Weltcup Val di Sole: Drei deutsche Damen und ihre positiven Erinnerungen

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Die Startnummer 29 gehörte in Windham Adelheid Morath. 24 Positionen weiter vorne kam sie ins Ziel. Im Val di Sole wird sie die Startnummer 15 an den Lenker heften dürfen. ©Erhard Goller

Mit drei deutschen Damen konnte man in dieser Saison bisher viel Spaß haben und es deutet einiges darauf hin, dass es auch am Sonntag beim Weltcup-Finale im Val di Sole so sein wird. Adelheid Morath (BH Sr Suntour-KMC), Helen Grobert (Ghost Factory Racing) und Sabine Spitz können in Commezzadura optimistisch ins Rennen gehen.

Fangen wir bei der zuletzt genannten an: Ihre Weltcup-Resultate waren bis dato für Sabine-Spitz-Verhältnisse zwar nur durchschnittlich – in drei Rennen gelang kein Top-Ten-Resultat (18,11,12) – aber dafür holte sie Gold bei der Marathon-EM und Bronze bei der Marathon-WM.
Nun hat sie die Übersee-Weltcups ausgelassen, die Trans-Schwarzwald bestritten, mit fünf Etappensiegen auch gewonnen und geht deshalb mit völlig anderen Voraussetzungen ins Weltcup-Finale als der Rest.

Dass sie sich durch die Marathon-Etappen der Trans-Schwarzwald vermutlich keine Spritzigkeit angeeignet hat, das sieht Sabine Spitz gelassen. „Ich glaube für den Kurs im Val di Sole spielt das gar keine große Rolle“, sagt Spitz. Sie ist davon überzeugt, dass sie aus dem Übersee-Verzicht – mit Blick auf die zwei Wochen später stattfindende WM in Andorra – einen Vorteil hat.

„Ich glaube, dass es für mich die richtige Entscheidung war auf die Übersee-Weltcups zu verzichten. Ich hatte keinen Reisestress und konnte sehr gut trainieren“, meint Spitz.

In den bisherigen drei Weltcup-Rennen im Val di Sole sucht man Spitz vergeblich in den Ergebnislisten. 2010 verzichtete sie zugunsten der Vorbereitung auf die Marathon-WM, 2011 bekam sie einen Tag zuvor Hals-Schmerzen und sagte ab und 2013 konnte sie wegen ihrer lädierten Schulter nicht antreten. Nur 2008 bei der WM war sie am Start. Da allerdings sehr erfolgreich. Hinter der späteren Doping-Sünderin Marga Fullana holte Sabine Spitz Silber.

Helen Grobert: Top-Ten zu halten wäre riesiger Erfolg

Was die bisherigen Weltcup-Resultate in dieser Saison angeht, haben ihr Helen Grobert und Adelheid Morath vorläufig den Rang abgelaufen. Helen Grobert konnte in ihrem ersten Jahr im Elite-Weltcup im Frühjahr überraschend stark auftrumpfen. Platz neun in Nove Mesto und Rang sechs in Albstadt waren schon sehr verblüffend. Gerne hätte man gewusst wie es in Lenzerheide ohne Defekt ausgegangen wäre, als sie auf Rang drei lag und schließlich 20. wurde.

Was dann folgte, hätte man vor der Saison aber auch noch als „top“ anerkannt: Platz 12 und 16.
Sie behauptet vor dem Finale immer noch den zehnten Gesamtrang und würde den auch gerne verteidigen. „Es wäre ein riesiger Erfolg. Ich fühle mich gut, auch wenn die letzten drei Wettkämpfe (inklusive EM) nicht der Oberhammer waren. Ich werde jedenfalls um jeden Platz kämpfen“, sagt Grobert, die 2013 in Val di Sole in der U23-Kategorie gute Vierte wurde.

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Hat immer noch Grund zum Schmunzeln: Helen Grobert ©Andreas Dobslaff/EGO-Promotion

Dass sie etwas an Leistung eingebüßt hat, sieht sie in Zusammenhang mit der noch fehlenden Erfahrung. „Die Reiserei mit den Übersee-Weltcups ist ja nicht ganz einfach, das braucht Fingerspitzengefühl. Vielleicht hat mir das ein wenig gefehlt“, räsoniert die 23-jährige Deutsche Meisterin. „Viele Profis haben da vielleicht schon den richtigen Fahrplan, der mir noch fehlt. Ich kann aus den Fehlern nur lernen.“


Adelheid Morath auf einem Terrain der positiven Erinnerungen

Den richtigen Fahrplan, den hält Adelheid Morath jetzt in ihren Händen. Und das nach einem „Katastrophen-Frühjahr“, wie sie es selber nennt. Mit all den Krankheiten, Verletzungen und dem nicht selbst verschuldeten Sturz in Lenzerheide. Die Kurve zeigte steil nach oben, bis zum vorläufigen Höhepunkt, dem fünften Platz in Windham. Die Form stimmt, das Selbstvertrauen ist da und jetzt geht die Reise zu dem Weltcup-Ort, an dem sie 2013 mit Platz vier ihren bis dato größten Erfolg feierte. Als jetzt 15. der Gesamtwertung kann Morath am Sonntag aus der zweiten Reihe ins Rennen gehen.

„Ich habe sehr gute Erinnerungen daran und ich freue mich darauf. Ich denke, meine Form ist sehr gut und ich hoffe, dass alles zusammen passt und dass es so weitergeht“, sagt Morath.
In Val di Sole haben sie den Kurs zwar modifiziert, doch ein langer Anstieg und steile Rampen bleiben im Layout der Strecke erhalten. Ein Terrain, das den Fähigkeiten von Adelheid Morath durchaus entgegenkommt.
Gelingt ihr noch mal ein ähnliches Resultat wie in Windham, könnte sie ihr bestes Weltcup-Gesamt-Resultat (13.) sogar noch verbessern.

Rieder, Brandau, Klein und Wrobel….
Eine Sieganwärterin mit deutschem Lizenz-Code ist noch nicht dabei. Aber eine so gute Konstellation hatte man im deutschen Lager schon lange nicht mehr. Und auch dahinter regt sich langsam was.

Nadine Rieder (AMG-Rotwild) hat mit einem Sieg beim BMC Racing Cup in Basel verblüfft und Elisabeth Brandau (Radon-EBE Racing) baut Stein um Stein an ihrer Form. Ihr ist auf dem physisch sehr anspruchsvollen Kurs in Italien ein Sprung unter die besten 25 zuzutrauen. 31. war sie schon in Lenzerheide.

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Haben in Basel Aufmerksamkeit geweckt: Elisabeth Brandau und Nadine Rieder ©Erhard Goller

Nadine Rieder kommt das Terrain nicht so entgegen, aber mit der aktuell guten Form könnte sie ihr bis dato bestes Saisonergebnis (42. in Lenzerheide) auf jeden Fall steigern.
Hanna Klein (BH-Sr Suntour-KMC) hat sich zwischen Platz 30 und 40 gewissermaßen festgefahren. Immerhin sind für Sonntag nicht die ganz hohen Temperaturen angekündigt, mit Hitze kommt Hanna Klein gar nicht gut zurecht.

Bei Nina Wrobel (Merida-Schulte) bleibt weiterhin die Frage, wann sie erstmals ein Rennen komplett mit Vollgas bestreiten kann. Beim BMC Racing Cup in Basel dauerte es ungefähr ein halbes Rennen, ehe sie in Schwung kam. Dann ging es noch von Platz 15 auf neun nach vorne. Im Weltcup wirkt sich eine solche Blockade natürlich gravierender aus.

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