WM Nove Mesto: Eine lange Gerade kürt die besten Sprinter

Das WM-Podium 2015: Silbermedaillengewinner Sam Gaze (hinten) hat dieses Jahr nicht für den Sprint gemeldet © Lynn Sigel
Das WM-Podium 2015: Silbermedaillengewinner Sam Gaze (hinten) hat dieses Jahr nicht für den Sprint gemeldet © Lynn Sigel

Am Mittwoch werden im tschechischen Nove Mesto die Weltmeisterschaften mit dem Eliminator Sprint eröffnet. Daniel Federspiel hofft, dass sein Augen-Handicap eine Titelverteidigung erlaubt und der Deutsche Meister Simon Gegenheimer will wieder in die Medaillenränge.

 

Drei Damen und fünf Herren wurden vom Bund Deutscher Radfahrer (BDR) für die fünften Weltmeisterschaften im Eliminator Sprint nominiert. Unter ihnen gilt Simon Gegenheimer (Rose-Vaujany fueled by UltraSports) als der Aussichtsreichste. Der WM-Dritte des vergangenen Jahres präsentierte sich bei der Deutschen Meisterschaft in Bodenmais in prächtiger Verfassung.

Dort formulierte er auch sein Ziel für die WM: „Klar, der Titel wäre super, aber ich wäre auch mit jeder anderen Medaille zufrieden.“ Die Vorbereitungen seither liefen rund. „Ich konnte die zwei Wochen seit der DM noch mal gut nutzen“, sagt ein zuversichtlicher Gegenheimer.

Der Sprint in Nove Mesto ist speziell, weil es da diese lange und breite Zielgerade gibt, die alle Möglichkeiten offen lässt. Dadurch werden taktische Scharmützel provoziert. Beim ersten Weltcup-Rennen auf diesem Kurs im Jahr 2012 überraschte Sepp Freiburghaus im Finale die Konkurrenz mit einem frühen Angriff, doch in den anderen Jahren fiel die Entscheidung vor der Tribüne des Biathlon-Stadions.

Auch Christian Pfäffle wurde 2013 auf der Zielgeraden noch knapp von Kenta Gallagher abgefangen und auf Rang zwei verwiesen. 2014 siegte der Slowene Miha Halzer vor Daniel Federspiel in ähnlicher Manier.

Federspiel: Organisch alles in Ordnung

Der amtierende Weltmeister muss für Mittwoch hoffen, dass er seine Fähigkeiten zeigen kann. Es ist nicht die körperliche Verfassung, die ihm Sorgen macht. „Die Vorbereitung in Livigno war richtig gut und ich konnte gegenüber der WM im letzten Jahr sogar noch ein paar Watt drauf legen“, erklärt Federspiel.

Sein Problem ist sein rechtes Auge, dessen Sehkraft unter höchster Belastung verschwindet. Das hatte ihn schon bei der EM in Schweden behindert. Danach ließ er sich gründlich untersuchen. „Organisch ist alles in Ordnung“, gibt er Entwarnung. Allerdings ist das keine Gewähr, dass das Phänomen nicht erneut auftaucht.

Neben ihm zählen Ex-Weltmeister Fabrice Mels (Salcano), Europameister Emil Linde, Catriel Soto aus Argentinien und eben Gegenheimer zu den Fahrern, die man als Medaillenkandidaten auf der Liste hat. Allerdings ist der Kreis der möglichen Podiumsanwärter weitaus größer. Auch der Schweizer Patrick Lüthi könnte dazu zählen.

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Die Zielgerade in Nove Mesto kann ziemlich lang werden: Christian Pfäffle 2013 im Duell mit Kenta Gallagher im Kampf um den Weltcupsieg ©Armin M. Küstenbrück/EGO-Promotion

Heiko Hog: Alles reinhauen

Die vier anderen Deutschen zählen nicht unbedingt dazu, doch wer weiß das schon? Siehe EM-Silber für Heiko Hog (Freiburger Pilsner-AfK) 2015. Der Student war im Studium zuletzt ziemlich eingespannt und zudem gesundheitlich etwas angeschlagen.

Auch wenn diese Voraussetzungen nicht besonders günstig sind, zeigt sich Heiko Hog sehr motiviert. „Es ist eine WM und ich werde da alles reinhauen“, kündigt er an.

Auf die lange Zielgerade freut er sich besonders. „Das ist eine neue Herausforderung“, meint Heiko Hog, der sich vorgenommen hat, „kaltschnäuziger“ zu agieren als bei der DM.

Bei David Horvath vom Lexware-Team spürt man in der Grundstimmung durchaus Optimismus. Der Deutsche Vize-Meister berichtet, dass ihm der Sieg beim Ultra Bike (43km) Selbstvertrauen gegeben habe. „Im Training fühle ich mich super. Aber beim Eliminator ist immer vieles möglich und ich setze mich deshalb nicht unter Druck“, sagt der WM-Elfte des Vorjahres. Im Sprint ist vieles möglich, allerdings auch in negativer Hinsicht.

Felix Klausmann (Link Rad Quadrat) darf man in Nove Mesto nach seinem Auftritt bei der DM auch einiges zutrauen. Ohne Defekt im Finale wäre da einiges mehr drin gewesen als Rang vier. Für Toni Partheymüller (Haibike-KMC) dürfte die lange Zielgerade kein Nachteil sein.

Damen: Schweizer Trio in der Favoritenstellung

Bei den Damen bringen die Schweizer gleich drei Medaillenkandidatinnen an den Start. Titelverteidigerin Linda Indergand (Focus XC) und ihre Vorgängerin Kathrin Stirnemann (Haibike-Ötztal) sind hoch einzuschätzen. Auch die Vierte des Vorjahres, Ramona Forchini (Strüby-BiXS) wäre auf dem Podium keine Überraschung.

Vize-Weltmeisterin Ingrid Boe Jacobsen aus Norwegen und Europameisterin Iryna Popova, aus der Ukraine, Anna Oberparleiter aus Italien sind weitere wichtige Namen. Und dann ist da noch Alexandra Engen (Ghost Factory Racing), die in Nove Mesto zweimal gewonnen hat und auch zweimal Weltmeisterin in dieser Disziplin war. Bei ihr ist aktuell aber noch schwer einzuschätzen, was ihre Verfassung zulässt.

Zwischen diesen Damen und einigen mehr, ist die Deutsche Meisterin Nadine Rieder eine Außenseiterin. Und sie hält sich auch etwas zurück in ihren Prognosen.

„Im Prinzip will ich schon ins Finale, aber letztes Jahr habe ich mir für die WM auch viel vorgenommen und bin dann im Halbfinale ausgeschieden“, sagte sie vor kurzem in einem Interview.

Die Deutsche Meisterschaft hat ihr Mut gemacht, aber sie verweist auch auf die Unwägbarkeiten. „Es muss alles passen, man muss Glück haben und man braucht im Sprint auch eine gewisse Gelassenheit“, meint Rieder.

 

Lena Putz (Genesis Entireinfra) darf man durchaus einiges zutrauen, die U23-Fahrerin besitzt Sprint-Qualitäten. Und Lena Wehrle (Superior Mio Wildschönau) hat sich seit der DM gezielt auf die WM vorbereitet. „Ich freue mich riesig auf die Atmosphäre einer WM“, sagt sie vor ihrer Premiere.

 

 

 

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