Marco Fontana: Trotz Scheibenbremsen keine Cross-WM

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Marco Fontana: Überraschender dritter Platz beim Cross-Weltcup in Rom. ©Pubblifoto/Cannondale-Fontana

Cannondale-Biker Marco Fontana hat beim Cross-Weltcup in Rom als Dritter für eine faustdicke Überraschung gesorgt. Der  Mountainbike-Olympia-Dritte aus Italien war dabei der erste Fahrer, der es im Radcross mit Scheibenbremsen auf das Weltcup-Podest schaffte. Auf einen Start bei der Cross-WM wird er aber dennoch verzichten. Warum, das und vieles mehr erklärt er  im Interview.

aCC: Marco, Platz drei beim Cross-Weltcup, hättest du damit gerechnet?

Marco Aurelio Fontana: Nein, überhaupt nicht. Ich habe auf die Top-Ten gehofft, im allerbesten Fall mit den Top fünf. Aber niemals mit dem Podest. Aber der Kurs war sehr schnell, das Publikum hat mich wirklich extrem nach vorne getrieben und ich konnte immer Gas geben. Um ehrlich zu sein, ich habe mich großartig gefühlt, aber ich habe auch Glück gehabt, dass Vantornout zum Schluss Pech mit der Kette hatte.

Du bist von ganz hinten gestartet?

In der zweitletzten Reihe. Das Problem war eine Brücke nach 300, 400 Metern. Da habe ich schon einiges an Zeit verloren und ich musste viele Leute überholen.

Du warst in der fünften Runde an den vier Spitzenreitern dran, auf einmal aber wieder weg. Was ist da passiert?

Ich hatte einen kleinen Fehler an den Hindernissen. Ich bin da immer drüber gesprungen, aber bin dann mit dem Hinterrad hängen geblieben. Danach habe ich noch mal einen kleinen Fehler gemacht, wahrscheinlich weil ich ein bisschen kaputt war. So habe ich den Anschluss wieder verloren. Ich entschied mich dann dafür erst mal eine Runde ruhiger zu fahren, um wieder Luft zu holen. Danach konnte ich wieder Gas geben und bin wieder hin gefahren. Allerdings waren Vantornout und Pauwels da schon vorne weg und ich konnte nur noch um Platz drei kämpfen.

Niels Albert konntest du dann aber nicht halten.

Ich habe mich schon auf einen Sprint konzentriert. Mourey hat dann das Hinterrad von Albert verloren und ich habe mich entschieden, mein Glück zu versuchen. Dann hatte Vantornout sein Problem. Es war ein großartiges Gefühl als Dritter auf die Zielgerade zu kommen.

Du hast bei der Zieldurchfahrt auf ein Emblem mit dem Schriftzug South Africa und Kwa Zulu Natal gedeutet und dann in den Himmel gezeigt. Diese Geste galt dem tödlich verunglückten Burry Stander.

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Fontana widmet seinen dritten Platz dem verstorbenen Burry Stander. ©Pubblifoto/Cannondale-Fontana

Ich war wirklich sehr traurig, als ich die Nachricht bekam. Wir haben uns entschlossen etwas zu tun. Ich hatte ein Emblem von Greg Minnaar (Südafrikanischer Weltklasse-Downhiller)wir haben das ausgeschnitten und im Herzbereich befestigt. Den dritten Platz habe ich Burry gewidmet.

Hast du während des Rennens auch an ihn gedacht?

Um ehrlich zu sein, nein. Da ging alles zu schnell, nur darum Vollgas zu fahren. Erst als ich auf der Ziellinie war, kamen die Gedanken an Burry.

Du hast viel Aufsehen erregt, auch weil du der erste Fahrer bist, der es mit  Scheibenbremsen bei einem Cross-Weltcup aufs Podium geschafft hast.*

Auf diesem Kurs war das ein Vorteil, weil ich in der Anfangsphase viele Fahrer beim Bremsen überholen konnte. Du musst natürlich auch das Gefühl dafür entwickeln, aber du kannst das Bike besser kontrollieren. Es waren aber auch die neuen Enve-Laufräder, das ganze Setup des Bikes, was es stabiler machte.

Im Matsch wäre der Vorteil nicht so groß gewesen?

Damit musst du auch erst mal umgehen lernen, weil das Bike dann hinten eher seitlich weg geht. Das kann ich dann nächstes Wochenende bei den italienischen Meisterschaften üben. Da geht es auf und ab und wahrscheinlich ist es matschig. Das wird ein guter Test.

Nach diesem Erfolg, wirst du die WM in Louisville fahren?

Nein. Ich habe mich dagegen entschieden. Mitte März fahre ich mit Manuel (Fumic) die Cape Epic. Im Februar haben wir viel zu tun. Fotoshooting, Videoshooting, Tests mit dem neuen Material. Ich kann ja nicht ohne Training zur Cape Epic gehen. Natürlich würde ich liebend gerne die WM fahren, aber es macht keinen Sinn. Ich bin halt nur einer und kein zwei (lacht).

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Mit Scheibenbremsen aufs Podest: Marco Aurelio Fontana ©Pubblifoto/Cannondale-Fontana

Du hast als Cross-Fahrer deine Radsport-Karriere begonnen, stimmt das?

Hmm, ich bin zuerst Mountainbike gefahren, aber mein erstes Rennen war ein Cross-Rennen, das stimmt. Mit elf oder zwölf. Ich habe immer beides gemacht.

Vermutlich hattest du nach deiner Bronze-Medaille bei den Olympischen Spielen in London im Herbst viel zu tun, oder?

Ja, es war eine sehr anstrengende Zeit. Vor allem im November und Dezember. Termine, auch beim Präsidenten, Interviews, Fernsehen und so weiter. Ich bin froh, dass das jetzt nachgelassen hat. Einerseits ist es schön, weil die Leute wissen wer du bist und was du machst, aber es ist auch anstrengend. Es ist schön, sich wieder ganz auf den Sport konzentrieren zu können.

Was hast du dir denn für die Saison 2013 vorgenommen?

Ich will einen Weltcup gewinnen und möglichst immer vorne mit dabei sein, damit ich in der Gesamtwertung auch top bin. Und natürlich habe ich die WM im Blick.

*Daniel Hespeler, Team-Manager des Cannondale Factory Racing Team, erklärte aCrosstheCountry.net, dass Fontana erst mit Beginn diesen Jahres durch den Wechsel des Teams von Mavic- auf Enve-Laufräder Scheibenbremsen nutzen konnte. Und sich dafür entschied, weil er als Mountainbiker gewohnt ist, damit umzugehen. Mit den Scheibenbremsen ist es möglich später, punktgenauer zu bremsen und damit auch eine andere Linie zu wählen. Zudem lassen sich Scheibenbremsen in ihrer Wirkung von den äußeren Bedingungen kaum beeinflussen, im Gegensatz zu Felgenbremsen. Im traditionsbewussten Cross-Sport haben sich die Scheibenbremsen bisher noch nicht durchgesetzt. Sie sind bei Cross-Rennen allerdings auch erst seit 2010 erlaubt.

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