Weltcup Windham Nachgedreht: Doppeltes Podium und eine Lebensversicherung

 

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In Windham das siebte Top-Drei-Resultat seiner Karriere eingebucht: Manuel Fumic ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

 

Lange nicht mehr erlebt: Zwei Elite-Podien mit deutscher Beteiligung. Eine Lebensversicherung, in die nur einer einzahlt. Schrott- und andere gebrauchte Tage mit negativen Gedanken. Eine Schweizerin (noch) am Stück und eine Team-Wertung die entschieden ist und eine andere, die einen Führungswechsel hinter sich hat. Vom Weltcup in Windham nachgedreht, was hier noch nicht geschrieben stand.

Zum ersten Mal seit über vier Jahren standen am Sonntag in Windham sowohl beim Damen- als auch beim Herren-Rennen eine Deutsche und ein Deutscher auf dem Podium. Im Mai 2011 war das im Dalby Forest der Fall, als Sabine Spitz Dritte und Manuel Fumic Fünfter (und Moritz Milatz Sechster) wurde. Diesmal war das umgedreht. Fumic wurde Dritter und Adelheid Morath landete auf Rang fünf. Für sie war es das zweite Weltcup-Podium ihrer Karriere, nach Val di Sole 2013, während es für Manuel Fumic sein insgesamt siebtes Top-Drei-Resultat im Weltcup war.

Die Eidgenossen werden milde lächeln, für sie ist das ja Normalität. Und die Franzosen kennen das auch zur Genüge.

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Manuel Fumic (Cannondale Factory Racing) ist derzeit quasi auch die (Über-)Lebensversicherung für die deutschen Hoffnungen auf den dritten Olympia-Startplatz. Seine 160 Weltranglistenpunkte für Platz drei übertreffen die Ausbeute seines Teamkollegen Marco Fontana (14.) und von Luca Braidot (16.), die dafür 78 und 74 Punkte bekommen haben. Der aktuell beste Italiener Andrea Tiberi (FRM) schied in der vierten Runde aus, während für die Deutschen Moritz Milatz (Koch Engineering-Müsing Bikes) nicht am Start war und Markus Bauer (Kreidler Werksteam) nur drei Punkte kassierte (siehe unten).

Die genannten sechs Fahrer sind die Biker, die für Deutschland, respektive Italien, im Moment in die Nationenwertung zählen. Die beiden Verbände kämpfen um den fünften Platz, den letzten, der noch drei Startplätze für Rio 2016 vorsieht.

Allerdings ist im Moment ein dritter deutscher Aspirant nicht in Sicht. Alle potenziellen Kandidaten schwächeln.

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Nur drei Punkte für’s Durch-Rocken: Markus Bauer ©Thomas Weschta/EGO-Promotion

 

Markus Bauer (Kreidler Werksteam) notierte am Sonntagabend in Windham einen „Schrott-Tag“ im Kalender. Gleich in der Startphase fiel ihm die Kette runter. Das warf ihn ans Ende des Feldes. Dann kämpfte er sich langsam nach vorne, bevor ihm ein „blöder Sturz“ unterlief. Als auch der weggesteckt war, machte wieder die Kette Ärger. Da ging dann nur noch zu Ende fahren und wenigstens die drei Weltranglistenpunkte buchen, die es für das Beenden eines Weltcup-Rennens gibt. Rang 77 mit zwei Runden Rückstand war das unerfreuliche Resultat seines Arbeitstages.

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Simon Gegenheimer (Rose-Vaujany fueled by Ultrasports) sammelte für Platz 54 immerhin 14 Weltcup-Zähler. Für den Nordschwarzwälder, zu dessen Lieblingsterrain lange Anstiege eigentlich nicht zählen, war das ein durchaus brauchbares Resultat. Teamkollege Steffen Thum kam auf dem gleichen 59. Platz ins Ziel wie schon in Mont Sainte Anne.

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Thomas Litscher (Multivan-Merida) war im Ziel sehr verärgert. Eine Woche hatten ihn Rückenschmerzen gebremst und diesmal war es ein Plattfuß. Beide Male lag für den Schweizer eine Platzierung um Rang zehn im Bereich des Möglichen. Ein solches Ergebnis wäre für Litscher wichtig gewesen, um sich für die WM anzubieten. Der 35. Platz hilft da nur bedingt weiter.

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Nicht ganz der Tag, den sie in Windham gebraucht hätte: Gunn-Rita Dahle-Flesjaa ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

Gunn-Rita Dahle-Flesjaa (Multivan-Merida) sah ein halbes Rennen lang nicht wie die Siegerin, aber wie die Gewinnerin des Tages. Sie kämpfte noch um Rang zwei, während Jolanda Neff nur auf Position zehn unterwegs war. Bei dieser Konstellation hätte die Norwegerin der führenden Neff in der Gesamtwertung 105 Punkte abgenommen, beim Finale im Val di Sole wäre alles offen gewesen. Doch dann stürmte Neff an Dahle-Flesjaa vorbei und drehte den Spieß noch um. Jetzt sind es 190 Zähler Vorsprung für die Schweizerin.

„Ich habe diese Woche schon gespürt, dass mir etwas fehlt. Ich bin sehr schnell gestartet, aber das geht mehr über die Kraft und nicht weil die Beine gut waren. Ich habe alles gegeben, aber ich war nicht gut genug für die Top Fünf. Ein bisschen enttäuschend, aber es ist nichts Lebenswichtiges – auch wenn es sich während des Rennens so anfühlt“, kommentierte Dahle-Flesjaa.

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Eva Lechner (Colnago-Südtirol) kam gut ins Rennen, hatte dann aber einen Defekt, der sie auf Rang 16 zurückwarf. Von dort kämpfte sie sich wieder auf Position elf nach vorne. „Sehr schade, weil sich die Beine ziemlich gut angefühlt haben“, meinte Lechner per Twitter.

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Für Nathalie Schneitter (Rose-Vaujany fueled by Ultrasports) dauerte das Weltcup-Rennen in Windham grade mal eine halbe Stunde. Die Eidgenossin stürzte schwer und musste das Rennen aufgeben. „Alles geprellt, aber immer noch in einem Stück“, kommentierte sie auf Twitter.

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Ihre Schweizer Landsfrau Katrin Leumann (Ghost Factory Racing) hatte nach ihrem kapitalen und unglücklichen Sturz in der Startphase von Mont Sainte Anne mit den Nachwirkungen zu kämpfen. Auch mental, wie auf ihrer Homepage steht. „Gehemmt“ sei sie gewesen und habe am Anfang „vielleicht ab und zu etwas zu viel gebremst“, heißt es da. Und sei habe zur Mitte des Rennens „extrem gegen negative Gedanken“ kämpfen müssen. Am Ende war es Rang 35. Eigentlich, so Leumann, habe sie in Übersee schon wieder an ihr altes Leistungsniveau herankommen wollen, aber nach dem Sturz in Kanada wurde sie wieder zurückgeworfen.

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Vorzeitig und zum dritten Mal in Folge Sieger in der Teamwertung der Herren: Das BMC Racing Team ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

 

Das BMC Racing Team hat seinen Titel als bestes Weltcup-Team bei den Herren erneut und vorzeitig verteidigt. Mit Ausnahme von Lenzerheide, als das Multivan-Merida Biking Team auf dem Podium stand, hat die Equipe um Weltmeister Julien Absalon immer gewonnen. Auch in Windham, obwohl es Lukas Flückiger wieder nicht so lief wie gewünscht. Er sprach davon, dass die „Beine nie richtig gedreht“ hätten und wurde damit immerhin noch Siebter. Ralph Näf belegte Rang 13.

Bei den Damen bleibt es offen. Das Specialized Racing Team (Annika Langvad und Lea Davison auf den Plätzen drei und vier) hat die Führung vom Luna Pro Team zurückerobert. Weltmeisterin Catharine Pendrel erlebte für Luna einen schlechten Tag. Die Kanadierin ging am Anfang das Tempo von Pauline Ferrand Prevot (Rabo-Liv) mit und musste dafür mächtig büßen. Es ist schon eine Weile her, dass Pendrel ohne Defekt nur auf einem 25. Platz ins Ziel gekommen ist.

 

 

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