WM in Andorra im Blick zurück: Gute Erinnerungen an eine spezielle Location

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WM in 1900 Metern Höhe ©Erhard Goller

Zwei Cross-Country-Weltcup-Events haben in Andorra bis dato stattgefunden. 2008 und 2013 gastierte die olympische MTB-Disziplin im Bikepark Vallnord. Es ist eine besondere Location, nicht nur weil Start und Ziel in rund 1900 Metern über dem Meeres-Spiegel liegen. Vor zwei Jahren gab es aus deutscher Sicht ganz überraschend was zu feiern.

Vergleicht man den aktuellen Streckenplan mit dem von 2013, ist der Kurs zwar erneut 4,2 Kilometer lang, doch die Schleife hat an zwei Stellen Änderungen erfahren. Eine längere Schotterpassage wurde raus genommen, ein direkterer Weg zu einem brutal steilen Anstieg eingebaut und danach wurde ein Singletrail quasi verlängert. Die Charakteristik bleibt indes ungefähr dieselbe.

Speziell ist an der Location, dass es da oben im Bikepark eigentlich an der Infrastruktur für eine WM fehlt. Duschen sucht man dort vergeblich. Wasser und Strom waren 2013 – und auch schon 2008 – teilweise ein Problem. Dass man doch in den Pyrenäen die 26. Weltmeister in der Cross-Country-Geschichte sucht, hat damit zu tun, dass der einzige Bewerber-Konkurrent Mexiko City war und dort waren die Voraussetzungen (noch) schlechter.
Wenn man am Ende über Medaillen jubelt, ist das dann denjenigen, die sie gewinnen, aber wohl egal.

Das konnte auch Sabine Spitz vor zwei Jahren verschmerzen. Völlig überraschend, auch für sie selbst, durfte sie damals den zweiten Weltcup-Sieg ihrer Karriere feiern. Elf Jahre nach dem ersten. Sie gewann in einem engen Finish vor Katerina Nash (Luna Pro Team) und Eva Lechner (Colnago-Südtirol).
Überhaupt war es das erfolgreichste Weltcup-Wochenende für das Sabine Spitz-Haibike Pro Team, denn Adelheid Morath wurde 13., man gewann die Team-Wertung und Kathrin Stirnemann hatte zuvor schon den Sprint-Weltcup gewonnen.

Bis jetzt: Kein Glück für Julien Absalon

Bei den Herren gewann vor zwei Jahren Nino Schurter (Scott-Odlo). Der Verlauf war allerdings ungewöhnlich. Julien Absalon (BMC Racing) hat Probleme mit der Kette und kann deshalb nicht vorne eingreifen. Schurter erleidet bereits in der ersten Runde Defekt, während sich Ondrej Cink (Multivan-Merida) in Runde zwei absetzen kann. Erst in der letzten Runde kann Schurter aufschließen und den Tschechen schließlich mit sechs Sekunden Vorsprung besiegen. Stephane Tempier (BH-Sr Suntour-KMC) wird Dritter.
Manuel Fumic belegte bei seinem damaligen Weltcup-Comeback nach Schulter-Verletzung Rang zehn.

Noch weiter zurück, im Jahr 2008, hatte Julien Absalon in dem Kleinstaat zwischen Frankreich und Spanien auch keinen Tag, an den er sich gerne erinnert. Der Franzose stürzte schwer und zog sich schwere Rippenprellungen zu. Er wurde Elfter.
Sieger war auch wieder ein Schweizer: Christoph Sauser (Specialized) gewann vor dem Südafrikaner Burry Stander (†), der damals noch U23-Fahrer war (es gab noch keinen U23-Weltcup). Dritter wurde Geoff Kabush aus Kanada.
Bester Deutscher war Moritz Milatz, der 23. wurde.

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2008 im Bikepark Vallnord: Adelheid Morath mit interessanter Begleitung im Schlepptau: Chengyuan Ren ist als Weltcup-Führende ins Rennen gegangen, war aber an diesem Tag chancenlos. Mit der Nummer 27: Maria Osl, die ältere Schwester von Lisi Osl. ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

Bei den Damen stand Marga Fullana ganz oben auf dem Podest. Eva Lechner wurde Zweite vor Marie-Helene Premont. Scheinbar liegt der Italienerin das Terrain im Bikepark Vallnord. Beste Schweizerin war Nathalie Schneitter, die damals auch noch U23-Fahrerin war und Fünfte wurde.
Beste Deutsche: Adelheid Morath auf Platz 19, die damals vergeblich um den 15. Rang kämpfte, der die halbe Olympia-Norm bedeutet hätte.

Beim Sprint 2013 setzte sich bei den Herren der aktuelle Weltmeister Fabrice Mels durch, vor Catriel Andres Soto und Titouan Perrin Ganier. Bester Deutscher: Simon Gegenheimer (Rose-Vaujany).
Bei den Damen war es Kathrin Stirnemann (jetzt Haibike-Ötztal) vor Alexandra Engen (Ghost Factory Racing) und Jenny Rissveds (Scott-Odlo), sowie Jolanda Neff. Beste Deutsche: Nadine Rieder (AMG-Rotwild) auf Rang acht.

Brennende Lungen: Für die WM haben sich die meisten an die Höhe angepasst
In den Berichten von den Rennen 2008 und 2013 liest man mehrfach von brennenden Lungen (Nino Schurter 2008) und, dass man am Anfang über sein Limit gegangen ist und sich danach nicht mehr davon erholt hat. Typische Phänomene in der Höhe, wo der Sauerstoff-Anteil in der Atemluft geringer ist. Für die WM haben sich die Athleten allerdings mehr Zeit genommen und der Großteil hat eine Höhenanpassung vollzogen.
Die Deutschen, wie auch die Kanadier, Maja Wloszczowska (Kross Racing) oder Gunn-Rita Dahle-Flesjaa in Livigno, das auf einer ähnlichen Höhe liegt. Die Schweizer, die Holländer im Engadin oder Bernina-Pass und die Spanier in der Sierra Nevada. Wo man sich, laut José Hermida (Multivan-Merida), vorkommt wie ein Fisch im Wasser, der ständig nach Luft schnappt.

Besonders an der Location im Bikepark Vallnord, oberhalb von La Massana, ist aber auch, dass die Athleten dort oben nicht übernachten können. Es sei denn, man nächtigt oben im Wohnmobil, wie es Manuel Fumic (Cannondale Factory Racing) praktizieren wird.
La Massana liegt auf gut 1200 Metern und so gibt es auch Leute, die erst am Mittwoch anreisen und nur kurz zum Trainieren nach oben gehen und dann zum Wettkampf. Kann auch funktionieren.

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