Weltcup Mont Sainte Anne nachgedreht: Wie Schweizer doppeln und ausgleichen

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Jolanda Neff trug zum Schweizer Doppelsieg bei. ©Erhard Goller

Einer Haibike-Fahrerin wird schwindelig. Eine Deutsche kommt nicht richtig über den Bach. Die Olympiasiegerin tastet sich heran. Ein Bruder bekommt den Kick, der andere zu wenig Luft. Ein Spanier würde gerne so schnell fahren wie die Jungen und dessen Teamkollege knackt die Top-Ten. Der Weltcup in Mont Sainte Anne: Nachgedreht, was hier noch nicht geschrieben stand.

Schweizer Doppelsieg. Jolanda Neff (Liv Pro XC) und Nino Schurter (Scott-Odlo) sorgten für Jubelstimmung im Alpenland. Einen Doppelsieg, also Schweizer Siege bei Damen und Herren am gleichen Ort und am gleichen Tag, das gab es zuletzt in Champéry 2010. Damals war es Nathalie Schneitter (Colnago-Südtirol), die vorlegte und Florian Vogel (Scott-Odlo), der vollendete. Davor gelang den Schweizern das 2001 in Vancouver durch Barbara Blatter und Christoph Sauser.

Die Schweizer Herren glichen übrigens im Duell mit Frankreich aus: Nach Weltcup-Siegen steht es jetzt 47:47.
Zweimal jubeln durfte am Sonntag auch das Liv Pro XC Team. Neben Jolanda Neff eroberte auch Michiel van der Heijden in der U23 das oberste Podest.

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Kathrin Stirnemann (Sabine Spitz-Haibike) lag auf Kurs zweites Top-Ten-Resultat in dieser Saison, als der Sprint-Siegerin an neunter Stelle liegend plötzlich schwindelig wurde, kalter Schweiß austrat und ihr so übel wurde, dass sie sich nur noch an die 80-Prozentmarke retten konnte. Außer mit der schwülen Hitze war das kaum zu erklären.

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Hanna Klein (BH Sr Suntour-KMC) ist keine Hitzeliebhaberin, das weiß man. So kurvte sie um Platz 25 herum nicht in den Regionen, die sie eigentlich anstrebt. Doch es kam noch schlimmer: Vor der Anfahrt zu einem Sprung über einen kleinen Bach wurde sie von einer Konkurrentin behindert, hatte nicht ausreichend Tempo und holte sich so einen Hinterrad-Defekt. Sie musste weit laufen und wurde dann an 37. Position aus dem Rennen genommen.

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Teamkollegin Julie Bresset, die nach mehr als zwei Monaten Wettkampf-Pause ihr erstes Rennen auf Rang 16 beendete, zuckte danach mit den Schultern. „Nicht so super. Aber es war mein erstes Rennen und mir war wichtig, dass ich durchgekommen bin“, so die Olympiasiegerin.

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Gelungenes Comeback nach zwei Monaten Wettkampf-Pause: Julie Bresset ©Erhard Goller

Lisi Osl (Ghost Factory Racing) hat sich nach dem Bruch des Ellbogen-Kopfes durchgebissen. „Besonders in der La Béatrice hat es schon ziemlich weh getan“, bekannte Osl. Durch die Schonhaltung sei sie auch nicht optimal auf dem Rad gesessen, meinte sie. Mit Rang 25 konnte sie den Schaden in Grenzen halten.

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Teamgenossin Katrin Leumann muss mit dem 21. Rang vorlieb nehmen. Sie liegt zwischen Platz zehn und 15, als sie im Pumptrack stürzt. „Mir hat es das Vorderrad verschlagen und dann hatte danach Probleme mit dem Atmen“, berichtet Leumann. Das kostete sie zehn Ränge. So aus dem Konzept gekommen, rutscht sie später im Anstieg zur La Beatrice noch weg und fällt auf den Rücken. „Ich dachte, was ist denn jetzt los“, schüttelt sie im Ziel den Kopf.

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Lukas Flückiger (BMC Racing) beendete den 21. Cross-Country-Weltcup in Mont Sainte Anne auf Rang vier. Er war schlecht gestartet, obwohl ihm das gar nicht so vorgekommen war. „Ich fühlte mich gar nicht so langsam, aber als es auf der Startrunde nach unten ging, habe ich mich wohl nicht genug gewehrt.“ Als Teamkollege Julien Absalon vorbei kam, der am Anfang noch weiter hinten lag, hatte er nicht den Mut mit zu gehen. „Da hat mir das Selbstvertrauen gefehlt“, bekennt Lukas Flückiger. Die Podiums-Platzierung habe ihm jetzt aber „den Kick“ gegeben, so dass er in Windham auf eine Steigerung hofft – vor allem auf einen besseren Start.

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Mathias Flückiger: Nicht übers Limit aber aufs Podium ©Erhard Goller

Das tut auch Bruder Mathias Flückiger (Stöckli Pro). Der Eidgenosse war hochzufrieden mit seinem fünften Platz, nachdem er in der letzten Runde einen Angriff von Olympiasieger Jaroslav Kulhavy (Specialized Racing) kontern konnte. Längere Zeit schon hat Flückiger Probleme mit der Atmung und das Training hatte gelitten. „Ich will nicht überheblich klingen, aber ich konnte heute nicht ans Limit gehen, sondern musste einfach meinen Rhythmus fahren“, erklärte Mathias Flückiger. Der Rhythmus war aber so hoch, dass er ihn aufs Podium hievte.

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José Hermida (Multivan-Merida) kämpfte nach einer verpatzten ersten Phase um den Anschluss an die Verfolgergruppe, die dann die Plätze drei bis acht unter sich ausmachte. Doch der Spanier musste für seine Aufholjagd von Rang 26 bezahlen. „Ich kann die ersten beiden Runden nicht so schnell wie die Jungen“, schüttelte er den Kopf. Ich brauche viel zu viel Energie, um nach vorne zu kommen. Daran muss ich bis zur WM arbeiten, so viel ist sicher, sonst habe ich keine Chance“, meinte Hermida, der am Ende als Achter die Ziellinie überquerte.
„Mont Sainte Anne war wieder gut zu mir, aber für das Podium brauche ich auch eine gute Form“, konstatierte Hermida, der 2010 dort Weltmeister geworden war.

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Teamkollege Thomas Litscher war nach seiner überstandenen Gürtelrose und dem Sturz bei den Schweizer Meisterschaften froh über sein viertes Top-Ten-Resultat in diesem Jahr. „Das hat es mal wieder gebraucht. Ich bin ein konstantes Rennen gefahren und habe darauf geachtet, dass ich am Anfang nicht überziehe“, erklärte der Schweizer, der Neunter wurde.

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