Weltcup La Bresse: Deutsche Damen auf der Suche nach Argumenten

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Adelheid Morath und Helen Grobert voriges Jahr in Mont Sainte Anne ©Erhard Goller

An der dritten Weltcup-Station im französischen La Bresse richtet sich am Sonntag die Aufmerksamkeit zum letzten Mal auf die Olympia-Qualifikation. Besonders spannend: Ein interner Dreikampf bei den deutschen Damen. Egal wie die Entscheidung ausfällt, sie wird zwei Sportlerinnen nicht gerecht.

Vor Albstadt war es ein Dreikampf und nach Albstadt ist es wieder einer. Allerdings ohne Sabine Spitz. Nach Lage der Dinge ist die dreifache Olympia-Medaillengewinnerin raus aus dem Gefecht – in positiver Hinsicht. In drei Quali-Rennen in der Saison 2016 war sie dreimal die beste Deutsche und kann sich in La Bresse deshalb „entspannt zurücklehnen“, wie sie das selbst formuliert hat.

Das ist natürlich mehr auf die mentale Dimension gemünzt. Sabine Spitz wird in den Vogesen ihre hervorragende Form sicher nützen wollen, um ihre vierte Position in der Weltcup-Gesamtwertung und ihre siebte in der Weltrangliste zu festigen. Vielleicht klappt es ja mit dem ersten Top-Drei-Resultat seit ihrem Sieg in Andorra 2013.

Wenn sich das Wetter allerdings so entwickelt wie aktuell vorhergesagt, reduziert das die Hoffnungen von Sabine Spitz etwas. Es könnte regnen, ziemlich viel sogar. Das sind nicht die Lieblings-Bedingungen der 44-Jährigen. Auch wenn sie im schon mal in einem ultimativen Weltuntergangs-Rennen, 2002 bei der WM in Kaprun, Bronze geholt hat.

 

Die Spannung aus deutscher Sicht entsteht am Sonntag (11:20 Uhr) allerdings vor allem durch den Kampf um den zweiten Olympia-Startplatz. Man könnte das als packend beschreiben, doch es wohnt auch ein Drama inne.

Das Ergebnis von La Bresse ist nicht die Entscheidungsfindung an sich, doch ein Top-Resultat wäre natürlich ein (letztes) gewichtiges Argument. Nachdem sich Spitz quasi heraus halten kann, ist Elisabeth Brandau (Radon-EBE Racing) zum Teil eines Dreikampfs geworden. Sie hat als Siebte von Albstadt nicht nur die Norm geschafft, sondern war auch schneller als Helen Grobert (Ghost Factory Racing) und Adelheid Morath (BH-Sr Suntour-KMC).

„Eine Entscheidung zu treffen wird mehr als schwer“, bekennt BDR-Sportdirektor Patrick Moster. Einfacher würde es vielleicht, wenn einer Fahrerin noch mal ein Knaller-Resultat gelingt. Andererseits: Wenn das bei matschigen Bedingungen geschieht, ist das für das olympische Rennen in Rio de Janeiro auch nicht unbedingt ein Anhaltspunkt. Und dort will man ja auf jeden Fall die Fahrerinnen am Start haben mit den größten Aussichten. Schließlich hängen auch öffentliche Fördergelder von Olympia-Resultaten ab.

Elisabeth Brandau versucht den Ball flach zu halten. „Ich muss meine Coolness behalten. Was die Norm angeht, habe ich keinen Druck mehr. Ich habe gezeigt, dass ich das Zeug dazu habe und endlich mal meine Trainingsleistungen in einen Weltcup umgesetzt“, sagt Elisabeth Brandau.

Für Adelheid Morath ist durch ihre gesundheitlichen Beschwerden, wohl ausgelöst durch die strapaziöse Reise zum Weltcup nach Australien, eine schwierige Situation entstanden.

„Wenn andere schneller sind, dann muss man das akzeptieren. Das ist Sport. Was mich frustriert ist, dass ich nicht zeigen kann, was ich drauf habe, dass ich das Gefühl habe, ich muss derzeit alles herschenken, was ich mir erarbeitet habe“, sagt Adelheid Morath. Auch wenn aktuell vielleicht sogar Ruhe das Gebot wäre, sieht sie sich gezwungen ihrem Körper Höchstleistungen abzuringen.

Die körperlichen Probleme, zu denen sie ich in der Öffentlichkeit nicht konkreter äußern will, sind auf jeden Fall gravierender als einfach ein Infekt. „Es ist ein schlechter Zeitpunkt für so was“, meint die 31-Jährige.

Für La Bresse sei nicht damit zu rechnen, dass sich die Situation einschneidend verbessert. „Du weißt Du hast eigentlich eine super Form und jetzt kriegst du eins ums andere Mal einen auf den Deckel. Das ist nicht gut für die Moral“, bringt sie es noch mal auf den Punkt.

Bei Helen Grobert scheint die Welt in Ordnung. Auch wenn sie durch Brandaus Olympia-Norm noch mal mehr unter Druck geraten ist.

„Ich weiß, dass meine Form von Rennen zu Rennen besser wird und ich mich weiter steigern kann“, meint die Freiburgerin.

Jede Seite hat gute Argumente

Egal welche Namen der Bundestrainer und der Sport-Direktor nächste Woche dem Präsidium des Bund Deutscher Radfahrer vorlegen – zwei zur Nominierung und eine Ersatzfahrerin – gerecht wird die Entscheidung wohl nur Sabine Spitz, die sich gegen die Jüngeren dreimal in starker Manier behauptet hat.

Jede der drei anderen Fahrerinnen hat gute Argumente auf ihrer Seite. Adelheid Morath das (bisher) beste Ergebnis (5. in Windham), Helen Grobert die Jugend (24) und die Konstanz (in 7 Quali-Rennen unter den besten 16), Elisabeth Brandau ihre Schwangerschaft aus dem Vorjahr, so dass sie gar nicht wirklich konkurrieren konnte.  Wie soll man das alles gerecht abwägen? Und dann noch hochrechnen, wer vielleicht auf dem Rio-Kurs die besten Chancen hätte? Wer mit der besonderen Situation Olympia am besten klar kommt? Wer sich optimal auf einen Höhepunkt vorbereiten und die Leistung dann abrufen kann? Alles spekulativ und nicht wirklich zu messen. Weder vorher noch hinterher.

 

 

 

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