgerte sich mächtig. Denn es gelang ihm noch von Platz 50 nach der 2,8-Kilometer-Startloop auf Platz 13 nach vorne zu fahren. „Das hätte bei einem normalen Start sicher für die Top-Ten gereicht“, so Näf. Da muss man ihm nicht widersprechen.

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Martin Gluth (EBE-Racing) war überglücklich nachdem er auf Rang 35 die Ziellinie überquert hatte. Endlich hatte der Junioren-EM-Dritte von 2009 sein Potenzial mal wieder in ein Resultat umsetzen können.
Seine Strategie hieß: „Einfach Mit-Schwimmen“. Der bekannt gute Starter schoss mit Startnummer 87 in der Startrunde auf Rang 25 nach vorne und gab dann einige Positionen auf. „Ich wollte da mitfahren, wo ich mich selber gesehen habe“, erklärte Gluth.
So fuhr der gute Techniker das Rennen unspektakulär, aber souverän zu Ende und verbuchte endlich mal wieder ein Ergebnis, das ihn mehr als nur zufrieden macht. „Ich bin überglücklich, dass es funktioniert hat“, freute sich Gluth.

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Bei Simon Stiebjahn (Team Bulls) und Markus Bauer (Lexware Mountainbike Team) lief dagegen gar nichts zusammen. Mit Ambitionen auf die Top 30 gestartet, landeten sie nur auf den Rängen 70 und 115. Beide rätselten über ihre schwache Tagesform. „Ich kann es mir nicht erklären. Vielleicht Heuschnupfen, vielleicht zu hart trainiert, ich weiß es nicht“, meinte Stiebjahn.
Bauer kam als 18. aus der Startrunde, glaubt aber nicht, dass er überzogen hat. „Ich hatte Glück mit ein paar Linien-Entscheidungen, habe jedoch schon im ersten Anstieg gemerkt, dass ich keine guten Beine habe“, so Bauer zu einem enttäuschenden Tag.

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Sah nicht sooo sehr gut aus in Nove Mesto: Markus Bauer ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

Pauline Ferrand Prevot (Liv Pro XC) hat Geschichte geschrieben. Vier Wochen nach ihrem Weltcupsieg beim Straßen-Klassiker Fleche Wallone gewann sie jetzt, als U23-Fahrerin, den Weltcup in Nove Mesto. Das gelang vor ihr keiner Dame. Bei den Herren gab es das Anfang der 90er-Jahre, als der Österreicher Gerhard Zadrobilek in beiden Branchen siegreich war. Allerdings nicht binnen vier Wochen.
Dass sie die Konkurrenz mit fast drei Minuten Vorsprung regelrecht deklassierte, das gab der Geschichte noch mal eine besondere Note.

Gunn-Rita Dahle-Flesjaa (Multivan-Merida) bemerkte in ihrem Statement nach dem Rennen, dass die Top 3 bei den Damen allesamt Australien ausgelassen hatten, respektive auslassen musste, wie die Zweite Catharine Pendrel.
Die hatte sich ja am 1. April das Schlüsselbein gebrochen und konnte deshalb nicht. Dahle-Flesjaa entschied sich dagegen und Ferrand Prevot war auf der Straße unterwegs.

Catharine Pendrel sorgte im Ziel übrigens für einen Lacher, als sie erzählte, wie es zu ihrem zweiten Platz gekommen ist. Als die Luna-Fahrerin sich zu Annika Langvad (Specialized) und Gunn-Rita Dahle-Flesjaa nach vorne gekämpft hatte, da nahm sie erst mal die Beine hoch. „Ich dachte, ich wäre jetzt an der Spitze“, so Pendrel. Irgendwann rief ihr jemand den Abstand auf Platz eins zu und sie wurde ihren Irrtums gegenwärtig. Die Kanadierin schaltete noch mal den Turbo ein und ließ ihre beiden Konkurrentinnen zurück.

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Nina Wrobel (Fujibikes-Rockets) notierte Platz 28 und wusste erst mal nicht, ob sie sich darüber freuen sollte oder nicht. Sie entschied sich, „in Anbetracht der Umstände“ dann für die erste Variante. Insgeheim hatte sie mit einem Platz unter den besten 20 geliebäugelt und die Form, so war sie der Meinung, müsste das auch hergeben.

Doch weil ihr Organismus nach wie vor nicht nach den Regeln der Kunst funktioniert, musste sie anerkennen, dass sie an diesem Tag ihr Potenzial nicht ausschöpfen konnte. Nur als 61. kam sie aus der Startrunde. „Ich habe keinen Druck aufs Pedal bekommen. Es ist halt schade, wenn der Motor einfach nicht anläuft. Aber, ich muss das akzeptieren“, meinte Nina Wrobel. Immerhin kam sie ohne Sturz und Defekt durch und es lief nach und nach besser. Die letzte Runde war dann auch ihre schnellste.

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Elisabeth Brandau (EBE-Racing) gab das Rennen nach der zweiten Runde an 72. Stelle mit einem Kettenriss auf. Die Ursache dafür lag in einer Kollision ausgerechnet mit Landsfrau Nadine Rieder (AMG-Rotwild). Ihre Linien kreuzten sich in einer Abfahrt und während für Rieder das Rennen sofort beendet war, fuhr Brandau mit einer defekten Schaltung noch weiter, bis eben die Kette die Spannung nicht mehr ertrug.

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